Beschleunigung bei der Entkopplung von China?
Von der westlichen Politik gefordert, treibt China die Loslösung voran. Jedoch anders, als vom Westen gewünscht. China emanzipiert sich vom Westen.
Haben Deutschland und auch Europa lange Zeit vom Export nach China gut gelebt, stellt man inzwischen fest, dass das Reich der Mitte vieles selbst kann und mit diesen Produkten auch auf dem Weltmarkt zur harten Konkurrenz wird.
In Drittmärkten hält sich zudem die Meinung, dass chinesische Produkte bei Preisgleichheit besser als Made in Germany sein müssen, weil Deutschland ja viel höhere Fertigungskosten habe.
In der Folge entkoppeln sich beachtliche Teile des Weltmarkts schneller von Deutschland, als dies hierzulande von Politik und Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Der ehemalige Exportweltmeister muss sich jetzt auf die EU und die USA konzentrieren und kämpft hier mit Importen aus China.
Von der Politik gerne geforderte Einfuhrzölle würden im Gegenzug entsprechende Zölle in China nach sich ziehen und den Export nach China noch teurer machen.
Im Maschinenbau zeigt sich heute schon die Entflechtung von China
War China in der Vergangenheit ein wichtiger Exportmarkt und Investitionsziel für deutsche Maschinenbauer, so hat sich das Blatt inzwischen gewendet. China ist inzwischen der größte Maschinenbau-Exporteur der Welt.
Noch beschränkt sich der chinesische Wettbewerb meist auf "Billigmaschinen", die jedoch gerade bei Anwendungen, welche die hohe Präzision deutscher Maschinen gar nicht benötigen, letztlich im Markt unschlagbar sind.
Für die deutschen Maschinenbauer war China jahrelang das Land ihrer Träume. Zweistellige Wachstumsraten, hohe Gewinne und umfangreiche Ansiedlungsförderungen lockten viele Unternehmen ins Reich der Mitte. Die gleichen Instrumente locken inzwischen in den USA.
In China werden deutsche Hersteller immer häufiger zu Juniorpartnern, wenn sie mit ihrem Wunsch nach Eigenständigkeit nicht vollständig aus dem Markt fliegen. Ein lokaler Partner ist oft eine gute Absicherung gegen staatliche Eingriffe und fehlende Rechtssicherheit. Letztere kann mit ihren Ad-hoc-Entscheidungen in der Praxis auch ein Vorteil gegenüber der in Deutschland gängigen Bürokratie sein.
Der chinesische Markt schrumpft auch für deutsche Auto-Marken
Der chinesische Markt war für Autobauer wie VW über viele Jahre der wichtigste Markt, noch vor dem Heimatmarkt. Man fühlte sich mit seinen technisch hoch entwickelten Verbrennern gut aufgestellt und hat die Lernkurve chinesischer Hersteller offensichtlich nicht wahrgenommen.
Dass sich dort im Windschatten staatlicher Förderung zahlreiche E-Mobilhersteller aufstellten, die zuerst ihren Heimatmarkt bedienten und dann mit "China Speed" auf den Weltmarkt drängten, war schlicht nicht im Fokus der traditionellen europäischen Marken. Diese haben gegen die chinesischen Hersteller in China ihre Chancen verschlafen.
Weil der Weltmarkt nicht genügend Kapazitäten für den Transport von E-Mobilen aus China verfügbar hatte, starteten die chinesischen Hersteller eine Offensive für den Bau solcher Schiffe. Bis 2026 sollen 200 dieser Spezialfrachter verfügbar sein.
Wehren kann sich Europa gegen diese Flut kaum, denn die hiesige Automobilindustrie ist inzwischen bei den Kompakt-E-Mobilen von der Zulieferung aus China abhängig. So werden die elektrischen Smarts nicht wie ihre Verbrenner-Vorgänger in Lothringen produziert, sondern bei Geely in China und der elektrische Mini Cooper SE nutzt die gleiche Basis wie der Ora 03 von Great Wall Motors.
Selbst der US-Hersteller Tesla ist so sehr von chinesischen Zulieferern abhängig, dass man die Produktion in Brandenburg zurückfahren musste, als die Teile aufgrund der Attacken der Huthi-Rebellen die kürzeste Strecke über den Suezkanal mieden und zwei Wochen länger um das Kap der Guten Hoffnung benötigten.
ASML spürt die US-Sanktionen gegen China als Umsatz-Einbruch
Europas zu Recht als wertvollster Tech-Konzern gerühmter niederländischer EUV-Belichter-Hersteller für die Chip-Produktion verzeichnet eine deutlich schwächere Nachfrage. Ausgerechnet jene Maschinen sind wenig gefragt, die niemand anderes produzieren kann. Dieses Equipment stand im ersten Quartal nur für ein Sechstel vom Auftragseingang. Erwartet hatte man einen Anteil von 50 Prozent.
In den ersten drei Monaten dieses Jahres lagen die Bestellungen bei ASML rund 60 Prozent unter denen des Vorquartals. In der nächsten Zukunft hoffen die Niederländer von den staatlichen Subventionen zu profitieren, welche für die Ansiedlung neuer Chips-Fertigungen in Europa und den USA ausgelobt wurden.
Die USA wollten mit den laufend verschärften Exportverboten für ASML-Belichter auch älterer Generationen chinesische Hersteller daran hindern, Chips der neuesten Generation produzieren zu können.
Als Folge hat sich Huawei in der Belichtungstechnik für Chips engagiert und inzwischen haben Huawei und verbundene Unternehmen in China Patente veröffentlicht, die Möglichkeiten aufzeigen, wie mit "Self-Aligned Quadruple Patterning" (SAQP) eine Methode zur Verfügung steht, welche den Bedarf an High-End-Lithografiegeräten vermeiden kann, die aufgrund von US-Exportkontrollen für chinesische Hersteller nicht erhältlich sind.
Mithilfe der US-Exportkontrollen könnte jetzt die Alleinstellung von ASML beendet werden und die zur Umgehung angewandte Technik von chinesischer Seite auch noch patentgeschützt werden.
Dass Huawei in der jüngeren Vergangenheit auch Mitarbeiter von ASML und verschiedenen Chipfertigern abgeworben hat, mag für die westliche Sanktionspolitik ärgerlich sein, war jedoch so zu erwarten.