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Bankencrash, drohende Wirtschaftskrise und Arbeitskämpfe

Niemand hatte diese Bank auf dem Schirm. Foto: Minh Nguyen / CC-BY-SA-4.0

Der Kollaps der Silicon Valley Bank – die existenzielle Krise von Credit Suisse – und die lange Geschichte von Krisen und Krach

Diese Bank hatte niemand auf dem Schirm. Am 10. März musste in den USA die Silicon Valley Bank (SVB) von der Aufsichtsbehörde geschlossen werden. Verluste in Höhe von zwei Milliarden Dollar hatten sich angehäuft, einen "Bank-Run" ausgelöst und die Aktien des Instituts um 80 Prozent schrumpfen lassen. Das Institut gehörte zu den 20 größten US-Banken; seit 2018 ist die SVB auch in Deutschland vertreten.

Nur wenige Stunden nach der SVP-Insolvenz ging eine zweite US-Bank in die Insolvenz. Andere Regionalbanken in den USA befinden sich im Krisenmodus und werden auf unterschiedliche Weise mit Staatsgeldern gestützt. Natürlich betonen der US-Präsident Joe Biden und seine Finanzministerin Janet Yellen, dass keine Gefahr für das Finanzsystem droht.

Im Übrigen habe man die Silicon Valley Bank nicht etwa mit staatlichen Geldern gerettet – das könnte der Konkurrenz, der Republikanischen Partei und deren Häuptling, Donald Trump, in die Hände spielen. Vielmehr habe man der Bank schlicht und einfach Geld geliehen.

Anders als 2008, als es einige Wochen dauerte, bis die Lehman Brothers-Pleite nach Europa schwappte, dauert es 2023 nur wenige Stunden, bis die Bankenkrise in Kalifornien die europäische Finanzwelt erschüttert – zunächst in Form eines Einschlags in der eidgenössischen Bergwelt.

Seit dem 14. März droht die Credit Suisse, die zweitgrößte Bank in der Schweiz, zu kollabieren. Eine 50-Milliarden-Franken-Stützungsaktion der Schweizerischen Nationalbank soll dies verhindern. Inzwischen sind die Aktien aller großen europäischen Banken massiv unter Druck geraten. Und es dürfte nur wenige Tage dauern, bis auf diese Weise die nächste Schwachstelle im Finanzsystem identifiziert wird.

Warum nicht in Italien die Banca Monte dei Paschi di Siena? Warum nicht die seit Jahren angeschlagene Deutsche Bank? Warum nicht eine Großbank in Spanien, die dort im hochspekulativen Immobiliensektor engagiert ist? Warum nicht eine der britischen Großbanken?

Gab es nicht im November 2022 im Vereinigten Königreich eine Situation, wo die Bank of England intervenieren musste, um große Pensionsfonds vor dem Absturz zu retten. Diese sahen sich – ähnlich wie jetzt die Silicon Valley Bank! – zu einem Notverkauf von niedrig verzinsten Staatsanleihen gezwungen und gerieten durch die damit erlittenen Kursverluste in Schieflage. Dazu noch weiter unten.

Die Wirtschaftswoche [1] kommentierte den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank wie folgt: "Genau vor einer solchen Situation fürchten sich Finanzaufseher seit Jahren, weil Notverkäufe Bankkunden in Panik versetzen und ein Institut blitzartig in Schieflage bringen können. Aus einer solchen Situation kann eine Gefahr für das gesamte Finanzsystem erwachsen."

Allgemeine Krisentendenzen durch Bankenkrise verstärkt

Tatsächlich ist der Ausgangspunkt, der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank, ein Lehrstück. Nicht wegen der Art des Kollapses: Die Manager dieser Bank haben vieles richtig und eher wenig falsch gemacht. Nicht wegen der Folgen dieser Bankpleite und wegen der Schieflage von Credit Suisse: Ob sich diese aktuelle Bankenkrise zu einem weltweiten Finanzkrach ausweitet oder ob die Eindämmung gelingt, kann nicht vorhergesagt werden.

Die anarchischen Kräfte, die in der kapitalistischen Ökonomie und im Überbau – Massenpsychologie eingeschlossen – eine Rolle spielen, ermöglichen keine exakte Aussagen zum Zeitpunkt des Eintretens von Krisen. Bereits Bertolt Brecht wusste: "Die Herren von den Konjunkturforschungsinstituten, die doch über genaue Notierungen auf dem Gebiet der wirtschaftlichen Erscheinungen verfügten, zeigten ihren Kopf nur dadurch, dass sie ihn schüttelten."

