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Benzin und Diesel: So sparen Sie beim Fahren Kraftstoff

Christoph Jehle

Wenn Kraftstoffe teurer werden, stellt sich fĂŒr viele die Frage: Wie kann ich meine Tankrechnung niedrig halten? Nicht jeder vermeintliche Trick hilft wirklich.

Es ist eigentlich eine Binsenweisheit, aber mit vermiedenen Fahrten lÀsst sich am meisten Treibstoff sparen. Vermeidbar sind vorwiegend kurze Fahrten zum morgendlichen Brötchenkauf um die Ecke oder zum Zigarettenautomaten.

Oft wird auch ĂŒbersehen, dass Ballast im Kofferraum den Spritverbrauch beeinflusst. Gleiches gilt fĂŒr DachgepĂ€cktrĂ€ger oder FahrradtrĂ€ger, die den Luftwiderstand und damit den Kraftstoffverbrauch erhöhen.

Am besten lĂ€sst sich Kraftstoff sparen [1], wenn man mit niedrigen Drehzahlen fĂ€hrt. Ein Verbrennungsmotor arbeitet bei hoher Last und niedrigen Drehzahlen am effizientesten. Der erste Gang ist nur zum Anfahren gedacht. Es ist sinnvoll, so frĂŒh wie möglich hochzuschalten. Bei einer Motordrehzahl von 2.000 Umdrehungen pro Minute sollte in den nĂ€chsthöheren Gang geschaltet werden.

In den fĂŒnften Gang kann man bei den meisten Fahrzeugen schon bei knapp ĂŒber 50 km/h schalten, also außerhalb geschlossener Ortschaften. Wer ein Automatikauto fĂ€hrt, kann ebenfalls spritsparend fahren, indem er zum Beispiel auf den Sportmodus verzichtet, der am meisten Sprit verbraucht. Auch der Eco-Modus ist nicht unbedingt der sparsamste, wenn das Fahrverhalten nicht stimmt.

Positiv auf den Kraftstoffverbrauch wirkt sich auch das sogenannte vorausschauende Fahren aus, bei dem abruptes Bremsen und Beschleunigen vermieden wird. Zur Geschwindigkeitsreduzierung kann man die sogenannte Motorbremse einsetzen, wenn man schon von Weitem ein Stauende erkennt, zurĂŒckschaltet und die Bremswirkung des Motors nutzt, um das Fahrzeug ausrollen zu lassen.

Wer frĂŒhzeitig vom Gas geht, muss weniger bremsen. Das spart nicht nur Kraftstoff, sondern schont auch die BremsbelĂ€ge und die Umwelt durch weniger Feinstaub. Denn jeder abrupte Gangwechsel erhöht den Kraftstoffverbrauch.

Ein wichtiger Faktor beim Spritsparen ist der richtige Reifendruck. Zu geringer Luftdruck erhöht den Rollwiderstand. Der Reifen verformt sich und wird dadurch durchwalkt. Dadurch entsteht zusĂ€tzliche WĂ€rmeenergie, die nicht genutzt werden kann und verloren geht. Ein erhöhter Kraftstoffverbrauch ist die Folge. Außerdem verringert sich bei zu geringem Luftdruck die AuflageflĂ€che des Reifens, was Nachteile beim Bremsen mit sich bringt.

Wichtig ist aber nicht nur der Luftdruck im Reifen, sondern auch die richtige Bereifung. Winterreifen im Sommer erhöhen Verbrauch und Verschleiß und fĂŒhren zu erhöhtem Abrieb und damit zum Eintrag von Mikroplastik in die Umwelt.

Sommerreifen im Winter werden zum Sicherheitsrisiko, weil ihr ″Grip″ nicht optimal ist. Die klassische Faustregel lautet: Von O bis O, also von Oktober bis Ostern, sollte man mit Winterreifen fahren. Durch den Klimawandel kann sich dies jedoch verschieben.

Sprit sparen lĂ€sst sich auch mit regelmĂ€ĂŸiger Fahrzeugwartung. Sie erhöht nicht nur die Sicherheit, sondern senkt in der Regel auch die Tankrechnung. Ist etwa der Ölwechsel lange her, sinkt die Motorleistung und der Verbrauch steigt. Ein verschmutzter Luftfilter oder defekte ZĂŒndkerzen treiben den Spritverbrauch in die Höhe.

