Baumwollrecycling: Innovative Technologien für nachhaltige Textilwirtschaft

Recyclingzeichen mit Socke statt einem Pfeil und Baumwollkapsel

Baumwolle ist der wichtigste Rohstoff der Textilindustrie. Doch die Produktion verschlingt enorme Ressourcen. Neue Recycling-Technologien könnten die Branche revolutionieren.

Nur bei technischen Textilien haben deutsche Hersteller am Weltmarkt noch eine Bedeutung. In der Bekleidung ist zuerst die Produktion und zuletzt auch noch der Vertrieb in die Hände asiatischer Anbieter verlagert worden. Für den Endkunden zählt zumeist einzig der Preis. Mit Fast Fashion hat inzwischen die Einwegbekleidung auch hierzulande Einzug gehalten.

Der verbliebene Textileinzelhandel in der EU macht inzwischen zunehmend mobil gegen die Textilflut von Anbietern wie Shein. Ob die Abwehr mit zolltechnischen Maßnahmen gelingen kann, erscheint fraglich, da die Waren das Land, in dem sie in der EU eintreffen, meist nur als Transitland nutzen und sofort wieder verlassen. Im Binnenmarkt gibt es keine überwachten Zollgrenzen mehr.

Textilrecycling ist mehr als Re-Use

Über viele Jahre konzentrierte sich die Anschlussverwendung gebrauchter Textilien auf Second-Hand-Laden und die Sammelcontainer karitativer Einrichtungen. Dort fanden sich dann nach Angaben des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) jedes Jahr etwa 1,3 Millionen Tonnen Textilien, was knapp zwei Milliarden Kleidungsstücken entspricht.

Ein gravierendes Problem besteht, wenn die Altkleidersammler die Container nicht rechtzeitig leeren. Ablagern von Tüten mit Altkleidern vor dem Sammelcontainer ist genauso wenig sinnvoll wie bei den Altglascontainern. Umstritten ist derzeit noch, was mit getragener Unterwäsche, löchrigen Socken oder verschmutzter sowie zerschlissener Kleidung geschehen soll. Sie sollen einerseits nicht in die Sammelcontainer, andererseits jedoch auch nicht in den Restmüllbehälter.

EU-Textilstrategie

Die EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien hat das Ziel, die Umweltauswirkungen der Textilindustrie zu minimieren. Durch verbindliche Regelungen zur erweiterten Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility/EPR) für Textilien in allen Mitgliedstaaten werden Hersteller dazu verpflichtet, die Kosten für die Bewirtschaftung von Textilabfällen zu tragen. Letztlich werden die Kosten, deren Umfang in den nächsten Jahren noch steigen könnte, auf die Endverbraucher abgewälzt, wodurch diese motiviert werden sollen, nur noch kreislauffähige Textilien zu kaufen.

Die ökologische Ausrichtung der EPR-Gebühren (Ökomodulation) kann Anreize für vorgelagerte Designänderungen schaffen, indem die Gebühren für solche Produkte reduziert werden, die für die Kreislaufwirtschaft konzipiert sind. Produkte mit zirkulärem Design, die z. B. einen Mindestprozentsatz an recycelten Materialien und eine hohe Reparaturfähigkeit aufweisen, könnten von reduzierten Gebühren profitieren, während für Produkte mit Designbarrieren, die eine Reparatur erschweren, höhere Gebühren anfallen könnten.

Neben der seit 2025 verpflichtenden getrennten Sammlung von Textilien unterstützt die EU-Textilstrategie die Entwicklung von innovativen Technologien zur Aufarbeitung von Textilfasern für neue Textilien. Zudem bekämpft sie die illegale Ausfuhr von Textilabfällen. Die EU-Textilstrategie will somit den Wiederaufbau einer nachhaltigeren Textilindustrie in Europa fördern. Bislang stammt nur ein Prozent der recycelten Materialien aus dem Recycling von Textilien zu Textilien.

Wie kann Baumwollgewebe recycelt werden?

Recycelte Baumwolle wird durch Zerkleinerung und Wiederaufbereitung von bereits in Produkten vorhandener Baumwolle hergestellt. Dabei gibt es verschiedene Recyclingmethoden. Eine gängige Methode ist das mechanische Recycling, bei dem die Baumwolltextilien zerkleinert und in kleine Fasern zerschnitten werden.

Anschließend werden diese Fasern gesponnen und zu neuen Garnen verarbeitet, aus denen wiederum neue Stoffe hergestellt werden können. Das Problem dabei ist, dass die Fasern bei jedem Recyclingdurchgang immer kürzer werden.

Eine andere Methode ist das chemische Recycling, bei dem die Baumwolltextilien mithilfe von Chemikalien aufgelöst werden. Die Baumwollfasern werden dadurch gewissermaßen in ihre Einzelteile zerlegt und können anschließend wieder zu neuen Fasern extrudiert werden. Bei Neuwaren kommt dieses Verfahren schon lange bei Bambus- und Holzsocken aus Tencel-Holzfaser zum Einsatz.

Die chemische Methode hat den Vorteil, dass auch Baumwollmischtextilien mit Fasern wie Polyester oder Elastan recycelt werden können, da diese Fasern durch den chemischen Prozess entfernt werden.

Eine weitere Methode ist das sogenannte Upcycling, bei dem aus alten Baumwolltextilien neue Produkte mit höherem Wert hergestellt werden. Hierbei werden die Textilien nicht nur recycelt, sondern auch verändert und weiterverarbeitet, um ein neues und einzigartiges Produkt zu schaffen. Ein klassisches Beispiel für diesen Weg sind die Taschen, die aus alten Lkw-Planen konfektioniert werden.

Die Wahl der Recyclingmethode hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Art der für das Recycling ausgewählten Ausgangstextilien und den gewünschten Eigenschaften des daraus recycelten Materials. Insgesamt trägt die Herstellung von recycelter Baumwolle jedoch dazu bei, den Verbrauch von natürlichen Ressourcen zu reduzieren und die Umwelt zu schonen. Ein Ziel, das mit der Kreislaufwirtschaft erreicht werden soll.