Beschleunigte Machtverlagerung nach Asien

Die Weltpolitik verändert sich ohne westliches Verständnis (Teil 1).

Dem aufmerksamen Beobachter der internationalen Politik dürfte die Kräfteverschiebung auf dem Globus von West nach Ost nicht verborgen geblieben sein.

Seit über einem Jahrzehnt vollzieht sich dieser Prozess in verschiedenen weltgeografischen Räumen – zunächst noch sehr langsam und unauffällig. China, Indien, die Türkei und weitere Staaten bauen beharrlich ihre ökonomischen, zunehmend auch militärischen Potenzen und Einflussräume stetig aus.

Mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine – und damit auch stellvertretend gegen den Westen und seiner geopolitisch motivierten Raumexpansion bis an Russlands Grenzen – nimmt die Kräfteverschiebung indes rasant an Fahrt auf, sodass ohne Übertreibung von tektonischen Verschiebungen im globalen Machtgefüge gesprochen werden kann:

Die vom Westen geführte unipolare Weltordnung – die gern zitierte "regelbasierte internationale Ordnung" – befindet sich im freien Fall und eine noch nicht genau ausbuchstabierte multipolare Ordnung oder ggf. auch Unordnung ist zu erkennen.

Welche Rolle und Position Europa und Deutschland darin spielen und einnehmen wird, ist noch nicht klar. Was sich jedoch abzeichnet: Die ausschließlich westzentrierte Welt, zumindest mit Blick auf Europa, wie wir sie kennen, ist zunehmend Geschichte.

Die Beschleunigung der Machtverlagerung von Westen, insbesondere, nach Asien (inklusive Russland), aber auch in die gesamte nicht-westliche Welt ist beachtlich und soll an neueren Entwicklungen illustriert werden:

So erklärte jüngst der südafrikanische Außenminister per Tweet, Saudi-Arabien, UAE, Ägypten, Algerien, Argentinien, Mexiko und Nigeria bitte um Aufnahme in die von China und Russland geführte Brics-Gemeinschaft. (Tweet veröffentlicht am 31.03.2023).

Bei keinem dieser Länder aus den verschiedenen Kontinenten handelt es sich um Leichtgewichte – im Gegenteil. Saudi-Arabien, eigentlich ein enger Verbündeter des Westens, insbesondere der USA, fasste kürzlich darüber hinaus den Beschluss, der von China und Russland geführten "Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit" ("SCO") als Dialogpartner sich anzunähern.

Der Iran möchte Mitglied des "SCO" werden. Iran und Saudi-Arabien, beide seit langem Erzfeind in der Region, nähern sich auf Vermittlung Chinas einander wieder an. Die Konsequenzen dieser Entwicklungen werden ganz offensichtlich vom Westen, gefangen in seiner ideologischen Hybris, nicht so ganz verstanden. Der Einfluss des Westens auf die globalen Geschicke schwindet sehenden Auges.