Urbane Oase: Ihr Balkon als Zufluchtsort für Bienen und Schmetterlinge

Susanne Aigner
Biene fliegt auf bepflanzten Balkon zu

Mit der richtigen Bepflanzung wird der Balkon zum Paradies für Insekten. Welche Blühpflanzen sich besonders gut eignen.

Kräuter dienen als Nahrungsquelle für viele Insekten. Wer einen Balkon oder eine Terrasse hat, kann Bienen und andere Nützlinge mit den richtigen Blühpflanzen anlocken. Honig- und Wildbienen sowie Schmetterlinge bevorzugen wahlweise Pollen oder Nektarpflanzen oder beides.

Im Gegensatz zur domestizierten Honigbiene sind viele Wildbienenarten auf bestimmte Pflanzenarten als Nahrungsquelle spezialisiert. Wohlschmeckende, duftende Kräuter auf dem Balkon ziehen aber nicht nur nützliche Insekten an, einige vertreiben darüber hinaus lästige Insekten wie Mücken oder Fliegen.

Als Pflanzgefäße eignen sich neben dem klassischen Blumenkasten auch verschieden große Kübel oder Töpfe, die mit nährstoffreicher Erde aufgefüllt werden. Wer nicht jedes Jahr seine Kästen neu bepflanzen will, greift zu mehrjährigen, bienenfreundlichen Stauden. Größere Stauden kann man zudem ausgraben, teilen, tauschen oder verschenken.

Eine beliebte Balkonpflanze ist der Lavendel. Er duftet betörend und lockt Bienen, Hummeln und Schmetterlinge auch mit einem reichen Nektarangebot an. Die wärmeliebende Pflanze gedeiht auf der Südseite in Balkonkästen, Töpfen und Kübeln. Sie ist anspruchslos, was Boden und Wasser betrifft, benötigt aber viel Sonne. Kurze Dürreperioden überlebt sie mühelos.

Am besten ist eine winterharte Sorte wie der Echte Lavendel. Überwintern sollte der Lavendel an einem geschützten Ort, oder man bedeckt den Wurzelballen mit Mulch oder Zweigen.

Rosmarin und Thymian haben ähnliche Ansprüche an den Standort – sonnig, wenig Wasser – weshalb man sie gemeinsam mit dem Lavendel in einen Balkonkasten setzen kann. Rosmarin blüht bereits im Frühling, Oregano gleich den ganzen Sommer über und Thymian bis in den Oktober.

Am sonnigen Standort gedeiht auch gut der Echte Salbei. Er benötigt sandigen, kalkhaltigen Boden und regelmäßig Wasser. Vom Basilikum gibt es Dutzende Sorten, viele sind einjährig. Für den Balkon eignet sich am besten der kugelförmige Buschbasilikum mit seinen kleinen, aromatischen Blättern. Schnittlauch blüht, wenn er nicht geerntet wird, zwischen Mai und August – optimal für Bienen und andere Insekten. Neben den Stängeln sind auch die Blüten essbar und passen etwa gut in Salate.

Sonnenliebende Balkonpflanzen

Die Kapuzinerkresse ist mit ihren gelben, orangen oder roten Blumen ab Juni nicht nur Augen- und Bienenweide, sondern auch ein gesunde Salatzutat. Auch die rot blühenden Gewürztagetes eignet sich für den Balkon. Sie vertreibt Schädlinge, die orangen Blätter sind essbar. Vielfältig blühende Varianten gibt es auch von der Verbene (Eisenkraut), die sich im Balkonkasten mit anderen Pflanzen mixen lässt.

Wilder Wein ist nicht nur optisch schön, sondern auch reich an Pollen und Nektar. Er eignet sich zum Bewachsen von Spalieren, Zäunen und Wänden – auch auf dem Balkon. Die bienenfreundliche Pflanze blüht von Juli bis September, ist pflegeleicht und liebt tiefgründige Böden.

Die Clematis lässt den Balkon von Frühjahr bis Spätherbst in bunten Farben erstrahlen. Die beliebte Rankpflanze eignet sich auch gut als Sichtschutz, denn sie wächst der Sonne entgegen.

Bei guter Bewässerung und ausreichend viel Dünger fühlen sich Erdbeeren auf einem sonnigen Balkon sehr wohl. Pflanzt man verschiedene Sorten mit unterschiedlichen Erntezeiten nebeneinander, sorgt man für frische Früchte den ganzen Sommer über.

Margeriten blühen im Topf oder Kübel, wenn der Boden immer feucht gehalten wird. Auch Tomaten sind ein beliebtes Balkongemüse. In großen Töpfen mit nährstoffreicher Erde wachsen Tomaten auf sonnigen Plätzen schnell und bilden ab Juli erste Früchte aus – wenn sie regelmäßig gewässert werden.

Schattenverträgliche Balkonpflanzen

Glockenblumen bevorzugen einen halbschattigen bis schattigen Standort. Weil sie schnell wachsen und früh viele Blüten bilden, brauchen sie genug Nährstoffe und regelmäßig Wasser. Werden die welken Blüten entfernt, wird die Produktion neuer Blüten angeregt, die Insekten reichhaltige Nahrung bieten.