Ein Lehrstück sind die aktuellen Krisentendenzen jedoch hinsichtlich des Rahmens, in dem sich all dies abspielt und hinsichtlich des geschichtlichen Hintergrunds. Seit den 1980er-Jahren befindet sich das kapitalistische Weltsystem im Krisenmodus. Es gibt rückläufige Profitraten – als Ergebnis des immer höheren Kapitaleinsatzes. Das wird ergänzt um eine zurückbleibende kaufkräftige Nachfrage – als Ergebnis des Drucks auf die Arbeitseinkommen und der Existenz riesiger Heere von Erwerbslosen und Verarmten.

Es kommt zu einer relativen Deindustrialisierung in Nordamerika und Westeuropa und zu einer Jagd des Kapitals nach neu Verwertbarem: im Binnenmarkt in Form von Privatisierungen im Gesundheitssektor, bei Bahn, Post, Energie, in der Pflege. Auf den äußeren Märkten mit der Jagd um den Globus, mit Enteignung von Kleinbauern, Landgrabbing und Anbau von agrarischen Kraftstoffen.

Überschüssiges Kapital wird zunehmend in spekulativen Bereichen angelegt: im Immobiliensektor, in Gold, in Kryptowährungen – und natürlich an den Börsen. Besonders pervers: Aktiengesellschaften investieren in den Kauf eigener Aktien. Allein die 500 größten US-Unternehmen gaben 2022 mehr als eine Billion Dollar für den Kauf eigener Aktien aus. Damit werden die Aktienkurse zusätzlich und künstlich angeheizt. Die Boni der Manager, die meist an den Aktienkurs gekoppelt sind, werden deutlich gesteigert.

Eine große Rolle spielt auch das Wagnis-Kapital: Man investiert – meist gebündelt über Kapitalsammelplattformen – in Start-up-Unternehmen, die oft ein Jahrzehnt lang Verluste machen, deren Börsenwert jedoch im allgemeinen Boom hochgezogen wird, sodass sich das Investment lohnt – solange die Aktienkurse nicht fallen. Die Silicon Valley Bank hatte vor allem Kredite an Start-up-Firmen ausgereicht.

Nun bilden sich in all diesen spekulativen Bereichen Blasen; die Marktwerte liegen weit über den realen Werten. Dies trifft zu auf den weltweiten Immobilienmarkt. In fast allen Ländern sinken seit Herbst 2022 die Immobilienpreise. Dabei stecken in Immobilien in der Regel auch Werte, geschaffen durch menschliche Arbeit.

Doch oft – so bei den zitierten jungen Unternehmen oder gar bei den Kryptowährungen – gibt es kaum oder keine realen Werte. Es herrscht das Prinzip Hoffnung. Wann dann eine solche Blase angepiekst wird und diese in sich zusammenfällt und welche Wirkungen dies auf die gesamte Blasen-Welt haben wird, kann nicht vorhergesagt werden. Sicher ist jedoch, dass es zum Platzen dieser Blasen kommt und dass dies mit gefährlichen Rückwirkungen auf die Weltwirtschaft verbunden sein wird.

Zumal die Politik der Zentralbanken zu beidem – Blasenbildung und Blasen-Pieks – beiträgt. Ein Jahrzehnt lang und bis zum Frühjahr 2022 wurde die spekulative Gesamtentwicklung von den Zentralbanken mit der Politik billiger Kredite (Nullzins-Politik) gefördert. Als ab März 2022 die US-Notenbank den Leitzins in schneller Folge um mehr als vier Prozentpunkte anhob – unter anderem begründet mit der Bekämpfung der Inflation und zur Dämpfung einer überhitzten Wirtschaft – und als alle anderen westlichen Notenbanken sich dieser Politik anschlossen, gerieten Unternehmen und private Häuslebauer wegen des steigenden Schuldendienstes in Bedrängnis.

Viele Banken hatten sich, so die Silicon Valley Bank im großen Stil mit niedrig verzinsten Staatsanleihen eingedeckt. Das war eher eine konservative, risikoarme Anlagestrategie. Doch diese Papiere büßten jetzt als Ergebnis der Zinserhöhungen an Wert ein. Wer sie nun – erneut: wie die SVB und wohl auch wie Credit Suisse – verkaufen musste, um Liquidität zu sichern, machte große Verluste.

