Bush versus Kerry

Elite-Universitäten und Glaubensgemeinschaften in den USA sind nicht nur große Spendensammler, sie geben auch gerne wieder etwas ab. Im Präsidentschaftswahlkampf 2004 sind die Sympathiepunkte bisher klar verteilt

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Esel sind dumm, so der Volksmund. Aber sind Elefanten gläubig? Für die Großzügigkeit der Spender im US-Präsidentschaftswahlkampf 2004 ist die Bedeutung der Wappentiere der großen amerikanischen Parteien eher nebensächlich. Bisher jedenfalls ließen sich die reichen Elite-Universitäten und deren Angehörige von dem angeblich unterbelichteten Wappentier der Demokraten nicht abschrecken. Sie spendeten fleißig für eine ganze Gruppe von Spitzenkandidaten, wobei sich nach den Vorwahlen natürlich John Kerry als der am meisten empfangende hervortat. Die republikanischen Elefanten werden von religiösen Gruppen und Glaubensgemeinschaften bevorzugt, wobei George W. Bush traditionell in Personalunion als amtierender Präsident und Spitzenkandidat die Bewerbung um das höchste Amt der USA antritt.

Bislang galten als klassische Unterstützer der jeweiligen Seite vor allem Waffenlobby und Industrie sowie Gewerkschaften und Umweltverbände. Neuerdings treten aber auch andere Gruppen auf: Universitäre Exzellenzen und religiöse Vereinigungen hoffen durch Spenden auf die Vertretung ihrer Interessen. Gleichwohl sind im mit ohne öffentlichen Geldern finanzierten Präsidentschaftswahlkampf Parteien auf diese Spenden angewiesen. Der Bildungssektor erwartet sich höhere staatliche Zuwendungen, zum Beispiel in Form von Bildungskrediten und Stipendien: Jährlich werden Millionen an die Studierenden ausgezahlt und fließen in Form von Studiengebühren den Universitäten zu. Die Höhe dieser und anderer Zuschüsse für Hochschulen wird im "Higher Education Act" geregelt, der noch in diesem Jahr überarbeitet werden soll.

Klassische Verbandsvertreter wie die Lehrergewerkschaft "American Federation of Teachers" fungieren hier als Lobbyisten. Solche institutionellen Vertretungen empfinden sich nicht als überparteilich, anders als zum Beispiel die Hochschulrektorenkonferenz in Deutschland, sondern beziehen auch finanziell Stellung für ihre Positionen. Auch Hochschulangestellte versuchen durch Parteispenden "ihre geistige Heimat", gemeint sind natürlich die Universitäten, zu unterstützen. Die Professoren in den USA stellen durch ihr relativ hohes Gehalt eine wichtige Spendenquelle dar. Aus den drei universitären Top-Spendern University of California, Harvard University und Stanford wurden die Parteien bis zum April dieses Jahres mit weit über einer Million Dollar dotiert. Insgesamt beläuft sich die Spendensumme aus den Universitäten bis zum genannten Zeitpunkt auf über 13 Millionen Dollar.

Davon erhielten die Demokraten 69 %, die Republikaner 31 %. Diese Unterteilung findet sich auch bei den Spitzenempfängern wieder. Die ersten Fünf der fleißigsten Spendensammler aus dem Bildungsbereich haben mit George W. Bush nur einen Republikaner unter sich, allerdings als zweitplatzierten (ca. 1,5 Millionen Dollar). Vor ihm liegt mit deutlichem Vorsprung John Kerry in Führung (ca. 2 Millionen Dollar), dahinter folgen die drei im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur ausgeschiedenen Demokraten Howard Dean, Wesley Clark und John Edwards. Alle fünf streb(t)en das Präsidentenamt an, erst danach werden auch Empfänger angeführt, die für den US-Senat kandidieren. Auch bei den Spenden für die diesjährigen Senatswahlen liegen die demokratischen Kandidaten vorne: Sie erhielten mit knapp 3,5 Millionen Dollar bisher fast zehnmal so viel finanziellen Zuspruch wie die Republikaner.

Trotz dieser sektoralen Unterschiede liegt der amtierende Präsident (ca. 215 Millionen Dollar) bei der Gesamtsumme aller Spenden klar vor seinem demokratischen Gegenkandidaten (gut 117 Millionen Dollar). Aus dem klassischen republikanischen Wählerklientel, dem Industrie- und Finanzsektor, kommen die meisten und größten Spenden für George W. Bush. Für den Durchschnittseuropäer etwas befremdlich, für die USA allerdings nicht ungewöhnlich, sind politische Spenden von kirchlichen und gläubigen Gemeinschaften. Weil Gemeinschaften wie die "Episcopal Church" oder die "Park Meadows Baptist Church" selbst spendenfinanzierte Gruppierungen sind, stammt aber nur eine verhältnismäßig kleine Spendensumme aus diesem Sektor (knapp 700 000 Dollar). Die fünf großzügigsten Spender mit religiösem Bezug ließen ausnahmslos der Partei von Präsident Bush ihr Geld zukommen, die Demokraten gingen leer aus. Zwar ist mit 55 % für die Republikaner und 45 % für die Demokraten das Gesamtbild relativ ausgeglichen. Im persönlichen Vergleich lässt der Vorsprung von Bush (172 114 Dollar) auf Kerry (54 060 Dollar) aber Präferenzen erkennen.