Auch zusĂ€tzliche Verbraucher wie Standheizung oder Klimaanlage treiben den Verbrauch in die Höhe, vor allem, wenn man trotz Klimaanlage den Fahrtwind genießen will und die Fenster öffnet. Bei einer voraussichtlichen Standzeit von mehr als 20 Sekunden spart es Kraftstoff, den Motor auszuschalten.

An BahnĂŒbergĂ€ngen ist dies sogar Pflicht. Eine Start-Stopp-Automatik erledigt das von selbst. Alternativ kann man den gleichen Effekt auch durch Drehen des ZĂŒndschlĂŒssels erzielen.

Sprit sparen kann man auch mit dem Routenplaner von Google Maps. Neben der schnellsten Route kann man sich auch die spritsparende Route anzeigen lassen.

Sparen kann man auch ganz klassisch, indem man Fahrgemeinschaften bildet oder wenn möglich den Berufsverkehr meidet, denn durch stÀndiges Anfahren und Abbremsen geht viel Sprit verloren.

Was spart keinen Sprit oder ist verboten?

Ein leicht erhöhter Luftdruck in den Reifen kann zwar durch die Verringerung der Reibung zwischen Asphalt und Gummi etwas Kraftstoff einsparen, verlĂ€ngert aber den Bremsweg durch den verminderten Kontakt zwischen Reifen und Straße.

Das Ausschalten der Fahrzeugbeleuchtung ist als Spritsparmaßnahme nicht zulĂ€ssig. Gleiches gilt fĂŒr die Verringerung des Luftwiderstands durch den Abbau der Außenspiegel. Auch das Abkleben der LufteinlĂ€sse ist nicht erlaubt, weil dadurch die MotorkĂŒhlung beeintrĂ€chtigt wird.

Wer Sprit sparen will und sich deshalb Vorteile im Windschatten eines Lkw verspricht, darf dies allerdings nur im Rahmen des zulĂ€ssigen Abstands tun, sonst drohen hohe Bußgelder.

Auch das Auskuppeln und das damit verbundene Fahren im Leerlauf an Steigungen ist keine gute Idee, denn dadurch werden die Bremsen stĂ€rker belastet, da die Motorbremse im Leerlauf nicht funktioniert. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko, bestehende Geschwindigkeitsbegrenzungen zu ĂŒberschreiten.

Wenn die Spritrechnung höher als erwartet ausfÀllt

Liegt der Kraftstoffverbrauch deutlich ĂŒber der Werksangabe, kann die Ursache in einer zĂŒgigen oder gefĂŒhlt sportlichen Fahrweise liegen. Denn gerade in Deutschland verspricht schnelles Fahren traditionell große Freiheit. Mit dem Slogan ″Freie Fahrt fĂŒr freie BĂŒrger″ [2] wird in Deutschland bis heute ein konsequentes Tempolimit verhindert.

Dass diese Form der Freiheit dann nicht nur die Umwelt, sondern auch den eigenen Geldbeutel belastet, wird gerne ĂŒbersehen. Zu groß ist der gefĂŒhlte Freiheitsdrang, und wenn man seine Sportbegeisterung schon auf die Sportschau konzentriert, dann will man wenigstens mit dem rechten Fuß ein wenig Motorsport betreiben. Und im Gegensatz zum menschlichen Umfeld kommt aus dem Auto praktisch nie Widerspruch. Meist funktioniert es wie gewĂŒnscht.

Bei E-Mobilen lÀsst sich zwar kein Sprit sparen, aber elektrische Energie

Anders als bei Verbrennungsmotoren kann bei Elektrofahrzeugen [3] beim Bremsen Energie zurĂŒckgewonnen werden, die sogenannte Rekuperation. Dies ist primĂ€r bei lĂ€ngeren Bergabfahrten nach einer PassĂŒberquerung von Vorteil. GrundsĂ€tzlich gelten aber alle Spritspartipps fĂŒr Verbrenner auch fĂŒr Elektrofahrzeuge.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-9323746

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.telepolis.de/thema/Kraftstoff
[2] https://www.deutschlandfunkkultur.de/freie-fahrt-fuer-freie-buerger-wir-halten-an-einer-100.html
[3] https://www.telepolis.de/thema/Elektroauto