Billigfleisch: Wie EU-Agrarhilfen die Klimakrise verschärfen und USA, China nutzen
Seite 2: Agrarsubventionen verzerren Märkte unfair
- Billigfleisch: Wie EU-Agrarhilfen die Klimakrise verschärfen und USA, China nutzen
- Agrarsubventionen verzerren Märkte unfair
- Auf einer Seite lesen
Auf dieser Grundlage zeigen wir, dass sich die GAP-Subventionen für tierische Lebensmittel ungefähr verdoppeln. So steigen beispielsweise die GAP-Subventionen für Rindfleisch von 0,71 Euro auf 1,42 Euro pro Kilo, wenn Futtermittel einbezogen werden.
Das wirkt sich nicht direkt auf den Preis in den Regalen aus, da es im derzeitigen Lebensmittelsystem viele andere Verzerrungen gibt. Aber es vermittelt ein Gefühl für den relativen Unterschied zwischen tierischen und pflanzlichen Erzeugnissen.
Das Ergebnis ist ein Set von ungleichem, unfairen Voraussetzungen, in dem tierische Produkte dank der zusätzlichen Subventionen billiger sind als sie es sonst wären. Dadurch erscheinen Obst, Gemüse und Nüsse relativ teurer als Fleisch oder Milchprodukte, was den Bemühungen zuwiderläuft, die Umweltschäden des Lebensmittelsystems der EU zu verringern und eine gesündere Ernährung zu fördern.
Agrarwende für Klimaschutz
Das globale Lebensmittelsystem allein reicht aus, um die Klimaziele von 1,5 Grad und sogar zwei Grad Celsius Erderwärmung zu verfehlen. Wir müssen drastische Maßnahmen ergreifen, um schnell genug umzusteigen, damit wir nicht nur die Umweltauswirkungen reduzieren, sondern auch gegen die durch den Klimawandel verursachten extremen Wetterereignisse gewappnet sind.
Die Wissenschaft ist sich inzwischen einig, dass eine Umstellung auf eine überwiegend pflanzliche Ernährung die größte Chance ist, diese ernährungsbedingten Umweltauswirkungen zu verringern, insbesondere in Ländern mit hohem Einkommen.
Eine solche Umstellung könnte sogar zu ländlichen Bodenentlastungen führen, um die Klimaziele zu erreichen und die Ernährungssicherheit zu verbessern. Doch die GAP-Subventionen erhalten das bestehende System aufrecht und tragen nicht zur Umstellung des Systems bei.
Subventionierte Lebensmittel in die USA exportiert
Der Einsatz öffentlicher Mittel im Rahmen der GAP soll das Ziel haben, eine gesunde und sichere Lebensmittelproduktion in der EU zu gewährleisten. Aber diese Subventionen beeinflussen auch die Produktion und den Verbrauch in anderen Ländern, die Lebensmittel aus der EU importieren.
Wir stellen fest, dass zwölf Prozent des GAP-Haushalts zur Subventionierung der Preise für Ausfuhren in Nicht-EU-Länder verwendet werden. Es mag überraschen, dass ein großer Teil dieser Exporte in Länder mit höherem Einkommen geht.
Tatsächlich haben die USA im Jahr 2013 mehr GAP-Gelder über Lebensmittelimporte aus der EU importiert als alle GAP-Gelder, die nach Dänemark gingen.
Auch China profitiert
Das Gleiche gilt für China, das mehr importiert als jene Summen, die in die Niederlande gehen. Das erschwert letztlich die Annäherung an eine gesunde und nachhaltige Ernährungsweise auf globaler Ebene.
Generell stehen die Landwirte im Zuge von Problemen wie klimabedingte Wetterextreme und steigende Produktionskosten bei Inflation unter großem Druck. Wir wissen jedoch, dass ohne umfassende ökologische Reformen – einschließlich der Reform der GAP – die steigenden Kosten für Umweltschäden die Situation in Zukunft noch verschlimmern werden.
Um ein nachhaltigeres, widerstandsfähigeres und für die öffentliche Gesundheit besseres Lebensmittelsystem aufzubauen, müssen die Agrarsubventionen reformiert werden. Die jüngste Verwässerung der grünen EU-Politik ist ein Rückschritt und kann auf lange Sicht nur ein Akt der Selbstbeschädigung sein.
Der Artikel erscheint in Kooperation mit The Conversation. Das englische Original finden Sie hier. Übersetzung: David Goeßmann.
Anniek Kortleve ist Doktorandin, Abteilung für Industrieökologie, Universität Leiden.
Helen Harwatt ist Stipendiatin für Lebensmittel- und Klimapolitik, Harvard University.
José Manuel Mogollón ist Assistenzprofessor, Institut für Umweltwissenschaften (CML), Universität Leiden.
Paul Behrens ist Professor für Energie und Umweltveränderungen, Universität Leiden.