In der aktuellen Situation werden die beschriebenen Krisentendenzen verschärft durch Verluste aus den Pandemie-Zeiten, durch unterbrochene Lieferketten und als Folge der Sanktionspolitik, bei der der russische Markt für westeuropäische Firmen plötzlich weitgehend entfällt. Hinzu kommen die – vor allem in Europa – massiv gestiegenen Energiepreise, die sich erst im weiteren Verlauf des Jahres 2023 in Gänze und dann massiv negativ auf die Nachfrage auswirken werden. Aktuell wird dies noch durch staatliche Interventionen abgemildert. Zumal Länder wie Italien oder Österreich durchaus noch russisches Gas und Öl beziehen.

Krisen und Bankencrash in der Geschichte

Nun kommt es im Kapitalismus seit mehr als 200 Jahren zu ähnlichen Entwicklungen, wie soeben beschrieben. Diese münden in unregelmäßigen Abständen in großen Weltwirtschaftskrisen, die oft mit einem Börsenkrach verbunden sind. Es gab solche Krisen 1873ff, 1929ff und 2008f. Die Erholung im Fall der Krise 1873ff bestand in einem Rüstungswettlauf, der in den Ersten Weltkrieg führte.

Die Weltwirtschaftskrise, die 1929 begann, mündete in Deutschland erneut in Hochrüstung und Krieg; in den USA konnte diese Krise, trotz des New Deal, in Gänze erst mit dem Kriegseintritt der USA beendet werden. Die Krise 2008f wurde im Westen durch bis dahin einmalige staatliche Stützungsgelder für einen ins Wanken geratenen Finanzsektor in Höhe von rund 3,5 Billionen Dollar eingedämmt.

Zusätzlich gab es in dieser Krise vor 15 Jahren noch den wichtigen Stabilitätsanker chinesische Wirtschaft, die auch in den Krisenjahren 2008/2009 deutlich wuchs. Die Weltwirtschaftskrise 2008, ausgelöst durch den Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers am 15. September 2008, kam für die meisten Beobachter überraschend. 2023 ist die Lage eine andere. Es gibt kaum übersehbare Zeichen an der Wand, die die Gefahren für eine neue weltweite Krise deutlich machen.

Wie sich die neue Krise abzeichnete

Im Dezember veröffentlichte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) eine Warnung vor weltweit "hohen Finanzrisiken" mit "versteckten Schulden in Höhe von 80 Billionen Dollar". Im Februar verwiesen Aktienstrategen auf den "Fear & Greed-Index" von CNN, wonach die Stimmung in "Greed" (Gier) umgeschlagen sei, weswegen – so die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) vom 11. Februar, sich "die Signale für eine Überhitzung mehren" [2] würden.

Diverse Kryptowährungen befinden sich seit mehr als einem Jahr im freien Fall; 2022 ist der Markt für diese Kunstwährungen um 1,6 Billionen Dollar geschrumpft. Einzelne Handelsplattformen für diese Kunstwährungen mussten geschlossen werden (FTX, Celsius, TerraUSD, Luna). Der Fall des Vielfach-Milliardärs Sam Bankman-Fried, zugleich Gründer der erwähnten Handelsplattform FTX, ist insofern interessant, weil der junge Mann, der sich gerne mit Wuschelkopf und kurzen Hosen präsentierte, bis Mitte 2022 in vielen seriösen Medien als Finanzgenie gefeiert wurde.

Nun gilt er der FAZ als "Krypto-Kanaille", wie es dort am 24. November 2022 hieß. Obgleich wegen Finanzbetrug im Gefängnis, findet er weiter liebevolle Worte an seine Umwelt: "You were my familiy. I've lost that, and our old home is an empty warehouse of monitors" – "Ihr seid meine Familie. Die habe ich verloren. Und unser altes Heim ist eine leere Lagerhalle voller Bildschirme." Bereits damals, vor vier Monaten, kommentierte dies die Financial Times weniger lyrisch: "Das ist eine Situation, die an Lehman Brothers 2008 erinnert."

