Butscha: Das Kriegstrauma und das Schweigen aus Moskau
Seite 2: Hinrichtungen von gefangenen Kämpfern
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Am vergangenen Donnerstag präsentierte die New York Times Videos vom 4. März von Butscha, aufgenommen von einer Überwachungskamera (security camera) und einer privaten Kamera aus der Nachbarschaft, die dokumentieren, wie gefangene Ukrainer von einer russischen Einheit zu einem Ort geführt worden, den sie nicht mehr lebend verlassen sollten.
Der Vorwurf lautet, dass acht Männer ähnlich einer Hinrichtung von Mitgliedern einer russischen Luftlandeeinheit erschossen wurden.
Das Video einer Drohne vom 5. März, das der Zeitung ebenfalls vorliegt, sei dann "der erste visuelle Beweis, der die Berichte der Augenzeugen bestätigt. Es zeigt die Leichen, die neben dem Bürogebäude in der Yablunska-Straße 144 auf dem Boden liegen, während zwei russische Soldaten neben ihnen Wache stehen".
Nach Angaben der Zeitung haben sich ihre Journalisten wochenlang mit dem Fall beschäftigt. Ein Überlebender sei interviewt worden, "Zeugen, Gerichtsmediziner sowie Polizei- und Militärbeamte".
Die Reporter sammelten bisher unveröffentlichte Videos vom Tag der Hinrichtung - einige der bisher einzigen Beweise, die den letzten Weg der Opfer nachzeichnen. Die Times durchforstete die sozialen Medien nach Vermisstenmeldungen, sprach mit den Familienangehörigen der Opfer und identifizierte zum ersten Mal alle hingerichteten Männer und die Gründe, warum die meisten von ihnen zur Strecke gebracht wurden.
New York Times
Die Zeitung macht einer russischen Luftlandetruppen-Einheit den Vorwurf, dass sie die ukrainischen Männer, von denen Fotografien präsentiert werden, in einem Innenhof "zusammengetrieben und absichtlich exekutiert haben", was ein "mutmaßliches Kriegsverbrechen" bedeute. Man habe dem russischen Außen- und Verteidigungsministerium jeweils Bitten um eine Stellungnahme zugeschickt, aber keine Antwort bekommen.
Die Opfer werden als Zivilisten dargestellt, die durch den Krieg zu Kämpfern wurden: "Ehemänner und Väter, Lebensmittelhändler und Fabrikarbeiter, die vor dem Krieg ein normales ziviles Leben führten. Da die Männer jedoch das Land nicht verlassen durften und gleichzeitig entschlossen waren, ihre Gemeinden zu schützen, schlossen sich die meisten von ihnen in den Tagen vor ihrer Ermordung verschiedenen Streitkräften an."
Herausgehoben wird, dass "fast alle" von ihnen in "Gehweite des Hofes wohnten, in dem ihre Leichen später liegen sollten.
Die Hinrichtung der gefangenen Kämpfer und des Hausbesitzers in Bucha "ist die Art von Vorfall, die ein starker Fall für die Verfolgung von Kriegsverbrechen werden könnte", wird Stephen Rapp, ehemaliger Sonderbotschafter der Vereinigten Staaten für Kriegsverbrecherfragen, von der US-Zeitung zitiert. Die Gefangenen, die von den Russen entwaffnet und in Gewahrsam genommen wurden, befanden sich nach dem Kriegsrecht "außerhalb der Kampfhandlungen", so Rapp.
Nach Ansicht der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz bedeuten diese Gesetze, dass Gefangene unter allen Umständen human behandelt und vor Misshandlungen geschützt werden müssen.