Biden gegen Trump: "Epische Schlacht um die Seele der USA"

Seite 2: Kann es Kamala Harris richten?

Einige Liberale sind also endlich bei absoluter Bedeutungsleere angekommen und haben sich mit Sinnlosigkeit des Politiktheaters abgefunden. Die Präsidentschaftswahlen 2024 sind in diesem Framing kein politisches Kräftemessen, sondern ein Kampf um die Seele der USA und ihrer Einwohnerinnen und Einwohner.

Was soll sich an diesem Umstand in den achtzehn Monaten bis zur Präsidentschaftswahl noch groß ändern?

DeSantis könnte Trump als Kandidaten der Republikaner ablösen, doch liegt der Gouverneur Floridas in den Umfragen weit hinter dem Spitzenkandidaten und es ist unwahrscheinlich, dass sich dies bis zu den ersten Abstimmungen in den republikanischen Vorwahlen in acht Monaten noch dreht.

Besonders, da es momentan so wirkt, als würde der inoffizielle Herausforderer Stimmen und Gunst verlieren. Als er mit den eindeutigen Umfragewerten konfrontiert wurde, merkte der Gouverneur Floridas während eines Interviews in Japan zuletzt sogar an, noch habe er gar keine Kandidatur bekannt gegeben.

So scheint ein Rückzieher des Mannes aus Florida auch nicht mehr ausgeschlossen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wartet er noch den Ausgang von Trumps andauernden Rechtsstreitigkeiten ab.

Glaubt man den US-Mainstream-Medien, wie CNN, NBC oder der New York Times, gibt es im Grunde nur einen Umstand, der Biden die Wahl kosten könnte: das Alter.

Denn auch wenn Trump selbst keine Ausgeburt an jugendlicher Kraft und Gesundheit ist, so ist Biden doch ungleich älter. Vollständig werden sich die kleinen altersbedingten Aussetzer des Präsidenten im Wahlkampf nicht verbergen lassen, das macht ihn angreifbar.

Deshalb glauben einige Stimmen aus dem großen westlichen Chor, der politisch engagierten und um Demokratie besorgen Publizisten wie der französische Intellektuelle Bernard-Henri Lévy ("BHL"), dass Vizepräsidentin Kamala Harris in der kommenden Wahl eine große Rolle spielen wird.

Doch Harris Umfragewerte sind ähnlich niedrig wie die ihres Vorgesetzten. Die Zweifel der Wählerschaft an ihren Regierungsfähigkeiten, die es schon vor dem letzten Präsidentschaftswahlkampf gab, sind nicht verschwunden. Um dies zu ändern, schlägt BHL auch gleich vor, Harris mit einem bestimmten Aufgabenbereich, wie dem Management des Einstiegs der USA in das KI-Zeitalter, zu betrauen, um so ihre allgemeine Beliebtheit zu steigern.

So weltfremd dieser Vorschlag auch klingen mag, Lévy muss sich keine Sorgen machen, dass Trump mit einer liberalen Kandidatin wie Nikki Hailey an seiner Seite in der Lage wäre, die Biden-Harris-Combo zu schlagen. Denn auch wenn Harris Biden kaum zusätzliche Stimmen einbringen wird, die US-Wählerschaft macht ihre Entscheidung für gewöhnlich nicht von der Vizepräsidentin abhängig. Außerdem, sollte Biden vor Ende seiner Amtszeit sterben, sind Kamala Harris Umfragewerte egal.

Wenn auch sehr einseitig im Ton, so lassen die Kommentare der New York Times-Kolumnisten auf Bidens Wahlkampfauftakt doch die Berichterstattung im kommenden Wahlkampfes erahnen. Die liberalen Medien scheinen erneut bereit, den amtierenden Präsidenten unkritisch in einem rein-oppositionellen Wahlkampf zu unterstützen.

Für Politikinhalte oder soziale Themen ist kein Platz. Entweder geht es ganz konkret um die Kandidaten, – also um die körperliche Verfassung seiner Person oder es wird gleich die Seele jedes Individuums in den USA angerufen. Aber es müsste doch Platz sein für ein genaueres Ausleuchten von konkreten politischen Problemen?

Für jenes politische Handeln von Präsidenten, Regierungen und Parteien, das sich auf die US-Gesellschaft auswirkt und gemeinhin als "regieren" bezeichnet wird. Eine Bewertung dieser Kategorie wäre interessant, doch müsste man dafür die Kandidaten als tatsächliche Akteure beschreiben.

Ist eine solche Analyse zu viel verlangt in einer Zeit, in der selbst die angeblich Mächtigsten zu Symbolen politischer Kulturen verklärt wurden? Es ist doch bizarr, dass die gesammelte politische Kultur in den USA von zwei alten Männern mit Vizepräsidentinnen, die weit in deren Schatten stehen, repräsentiert werden soll.

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