Betrug mit Krypto-Währung? Nigeria erhebt schwere Vorwürfe gegen Unternehmen Binance

Symbolbild Krypto unter Druck

Ein Teil des Erfolgs von Kryptowährungen beruht auf direkter und anonymer Abwicklung. Das ermöglicht Missbrauch. Betroffen sind auch ärmere Länder.

Binance, die weltweit größte Handelsplattform für Kryptowährungen, wurde in den letzten Jahren von Aufsichtsbehörden in den USA, Europa und Asien wegen Compliance- und Datenproblemen sanktioniert.

Im November letzten Jahres wurde das Unternehmen in den USA mit einer Strafe von 4,3 Milliarden US-Dollar belegt, weil es viele Tausende Transaktionen ermöglicht hatte, die mit organisierter Kriminalität, gewalttätigem Extremismus, sanktionierten Ländern und Personen sowie Pädophilenringen in Verbindung standen. Changpang Zhao, der ehemalige CEO wurde in den USA zu einer viermonatigen Haftstrafe verurteilt.

Zhao hatte Binance im Jahr 2017 gegründet. Ein Firmensitz ist nicht bekannt, das Untrernehmen auch sonst nur schwer greifbar. Nun gerät das Unternehmen in Nigeria zunehmend unter Druck. Denn jetzt steht Zhaos Nachfolger, Richard Teng, der aktuelle CEO von Binance, vor einem Rechtsstreit mit der nigerianischen Regierung.

Vorwürfe von Korruption und Geldwäsche

Wie Africa Confidential berichtet, behaupten Beamte in Abuja, dass Binance die drittgrößte Wirtschaft Afrikas fast zerstört hätte, indem es Geldwäsche in großem Stil ermöglicht hat.

Der Handel mit Milliarden von nigerianischen Naira über die Binance-Plattform habe die Instabilität der Währung in kritischen Phasen Ende 2023 und Anfang dieses Jahres verschlimmert. Zwei Mitarbeiter von Binance wurden nach einem Treffen in Abuja festgenommen, bei dem sie mit Vorwürfen kriminellen Verhaltens konfrontiert wurden.

Binance weist die Vorwürfe zurück und behauptet im Gegenteil, das Unternehmen sei aufgefordert worden, eine "geheime" Zahlung in Abuja zu leisten, um seine rechtlichen Probleme in Nigeria zu lösen. Teng behauptet, dass Tigran Gambaryan, der Leiter der Compliance-Abteilung bei Binance, in Nigeria inhaftiert ist, weil er hochrangige Politiker angezeigt hat, die Bestechungsgelder gefordert haben.

Binance nicht in Nigeria registriert

Hinter den Kulissen hat Binance sich für die Freilassung von Gambaryan eingesetzt. Der Mann ist ein ehemaliger Agent der US-Steuerbehörde. Doch haben diese Versuche nicht gefruchtet. Der Beginn des Prozesses gegen Gambaryan ist für den 17. Mai angesetzt.

Binance ist in Nigeria weder registriert noch zahlt der Konzern dort Steuern. Trotz offensichtlicher Anzeichen für systematische Geldwäsche hat das Unternehmen nie einen Verdachtsbericht eingereicht. Binance betreibt seine Geschäfte in Nigeria über ein Netzwerk lokaler Unternehmen.

Allerdings haben mehrere ausländische Führungskräfte, die als Direktoren eben dieser lokalen Unternehmen gelistet sind, auch mit etablierten Binance-Einheiten in anderen Teilen der Welt zusammengearbeitet.

Geschäfte über lokale Vermittler

Binance teilte den Ermittlern im Januar mit, dass sich der Umsatz in Nigeria im Jahr 2023 auf 21 Mrd. US-Dollar belaufen habe. Zum Vergleich: Das entspricht dem Fünffachen des Verteidigungshaushalts Nigerias. Dabei seien Gewinne mehr als 30 Mio. US-Dollar erzielten worden.

Die Beamten hielten diese Zahlen für deutlich zu niedrig und forderten weitere Informationen an. Binance weigerte sich und ignoriert eine Anordnung des nigerianischen High Court, die angeforderten Daten vorzulegen. Das Ignorieren einer solchen Anordnung ist in Nigeria eine Straftat.

Nachdem Präsident Bola Tinubu im letzten Jahr ein von der Weltbank, dem IWF und internationalen Finanzmedien lange befürwortetes Liberalisierungsprogramm angekündigt hatte, äußerten viele Banker und Ökonomen Bedenken über die Anfälligkeit der nigerianischen Wirtschaft.

Abwertung mit Auswirkungen auf die Wirtschaft

Denn eine solche Liberalisierungswelle zieht in der Regel eine Abwertung der Landeswährung nach sich. Wobei – zumindest der Theorie nach – der Kaufkraftverlust längerfristig durch höhere Wettbewerbsfähigkeit ausgeglichen wird.

Beamte der Zentralbank argumentieren jedoch, dass eine Lawine von Spekulationen über Binance und andere Plattformen die wirtschaftlichen Gegebenheiten verzerrt und den Einbruch des Naira gegenüber dem Dollar von 500 auf 900 Naira pro US-Dollar in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 beschleunigt hätten. Im Frühling war der Naira dann auf ein Allzeittief auf 1.600 gefallen.

Binance habe eine riesige Menge Geld ungewisser Herkunft gewaschen. Die bereits bestehenden Probleme mit der Geldwäsche hätten sich exponentiell verschärft. Im Ergebnis seien vor allem die Kosten für Importe und für internationalen Kredite in die Höhe geschossen.

Regulierungsmaßnahmen

Emomotimi Agama, der Generaldirektor der Securities and Exchange Commission, fordert nun, dass der Naira von Peer-to-Peer-Handelsplattformen gestrichen werden soll. Nigeria ist weltweit einer der größten Märkte für den Kryptohandel.

Kryptowährungen werden vor allem von der technikaffinen Jugend des Landes genutzt und haben in den letzten Jahren geboomt. Dazu hat auch beigetragen, dass es für Nigerianer aufgrund der andauernden Dollarknappheit schwierig ist, für Waren und Dienstleistungen aus dem Ausland zu bezahlen.

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