Und es gab noch weitere solcher Zeichen an der Wand. Im vergangenen Jahr verloren Superreiche wie Elon Musk (Tesla, USA) und Gautam Adani (Adani Group; Indien) jeder für sich mehr als 100 Milliarden Dollar. Dann gibt es inzwischen eine ganze Gruppe von Ländern, die von der Staatspleite bedroht sind. Das trifft zu auf San Salvador, Sri Lanka, Libanon, Argentinien, Laos, Pakistan und möglicherweise auch auf die Türkei. Die Risiken, die von diesen drohenden Staatspleiten für die internationalen Banken ausgehen, liegen addiert bei vielen hunderten Milliarden Dollar.

Vor allem ist China im Wortsinn keine sichere Bank mehr: Das Wirtschaftswachstum liegt auf Rekord-Tief – offiziell im Jahr 2023 gut 5 Prozent, real möglicherweise deutlich niedriger. Das ist zwar wesentlich mehr als das Wirtschaftswachstum in jedem vergleichbaren westlichen Land.

Doch in den vorausgegangenen Jahren lag das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) meist bei sieben oder acht Prozent; die Exporte wuchsen nochmals schneller. 2022 exportierte China sogar mehr Autos als Deutschland. China wirkte damit als Lokomotive der Weltwirtschaft. Vor diesem Hintergrund wirkt der deutliche Rückgang des chinesischen Wirtschaftswachstums für die internationale Ökonomie als weiterer Krisenfaktor.

Hinzu kommt der gegen China gerichtete Handelskrieg, den die US-Regierung anführt und dem sich europäische Regierungen in wachsender Zahl anschließen. Zumal die USA mit dem im August 2022 beschlossenen Inflation Reduction Act (IRA) – einem gigantischen Subventionsprojekt im Stil von Donald Trumps Losung "Make America great again!" – europäisches Kapital nach Nordamerika umlenken wollen. Auch das wird in China Bremsspuren hinterlassen. Hinzu kommt, dass die Bauindustrie und der Häusermarkt in China von einer Vertrauenskrise erfasst wurden. Der größte chinesische Immobilienkonzern, Evergrande, geriet 2021 und 2022 ins Wanken.

Es gibt auch eine Verbindung zwischen der Bankenpleite in Kalifornien und China. Man ist verblüfft, in der Financial Times vom 13. März das Folgende zu lesen: "Die Silicon Valley Bank war insbesondere unter jungen chinesischen Biotech-Firmen, deren Operationsbasis zwischen den USA und China lag, populär." Die Silicon Valley Bank war auch ein Joint Venture mit der chinesischen Shanghai Pudong Development Bank eingegangen. Auch dieses Joint Venture ist nun von Abwicklung bedroht.

Credit Suisse – systemrelevant hoch zwei

Die aktuelle Krise von Credit Suisse ist nicht neu. Aber brandgefährlich. Bereits im Jahr 2021 machte diese systemrelevante Großbank einen Verlust von 1,5 Milliarden Franken. Im Herbst 2022 rutschte sie in eine gefährliche Schieflage. Anleger zogen jetzt massenhaft ihre Einlagen ab. Die Verluste im Jahr 2022 kletterten auf rekordverdächtige (umgerechnet) sieben Milliarden Euro. Anfang März verlor das Bankhaus seinen Großaktionär, Harris Associates.

Dieser hielt vor einem Jahr noch 10 Prozent der CS-Anteile. Die Neue Züricher Zeitung [3] kommentierte am 6. März diesen für die CS gefährlichen Ausstieg: "Harris Associates, […] gilt als Value Investor, der auf unterbewertete Unternehmen setzt. 'Patience is key' oder 'Geduld ist entscheidend' schreibt Harris Associates marketingwirksam auf seiner Homepage. Jetzt ist die Geduld des US-Investors am Ende, er wollte offenbar um fast jeden Preis raus."

Nur zwei Wochen später weigerte sich ein anderer Großaktionär, die Saudi National Bank (CS-Anteil bisher 9,8 Prozent), ihre Beteiligung an der Bank zu erhöhen. Faktisch verabschieden sich die Saudis damit ebenfalls von der CS. Das dürfte Auswirkungen auf den dritten wichtigen Großaktionär haben, auf die Qatar Holding (CS-Anteil bisher: fünf Prozent). Sollten auch die Kataris bei der CS aussteigen, wird das eine neue Stufe der Krisen-Eskalation bedeuten.

