Blackout in Portugal und Spanien: "Es war wirklich wie in Kuba"

Bernd Müller
Mutter, Vater und kleines Mädchen, die ohne Elektrizität auf dem Sofa sitzen und Buch mit Kerzenlicht lesen. Blackout.

(Bild: Master1305 / Shutterstock.com)

Ein Schweizer Tourist schildert seine Erlebnisse während des großen Stromausfalls auf der iberischen Halbinsel. Behörden geben Entwarnung, doch viele Fragen bleiben offen.

Ein massiver Stromausfall hat am Montag weite Teile Portugals und Spaniens lahmgelegt. Millionen Menschen waren stundenlang ohne Strom, Internet und Telefon. Auch Touristen bekamen die Auswirkungen zu spüren, wie der Erlebnisbericht eines Schweizer Urlaubers zeigt.

"Wir sind gerade in Costa Nova, in der Nähe von Aveiro, und erleben eine Situation, die uns sehr an Kuba erinnert", berichtet Matthias Hoffmann gegenüber Telepolis. "Gestern war es hier noch wie in Kuba – schön und idyllisch. Aber dann ist gestern um 12 Uhr der Strom ausgefallen und seitdem haben wir keinen Strom mehr. Und dann war es wirklich wie in Kuba."

Improvisieren ohne Strom und Bargeld

Ohne Strom wird in Portugal vieles schwierig, wie der Schweizer Urlauber feststellen musste:

Wir hatten Glück, dass wir kurz Strom hatten, aber Wasser gibt es noch nicht. Die Nachbarn sagen, dass der Strom nur punktuell verteilt wird, was die Situation noch unberechenbarer macht.

Auch bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Bargeld mussten die Touristen improvisieren:

Zum Glück konnten wir in einer Bar, die noch eine funktionierende Kasse hatte, etwas Bargeld bekommen. In einem Minimarkt, in dem es stockdunkel war, konnten wir damit ein paar Dinge kaufen.

Kritik am Krisenmanagement der Regierung

Besonders verärgert zeigt sich der Tourist über die mangelnde Kommunikation der portugiesischen Regierung:

Das Krisenmanagement in Portugal ist katastrophal. Es gibt keine Informationen über Twitter oder die Stromgesellschaft, und es gibt keine Stellungnahme der Regierung. Das hat die Menschen hier sehr verärgert, denn ohne Informationen fühlt man sich allein und im Stich gelassen.

In dieser Hinsicht sei die Lage in Kuba komfortabler, da es dort bei Stromausfällen immer Informationen gebe. Auch im Vergleich zu Spanien schneidet Portugal in den Augen des Schweizers schlecht ab:

Im Vergleich zu Spanien, das in solchen Situationen wie die Schweiz erscheint, ist Portugal wirklich wie ein Drittweltland, nur dass die Probleme international weniger auffallen, weil das Land so klein ist. Deshalb habe ich nicht viel Hoffnung, dass sich die Situation schnell verbessern wird.

Behörden melden Fortschritte bei Wiederherstellung der Stromversorgung

Laut offiziellen Angaben normalisiert sich die Lage in Portugal und Spanien inzwischen wieder. Der portugiesische Netzbetreiber E-Redes teilte mit, dass gegen Mitternacht bereits für 95 Prozent der 6,5 Millionen Kunden die Stromversorgung wiederhergestellt war.

In Spanien waren laut dem Netzbetreiber Red Eléctrica am frühen Dienstagmorgen 99,95 Prozent der Haushalte wieder am Netz, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Auch die Wasser- und Verkehrsversorgung funktioniere wieder weitgehend, hieß es von den Behörden.

Ursache des Blackouts weiter unklar

Noch ist allerdings unklar, was genau den beispiellosen Stromausfall ausgelöst hat. Red Eléctrica machte eine Unterbrechung der Stromverbindung mit Frankreich verantwortlich, nannte aber keine Details. Auch ein Hackerangriff wird laut dpa nicht ausgeschlossen, Hinweise darauf gibt es laut Behörden bisher aber nicht.

Seitens von Wissenschaftlern wird darauf hingewiesen, dass auch der hohe Anteil von erneuerbaren Energien das Stromnetz anfällig für Störungen gemacht hat. Es wird deshalb empfohlen, dringend Stromspeicher aufzubauen und die iberische Halbinsel stärker in das europäische Stromnetz zu integrieren.

Die Regierungen in Madrid und Lissabon kündigten Krisensitzungen an, um die Ursachen zu untersuchen und mögliche Schwachstellen im System zu identifizieren. Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez sprach von einem "historischen Ereignis" und lobte die Bürger für ihr vorbildliches Verhalten. Trotz der stundenlangen Dunkelheit sei es nicht zu Überfällen oder Plünderungen gekommen.