Black Box der Weltpolitik

Seite 3: Die Sorgenfalten wachsen

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Dass trotz dieser Beteuerungen die Sorgenfalten bei den Nachbarn und ihrer US-Schutzmacht wachsen, verwundert nicht. Zumal wenn man bedenkt, dass noch vor gut dreißig Jahren Pekings Militär und Marine reif fürs Museum waren. Dank Deng Xiaopings Wirtschaftsreformen hat das Land diesbezüglich einen technologischen Quantensprung vollzogen.

Mittlerweile verfügt das Militär aber über moderne Stealth-Bomber und Cruise Missiles, über Kampfbomber und Kampfhubschrauber. Zudem ist es im Besitz von Luftabwehrraketen und Aufklärungsdrohnen, von Großraumtransportern und wohl bald auch Langstreckenflugzeuge, die mit modernster Elektronik und neuesten Waffensystemen ausgerüstet sein werden.

Im Nebel herumstochern

Welche Absichten und Ziele Peking mit diesen ehrgeizigen Programmen verfolgt, darüber sind sich die Beobachter und Experten uneinig. Auch jene, die seit Jahren in China leben, und die dortige Politik der Führung für westliche Medien vor Ort beobachten. Anders als westliche Studenten, die über China nicht viel mehr wissen, als dass es eine Diktatur ist, von einer kommunistischen Partei regiert wird und ein gewisser Mao Zedong dem Land eine Kulturrevolution verpasst hat, wissen die chinesischen Hochschüler sehr genau über die europäische Geschichte Bescheid, über die Reformation und die Aufklärung ebenso wie über die französische Revolution und die napoleonischen Kriege

Zwar finden sich in den hiesigen Schulbüchern mittlerweile schon vermehrt Passagen und Lerninhalte, die auf den rapiden Aufstieg des Landes hinweisen und sehr lückenhaft und oberflächlich über die Tradition und Kultur Chinas informieren. Mehr aber auch nicht. Der Eurozentrismus, der sich vor allem immer noch in der Darstellung der Weltkugel in den heimischen Atlanten widerspiegelt, sowie die westliche Sicht, die in den Geschichtsbüchern gehegt und gepflegt, dominiert aber nach wie vor. Immer noch wird der Pazifik und seine Anrainerstaaten gern als eine geheimnisvolle, fremde und weit weg liegende Gegend behandelt.

Merkantiler Hegemonismus

Um im Blindflug über den Wolken sich nicht zu verirren, verweisen Beobachter gern und meist auf die chinesische Geschichte, die Erfahrung mit anderen Mächten und die asiatischen Werte, die das Land prägen. Der Beobachter der Neuen Züricher Zeitung, zum Beispiel ist sich sicher, dass "die Welt des 21. Jahrhunderts und damit die Zukunft wird nicht mehr von den Terroranschlägen das 11. September 2001 und dem Fall der Berliner Mauer, sondern vom Wiederaufstieg Chinas zur Weltmacht" geprägt sein wird.

Der Westen habe sich darauf einzustellen, dass seine Werte auf dem Rückzug sind und "die Welt ins Zeitalter des Merkantilismus und des Hegemonismus eingetreten" sei. Peking häufe Devisen aus rein macht-, und nicht aus geldpolitischen Gründen an. Die Politik genieße dabei immer oberste Priorität. Der weltweite Aufkauf strategischer Industrien und die Sicherung von Rohstoffen in Afrika und Lateinamerika diene allein und ausschließlich diesem Zweck. Dem Reich der Mitte gehe es zunächst und vor allem um die Verkleinerung von Abhängigkeiten, darum, niemals mehr Spielball fremder Interessen zu werden.

Ihm komme es darauf an, als das wahrgenommen werden, was es seiner Tradition und seinem historischem Selbstverständnis nach immer schon war, als "wohlwollender Hegemon", der seinem Interesse verpflichtet ist und demzufolge mit seinen Partnern, Nachbarn und Rivalen zwar vielfältige Beziehungen unterhält, diese aber in unterschiedlicher Abhängigkeit.

Dass es dabei mit der globalen Führungsmacht, den USA, zum Clinch kommen wird, ist unzweifelhaft. Dessen sind sich so ziemlich alle Beobachter einig. Die Frage wird nur sein, wie die beiden Mächte diesen Händel regeln werden. Feindselig und blutig oder kooperativ und im Einvernehmen. Von der Art ihrer Beantwortung werden vermutlich die Geschichte und das Schicksal eines ganzen Jahrhunderts abhängen.

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