Am Mittwoch stand die Credit Suisse am Abgrund. Die Schweizerische Nationalbank erklärte zu diesem Zeitpunkt noch eher allgemein, "im Bedarfsfall der CS Liquidität zur Verfügung stellen" zu wollen. Am Donnerstag wurde bekannt, dass sich die Credit Suisse bei dieser staatlichen Institution, also bei der Zentralbank der Schweiz, 50 Milliarden Franken leihen wolle. Dass unter solchen Bedingungen der Aktienkurs der CS zunächst deutlich ansteigt, ist naheliegend. Doch die Geschwindigkeit, mit der sich die Krise dieser Bank verschärft, ist atemberaubend – und die damit verbundenen Risiken enorm.

Die Bedeutung der Credit Suisse für das Weltfinanzsystem ist größer als im Fall Lehman Brothers im Jahr 2008. Noch vor einem Jahr verwaltete die Bank ein Vermögen von umgerechnet mehr als 1,5 Billionen Euro. Ende 2022 waren es bereits ein paar hundert Milliarden weniger – es kommt seither zu einem massenhaften Abzug von privaten Anlagen.

Krise und Arbeitskämpfe

Die Beobachtung des weiteren Verlaufs der Bankenkrise und der Börsen-Fieberkurven ist zweifellos interessant. Auch ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es zu einer neuen Wirtschaftskrise kommt – verstärkt aufgrund der Bankenkrise, aber durchaus vor allem ein Resultat des business as usual: Seit Herbst 2022 befinden sich die Frachtraten im freien Fall – das war schon immer ein wichtiger Indikator für einen Rückgang der Weltwirtschaft und oft ein solcher für eine weltweite Rezession.

In Deutschland sank im vierten Quartal 2022 das BIP; bei dem zu erwartenden zweiten Minus im ersten Quartal 2023 existiert – jedenfalls rein technisch gesehen – eine Rezession. Eine solche Rezession gibt es längst in einigen anderen Ländern der Eurozone, so in Finnland, in Estland, in Litauen, in Griechenland und vor allem in Italien. Die Gefahr einer allgemeinen Wirtschaftskrise in der EU ist gegeben.

In dieser insgesamt labilen Situation sind die Arbeitskämpfe entscheidend. Diese stehen durchaus in einem Zusammenhang mit dem Geschehen an den Finanzmärkten. Die Erschütterungen an den Finanzmärkten und die absehbar neuen staatlichen Mittel, die eingesetzt werden dürften, um Banken und Unternehmen zu retten und gleichzeitig die Hochrüstung fortzusetzen, werden – zusammen mit den Kosten des Ukrainekriegs und der Inflation – den Abbau der Realeinkommen beschleunigen.

Massenentlassungen waren bereits vor der aktuellen Bankenkrise an der Tagesordnung (IT-Sektor, Galeria Karstadt, Ford). Ein Erfolg der Beschäftigten und ihrer Gewerkschaften in ihren aktuellen Kämpfen in Großbritannien (gegen Einschränkungen des Streikrechts), in Frankreich (gegen das höhere Renteneintrittsalter) und in Deutschland (gegen Lohnabbau durch Inflation) sind die einzige Möglichkeit, den Generalangriff von Unternehmen, Banken und Regierungen auf die arbeitenden und erwerbslosen Klassen auszubremsen.

Winfried Wolf ist Chefredakteur von Lunapark21 – Zeitschrift zur Kritik der globalen Ökonomie (www.lunapark21.net) [4]. Er verfasste Bücher zu den Wirtschaftskrisen 1974/75 ("Ende der Krise oder Krise ohne Ende"; zusammen mit Ernest Mandel; Wagenbach 1979), zum Börsenkrach 1987 ("Cash, Crash & Crisis"; zusammen mit Ernest Mandel; Rasch und Röhring; 1988) und zur Krise 2008 ("Sieben Krisen – ein Crash"; Promedia 2009).


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[1] https://www.wiwo.de/unternehmen/banken/sechs-antworten-das-macht-den-fall-der-silicon-valley-bank-so-gefaehrlich/29030866.html
[2] https://www.faz.net/aktuell/finanzen/die-gier-regiert-derzeit-die-aktienmaerkte-18669593.html
[3] https://www.nzz.ch/finanzen/credit-suisse-verliert-seinen-loyalsten-aktionaer-harris-associates-verkauft-alle-cs-aktien-und-stellt-die-zukunft-der-bank-infrage-ld.1729071
[4] https://www.lunapark21.net/