Als Kübelpflanze für schattige Balkone eignen sich die grünblättrigen Varianten des Purpurglöckchens. Auch das Tränende Herz wird von Bienen und Hummeln angeflogen. Doch Vorsicht: Blätter, Blüten, Stängel und Wurzeln sind für Menschen allerdings giftig.

Efeu dient auf Balkon und Terrasse als rankender Sichtschutz oder zur Bepflanzung einer Blumenampel. Im Herbst ist er eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten. Auch Männertreu (Lobelien) eignen sich auf schattigen Balkonen gut als hängende Bepflanzung. Die farbenfrohen Blüten ziehen Schmetterlinge und Bienen an und bieten Nektar und Lebensraum.

Ein bunter Mix aus Früh- und Spätblühern

Damit Insekten das ganze Jahr über Nahrung finden, können früh und spät blühende Pflanzen miteinander kombiniert werden. Die Fächerblume etwa blüht von Mitte Mai bis spät in den Herbst hinein. Die Beerenschnute, auch als Nemesia oder Elfenspiegel bekannt, wächst in buschiger Form in Kübeln und Balkonkästen. Sie blüht von April bis in den Herbst und bietet über diesen Zeitraum Nahrung für Bienen.

Eine pflegeleichte und robuste Balkonpflanze ist auch der Zauberschnee. Seine weißen zarten Blüten sind reich an Nektar und Pollen und bilden im Laufe des Sommers einen großen Blütenteppich, der zahlreiche Wildbienen anlockt. Die Pflanze ist kombinierbar mit farbenfrohen Blumen wie Mini-Rosen, Dipladenia oder mit der Vanilleblume, deren Blütezeit von Mai bis September dauert. Scheint die Sonne, beginnt sie zu duften und lockt viele Insekten an.

Ein farbenprächtiges Blütenmeer bildet das Wandelröschen. Wie ein Chamäleon ändert es von Mai bis Oktober immer wieder seine Blütenfarbe. Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten finden in der warmen Jahreszeit ausreichend Nektar in seinen zahlreichen Blütenkelchen. Allerdings sind alle Pflanzenteile samt Früchten giftig und sollten daher unbedingt von Kleinkindern und Haustieren ferngehalten werden.

Geranien, Petunien mit gefüllten Blüten: Pflegeleicht, aber für Bienen nutzlos

Typische Balkonpflanzen mit gefüllten Blüten wie Geranien erfreuen zwar das Auge. Doch Bienen, Hummeln und Schmetterlingen bieten sie zu wenig bis keine Nahrung, denn die Bienen kommen nicht an die Pollen heran.

Bei Blumen mit gefüllten Blüten handelt es sich meist um speziell gezüchtete Hybridpflanzen, die keine Pollen oder Nektar produzieren. Auch kultivierte Petunien sind für Wildbienen eher uninteressant. Die Petunie verträgt sich aber gut mit anderen insektenfreundlichen Pflanzen.

Vorsicht beim Kauf "bienenfreundlicher" Pflanzen!

Viele Zierpflanzen, die vom Handel als "bienenfreundlich" gepriesen werden, sind stark mit Pestiziden belastet. Das ergab ein Test, den der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im Mai 2024 durchführte. Untersucht wurden Proben aus 18 unterschiedlichen Handelsunternehmen (Gartencentern, Baumärkten etc.) in der Region Hannover. Getestet wurden unter anderem Lavendel, Margeriten und Glockenblumen.

Ergebnis: 96 Prozent der 55 getesteten Proben enthielten Pestizide, zwei Drittel davon enthielten sogar fünf und mehr Chemikalien. Es wurden auch Rückstände von sieben Pestiziden gefunden, die in der EU gar nicht zugelassen sind. Der stichprobenartige Test bestätigt die Ergebnisse ähnlicher Tests vergangener Jahre: Die allermeisten Sommerblüher, die im Handel angeboten werden, enthalten giftige Rückstände.

Zierpflanzenbau vergiftet Umwelt und schädigt Gesundheit

Im Jahr 2023 wurden in 73 Prozent der Proben sogar für den Menschen besonders gefährliche Pestizide gefunden. Einige der giftigen Chemikalien erzeugen Krebs. Ein Lavendel war im Test vom vergangenen Jahr mit 22 verschiedenen Pestiziden belastet, von denen acht der menschlichen Gesundheit schaden, zwei bienengiftig sind und zwei nicht einmal zugelassen waren, klagt BUND-Pestizidexpertin Corinna Hölzel.

Wenn Bienen die schädlichen Pestizide über Nektar und Pollen aufnehmen, wird solche Pflanzen zur Giftfalle. Der BUND und seine Partnerorganisation Global 2000 testen seit 2021 jährlich Pflanzen auf Pestizide.

Regional oder Bio: Beim Kauf von Pflanzen auf die Herkunft achten!

Leider lässt sich beim Kauf von Zierpflanzen nicht erkennen, unter welchen Bedingungen sie produziert wurden. Denn es gibt weder Kennzeichnungspflichten noch Grenzwerte. Bis die gefährlichen Pestizide verboten und aus der Produktionskette ausgeschlossen sind, sollte man am besten Bio-Pflanzen oder Zierpflanzen kaufen, die in der eigenen Region gezogen wurden.