Berliner Posse: Die Hauptstadt hat ein Exotik-Problem – in der eigenen Verwaltung

Voll exotisch – der Sage Beach Club in Berlin. Bild: Mo Photography Berlin, Sutterstock.com

Gremium gegen Diskriminierung schickt skurriles Schreiben Clubbetreiber. Der wehrt sich. Die FDP rückt die "Sprachpolizei" selbst ins Visier.

Der Generalsekretär der Berliner FDP, Peter Langer, hat sich für die Abschaffung der "Jury gegen diskriminierende und sexistische Werbung" ausgesprochen. Gegenüber der Tageszeitung B.Z. kritisierte er die Institution als eine Form von "übergriffiger staatlicher Sprachpolizei". Der Liberale im Wortlaut:

Wir haben einige Probleme in unserer Stadt. Das Wort "exotisch" gehört nicht dazu. Statt sich eine übergriffige staatliche Sprachpolizei zu leisten, sollte der Senat mehr Geld in unsere Sicherheitsbehörden stecken. Diese fragwürdige Jury muss abgeschafft werden – niemand wird sie vermissen.

Er plädiert dafür, dass finanzielle Mittel eher in die Sicherheitsbehörden investiert werden sollten. Diese Äußerung folgt auf eine Auseinandersetzung zwischen der Jury und dem Veranstalter des Asian Streetfood Festivals in Berlin-Kreuzberg.

Ursprung des Konflikts: Asian Streetfood Festival

Anstoß der Diskussion gab die Ankündigung des Festivals, in der das Erlebnis als "exotisch" beschrieben wurde. Dieses Wort wurde von der Jury, die vom Berliner Senat berufen wurde, beanstandet.

Iris Rajanayagam, die Vorsitzende der Jury, äußerte sich laut Berichten des "Tagesspiegels" und der "B.Z.", dass der Begriff "exotisch" häufig genutzt werde, um Kulturen als fremd und abweichend von der Norm darzustellen, was als problematisch anzusehen sei.

Reaktion des Club-Betreibers

Der Betreiber des Sage Beach Clubs, Sascha Disselkamp, der sein Gelände für das Festival zur Verfügung stellte, zeigte sich verwundert über die Kritik. Gegenüber der "B.Z." erklärte er, dass er den Begriff "exotisch" nicht als abwertend, sondern eher als glamourös empfinde. Er betonte sein Engagement gegen Rassismus, Sexismus und Diskriminierung und monierte die belehrende Tonlage der Jury.

Die Behörde nimmt Stellung

Die zuständige Sozial- und Integrations-Senatorin Cansel Kiziltepe (SPD) stellte klar, dass es sich bei dem Schreiben der Jury nicht um ein Verbot oder eine Strafmaßnahme handele, sondern um ein Sensibilisierungsschreiben mit dem Ziel, mit dem Veranstalter ins Gespräch zu kommen.

Es wurde darüber hinaus erwähnt, dass die Bezeichnung "exotisch" bereits vor dem Schreiben der Jury von der Website des Festivals entfernt worden sei.

Jury im Fokus

Die Jury gegen diskriminierende und sexistische Werbung wurde im vergangenen Jahr mit 5.400 Euro vom Senat unterstützt und hat 16 Unternehmen kontaktiert, um auf mögliche diskriminierende Inhalte aufmerksam zu machen. Die Forderung der FDP nach Abschaffung dieser Jury bringt nun eine politische Dimension in die Debatte ein, die über die reine Wortwahl hinausgeht.

Einladung zur nächsten Veranstaltung

Der Veranstalter jedenfalls möchte sich nicht einschüchtern lassen. Er hat die Mitglieder der Jury zur nächsten Veranstaltung eingeladen, damit diese sich persönlich ein Bild von der Situation machen können.