Benin-Bronzen: Rückgabe-Mission wird zur Eskalation
Seite 2: Wo sind die Kunstschätze am besten untergebracht?
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Für die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie ist der Fall klar, ohne Einschränkung. Die mehrfach preisgekrönte Autorin, die eine wichtige internationale Stimme ist (und auch von Annalena Baerbock in ihrer Rückgabe-Rede in Nigeria prominent erwähnt wurde), sagt zu den Ansprüchen des Ob auf die Kunstwerke lapidar: "It’s his."
Die Kunstschätze gehören ihm, dem Oba. Da sie vor dem Raub der Briten stets Besitz seines Hauses waren.
In Richtung Deutschland adressiert sie folgenden Perspektivenwechsel: Niemand in Nigeria würde auf die Idee kommen, den Deutschen zu sagen, was sie mit ihren Kunstschätzen tun sollen.
Als weiteren Kontext zu ihrer Grenzziehung gegenüber der deutsch-missionarischen Mitsprache kann man hinzufügen, dass Adichie allergrößte Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Regierungswechsels in Nigeria geäußert hat. Die Wahl Ende Februar sei betrügerisch verlaufen. US-Präsident Biden machte sie Vorwürfe, dass er dem Wahlsieger Bola Tinubu gratulierte.
Haben die Vereinigten Staaten wieder einmal beschlossen, dass es in Afrika nicht auf Demokratie, sondern auf Stabilität ankommt? Der Kampf um Einfluss in Afrika wird nicht durch die Unterstützung der gleichen undemokratischen Prozesse gewonnen, für die China kritisiert wird.
Chimamanda Ngozi Adichie
Das stützt nicht unbedingt das Vertrauen, dass die Kunstschätze, wenn sie denn letztendlich in der Verantwortung der öffentlichen Hand in Nigeria liegen würden, dadurch grundlegend sicherer wären.
Stiftung Preußischer Kulturbesitz hadert
Geht es nach Hermann Parzinger, dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, den bisherigen Besitzern der Benin-Bronzen, so sieht man dort die Eigentumsfrage noch nicht rechtskräftig geklärt.
Zwar sei der Königshof aufgrund der Herkunft der Objekte "eng mit diesen verbunden" und klar sei auch, dass der König am Schicksal der Objekte beteiligt sein muss. "Dass sie wirklich ihm und nur ihm gehören", stehe aber noch nicht fest, so meint Hermann Parzinger.
Anscheinend haben manche Schwierigkeiten mit einfachen sachlichen Feststellungen, wie ein Autor des Freitag meint: "Der nigerianische Bundesstaat als Empfänger der restituierten Objekte hat sie an den Oba als Repräsentant des Edo-Königreichs, dem sie gestohlen worden waren, weitergegeben. Er wird sie wohl in seinem Palast ausstellen, wie etwa Charles III. seine Juwelen (auch die geklauten)."