Brandenburg will zurück in die Vergangenheit: Braunkohlemann als Wirtschaftsminister
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Die Energie- und Klimawochenschau: Klimawandel bedeutet mehr Hunger. Die Regierung steht auf der falschen Seite; RWE verteidigt sein Recht auf Luftverschmutzung und Klimazerstörung
Die Weltorganisation für Ernährung und Landwirtschaft FAO hat einen neuen Report veröffentlicht. Im dritten Jahr in Folge sei die Zahl der hungernden Menschen angestiegen. 821 Millionen Menschen, etwa 10,9 Prozent der Weltbevölkerung, waren 2017 unterernährt. Im Vorjahr waren es noch 804 Millionen. Gegenüber dem Tiefstand von 2014 war das eine Zunahme von rund 37 Millionen Menschen.
Als Ursachen für diesen Anstieg listet die FAO kriegerische Konflikte, ökonomische Krisen und inzwischen auch Wetterextreme auf. Die britische Zeitung Guardian zitiert in diesem Zusammenhang UN-Ökonomen, die von einem "frühen Warnruf" sprechen. Durch Wetterextreme verursachter Hunger sei auch in Ländern zu beobachten, in denen es keine sonstigen Krisen gäbe.
"Alarmierend an unserer Analyse ist, dass jetzt auch Klimavariabilität und -extreme zum Anstieg des Hungers beitragen", gibt das Blatt die Einschätzung der Herausgeberin des Berichts, Cindy Holleman, wieder. Gemeint sei nicht nur Hunger im Zusammenhang mit Notfällen, sondern auch der chronische Hunger.
Die Anstrengungen, die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelversorgern robuster und weniger anfällig für die zunehmenden Wetterkapriolen zu machen, müssten daher verstärkt werden.
Wir stehen am Beginn einer sehr ernsten Situation. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, den Hunger in der Welt bis 2030 zu beenden. Doch das werden wir nur erreichen, wenn wir die neuen Herausforderungen angehen und diese neuen Herausforderungen heißen Klimavariabilität und -extreme.
Cindy Hollemann, FAO
Hunger sei vor allem in Ländern häufig, wo ein hoher Anteil der Bevölkerung von der Landwirtschaft abhänge und diese besonders anfällig für Temperaturschwankungen und schwere Dürren ist. Probleme seien im letzten Jahr steigende Temperaturen in Agrarregionen gewesen, die die Erträge beeinträchtigten. Auch haben sich Niederschlagsmuster verschoben und in den letzten 20 Jahren habe sich die Zahl der Wetterkatastrophen wie Stürme, Überschwemmungen und Dürren verdoppelt.
Bundesregierung mitverantwortlich
Die Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag für Welternährungspolitik, Eva-Maria Schreiber, wirft in diesem Zusammenhang der Bundesregierung vor, ihre Politik trage zur Ausbreitung des Hungers bei. Dies geschehe erstens durch die Unterstützung von Regimen wie dem saudi-arabischen, das im Yemen die Bevölkerung aushungere.
Zweitens würden landwirtschaftliche Strukturen in afrikanischen Ländern zerstört, denen Berlin Freihandelsabkommen aufzwinge. Formell werden diese Abkommen von der EU verhandelt und unterzeichnet. Allerdings ist die deutsche Regierung seit Jahrzehnten Hauptmotor innerhalb der Union für diese Verträge und unterhält weiter eigene Verhandlungs-Arbeitsgruppen, obwohl die Verantwortung eigentlich allein bei der EU-Kommission liegt.
Drittens wirft die linke Abgeordnete der Bundesregierung vor, eine ambitionierte Klimapolitik zu blockieren, obwohl klar sei, "dass klimabedingte Dürren und Überschwemmungen die Nahrungsgrundlagen von Millionen Menschen zerstören."
Will die Bundesregierung eine produktive Rolle bei der Hungerbekämpfung spielen, muss sie folgende Maßnahmen ergreifen: Stopp der Kooperation mit Regimen wie dem des Sudans oder von Saudi-Arabien, Förderung des Aufbaus heimischer Agrarproduktion und Agrarmärkte in den Entwicklungsländern unter Einbeziehung der Kleinbauern sowie Umsetzung einer ambitionierten Klimapolitik. Statt hier zu handeln, investiert die Bundesregierung jedoch lieber hunderte Millionen Euro in Abschottungsmaßnahmen gegen Flüchtlinge im Mittelmeer und der Sahara. Für die Bundesregierung scheint der Kampf gegen Hungernde Priorität zu haben, nicht der Kampf gegen den Hunger.
Eva-Maria Schreiber, MdB, Die Linke
"Aufbäumen" statt Rodung
Derweil geht die Auseinandersetzung um Deutschlands aktuell größtes Klimaproblem, die Braunkohle, weiter. Größtes Problem ist sie, weil ihr Brennwert so gering ist, was sie zum fossilen Energieträger mit dem höchsten spezifischen Kohlendioxid-Ausstoß macht. Fokus dieser Auseinandersetzung um die Braunkohle und die Tagebaue, in denen sie gewonnen wird, ist in diesen Monaten der Hambacher Forst im Rheinland.
Wie berichtet, setzten dort RWE und Polizeiführung ganz auf Eskalation. RWE will seinen Tagebau Hambach erweitern und dafür die Reste des alten Waldes weitgehend abholzen. Ab 1. Oktober könnte er laut Genehmigung beginnen, wobei der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), wie in der letzten Wochenschau dargelegt, die Meinung vertritt, dass die bestehende Genehmigung eine Rodung in diesem Jahr noch gar nicht abdeckt.
RWE darf nämlich den Wald nicht auf Vorrat zerstören, sondern muss warten, bis die Kohle unter ihm tatsächlich abgebaut werden kann. Noch befindet sich aber ein breiter Streifen vor dem Waldrand, der noch nicht von Baggern weggefressen wurde. Diesen Streifen wollen Tagebaugegner am kommenden Wochenende mit der Aktion "Aufbäumen" mit jungen Bäumen bepflanzen.
Die Polizei setzt derweil mehr auf Zerstörung. Letzte Woche rückte sie mit einem massiven Aufgebot in den Wald ein. Angeblich ging es darum, dass RWE seiner Pflicht zur Sicherung der Wege nachkommen müsse. Dafür waren 300 Polizeibeamte notwendig. So viel Engagement würde man sich mal wünschen, wenn in Chemnitz jüdische Restaurants überfallen und den Nazis nicht genehme Menschen gejagt werden.