Braunkohle: kleiner und großer Ausstieg in Ostdeutschland

Blick auf den Tagebau Jänschwalde in Brandenburg (2009). Foto: Lutki / CC BY-SA 3.0

Bis spätestens 2038 soll die Kohleverstromung in Deutschland Geschichte sein. Diese Frist wird nach bisheriger Planung an manchen Standorten ausgereizt

In den ostdeutschen Braunkohleregionen zeichnen sich sehr unterschiedliche Varianten für den Kohleausstieg ab. In Brandenburg endet die Kohleförderung wahrscheinlich im Jahr 2033, die Verstromung soll dann aber noch mit Braunkohle aus zwei sächsischen Tagebauen weitergehen.

In den vergangenen Monaten hat die bundesdeutsche Politik Schritte für den Kohleausstieg bis spätestens zum Jahr 2038 vorbereitet. In Ostdeutschland betrifft das vor allem die Bundesländer Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt, in denen sich die Braunkohle-Tagebaue und -Großkraftwerke befinden. Dabei zeichnen sich für diese drei einzelnen Länder zur Zeit recht unterschiedliche Varianten und Zeitpunkte dafür ab, wann die einzelnen Zweige der Braunkohlewirtschaft stillgelegt werden: In Brandenburg gibt es wahrscheinlich im Jahr 2033 einen kleinen Kohleausstieg, wenn hier der letzte genehmigte Tagebau ausgekohlt sein wird. Dann soll dort noch ein Großkraftwerk mit Braunkohle aus Sachsen weiterlaufen.

In Sachsen-Anhalt endet die Frist für einen Tagebau und ein Großkraftwerk im Jahr 2034. Sachsen will dagegen noch bis 2038 weiter Braunkohle fördern und verstromen.

Der nächste ostdeutsche Tagebau, in dem die Kohleförderung ausläuft, ist der Tagebau Jänschwalde des Kohlekonzerns Leag in Brandenburg. Seine Laufzeit endet im Jahr 2023. Danach kommt nach bisheriger Planung der Tagebau Welzow-Süd im Jahr 2033 an die Reihe. Hier wollte Leag ursprünglich noch einen neuen Teilabschnitt erschließen und länger baggern, verzichtet nun aber darauf. Damit richtet sich das Unternehmen wohl auch nach der Brandenburger Energiepolitik. Schließlich hatten die Regierungsparteien SPD, CDU und Bündnisgrüne in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, dass es keine neuen Tagebaue, keine Tagebau-Erweiterung und keine Umsiedlung von Dörfern mehr geben soll.

So zeichnet sich in Brandenburg nun wohl endgültig ein kleiner Kohleausstieg im Jahr 2033 ab: In den Folgejahren sollte hier nach heutigem Kenntnisstand keine Braunkohle mehr gefördert werden können. Die Stromerzeugung aus dem heimischen Brennstoff kann dagegen in Brandenburg noch weitergehen: Das Kraftwerk Schwarze Pumpe bei Cottbus soll nach den aktuellen Plänen noch bis 2038 weiter Braunkohle verstromen, die per Bahn aus den ostsächsischen Leag-Tagebauen Nochten und Reichwalde angeliefert wird.

Leag will immer noch Mühlrose abbaggern

Diese beiden Tagebaue, die bisher vor allem den Brennstoff für die Kraftwerke Boxberg in Sachsen sowie Jänschwalde und Schwarze Pumpe in Brandenburg liefern, will Leag noch bis zum endgültigen Kohleausstieg betreiben. Das Kraftwerk Jänschwalde wird zwar im Jahr 2028 endgültig stillgelegt und braucht dann keine Kohle mehr, Boxberg soll aber auch noch bis 2038 weiterlaufen.

Davon sind vor allem die verbliebenen Einwohner der Ortschaft Mühlrose betroffen, die ihren Ort erhalten wollen und Leags Umsiedlungsangebote abgelehnt haben. Denn der Braunkohlekonzern hält trotz Kohleausstieg an den bisherigen Plänen fest, Mühlrose für seinen Tagebau Nochten abzubaggern. Am Tagebau Reichwalde soll dagegen nun ein Teilbereich eines militärischen Übungsplatzes erhalten bleiben, den Leag bisher noch abbaggern wollte.

Für den westsächsischen Tagebau Vereinigtes Schleenhain, aus dem der Braunkohleförderer Mibrag den Brennstoff für das Leag-Kraftwerk Lippendorf gewinnt, verkürzt sich das bisher geplante Laufzeitende durch den Kohleausstieg um sechs Jahre auf das Jahr 2035. Dann geht Lippendorf vom Netz. Das hatte schon erfreuliche Wirkungen für die verbliebenen Bewohner der Ortschaften Pödelwitz und Obertitz. Auf deren Gebiete wollte Mibrag den Tagebau bisher noch ausweiten. Im Januar gab das Unternehmen schließlich bekannt, dass es nun auf diese Pläne verzichtet.

Dass Pödelwitz nun vor dem Braunkohle-Abbau gerettet ist, Mühlrose aber nicht, hat wohl etwas mit Sachsens Energiepolitik zu tun. Hier gibt es zwar auch eine Landesregierung aus CDU, SPD und Bündnisgrünen. Anders als die Brandenburger hat sie in ihrem Koalitionsvertrag aber Tagebauerweiterungen und damit verbundene Umsiedlungen nicht ausgeschlossen. Für Pödelwitz findet sich hier immerhin die Formulierung, dass die Koalitionsparteien den Ort erhalten möchten. Mühlrose wird dagegen nicht direkt erwähnt.

Großer Ausstieg in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt befindet sich der größere Teil von Mibrags zweitem Tagebau Profen, der kleinere Teil liegt auf sächsischem Gebiet. Aus Profen wird das Kraftwerk Schkopau mit Rohbraunkohle beliefert. Dieser Tagebau war von vornherein auf eine Laufzeit bis zum Jahr 2034 ausgelegt, und daran ändert sich auch durch den Kohleausstieg erst einmal nichts. Frühere Pläne, ihn noch bis in die Nähe der Stadt Lützen auszuweiten, hatte Mibrag schon länger nicht mehr aktiv verfolgt. Auch das Großkraftwerk Schkopau soll zum Jahresende 2034 abgeschaltet werden. Damit wäre dann der große Ausstieg aus der Kohleverstromung in Sachsen-Anhalt vollzogen.

Vom Kohleausstieg nicht betroffen ist der Montanwachs-Hersteller Romonta in Amsdorf bei Halle/Saale. Für die Wachsherstellung nutzt er Rohbraunkohle, die er selbst in einem vergleichsweise kleinen Tagebau fördert. Hier wird die Kohle also überwiegend als chemischer Rohstoff genutzt, nur die danach verbleibenden Reststoffe dienen in einem Kraftwerk noch zur Strom- und Wärmeproduktion.

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