CO2-Preise: Wieso Immobilien in Deutschland an Wert verlieren
Wärmewende stockt in Deutschland, erneuerbare Energien spielen kaum eine Rolle. Immobilien mit fossilen Heizungen könnten bald rapide an Wert verlieren.
Ab 2026 wollte sich die Politik aus der Festlegung der CO2-Abgaben herausnehmen und die Höhe der Abgaben dem Markt überlassen. Alle CO2-äquivalenten Emissionen aus dem Straßenverkehr und dem Heizen müssen durch entsprechende ETS-Zertifikate gedeckt werden, die von den Kraftstoffhändlern organisiert werden müssen. Die Menge der Zertifikate sollte dabei begrenzt sein und schnell abnehmen.
Wenn die CO2-Bepreisung von Öl, Gas und Kraftstoffen auf einen europaweiten Emissionshandel umgestellt wird, wird nicht mehr der Preis festgelegt, sondern die Menge der Emissionen, die höchstens ausgestoßen werden dürfen, sodass die von der EU gesetzten Klimaziele erreicht werden.
Anbieter fossiler Brennstoffe müssen für die von ihnen verkaufte Menge CO2-Zertifikate erwerben. Der Preis ergibt sich dann aus der Balance von Angebot und Nachfrage. Für manche Märkte in der EU droht dann ab 2027 ein gewaltiger Preisschock.
Da die Abkehr von fossilen Kraft- und Brennstoffen jedoch auch in Deutschland torpediert wurde, ist damit zu rechnen, dass es massiven Widerstand gegen diesen geplanten marktgestützten Mechanismus geben wird.
Aus der CDU wird inzwischen schon die Idee verbreitet, dass die Politik die Preise für die ETS-Zertifikate deckeln sollte. Dann würde die durch einen solchen Preisdeckel gestützte Entwicklung in Deutschland dazu führen, dass Händler in anderen EU-Mitgliedsstaaten mehr für ihre dann knapperen Zertifikate bezahlen müssten und Deutschland somit den EU-weiten Markt sprengen könnte. Die daraus resultierenden Turbulenzen im Binnenmarkt möchte sich derzeit niemand ausmalen.
Der dena-Gebäudereport 2025 zeigt den deutschen Rückstand bei der Wärmewende
Die Deutsche Energie-Agentur (dena) untersucht in einem jährlichen Bericht, welchen Beitrag Gebäude zum Klimaschutz leisten. Der Gebäudereport 2025 der bundeseigenen Energieagentur zeigt deutlich, dass es der aktuellen Bundesregierung zumindest beim Gebäudebestand nicht gelungen ist, die Bremsspuren bei der Energiewende zu beseitigen, die vom Bundesminister für Wirtschaft und Energie Peter Altmaier und der letzten Merkel-Regierung durchgedrückt wurden.
Corinna Enders, die Vorsitzende der dena-Geschäftsführung erklärte bei der Vorstellung des aktuellen Gebäudereports ihrer Organisation:
Die Zahlen zeigen deutlich, dass wir erneut die Klimaziele im Gebäudesektor verfehlen. Noch immer werden 79 Prozent der knapp 20 Millionen Wohngebäude mit Öl und Gas beheizt. Erneuerbare Energien spielen im Bestand bisher eine zu geringe Rolle. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen hier gemeinsam den eingeschlagenen Weg der Wärmewende entschlossen fortsetzen.
Im Gebäudebestand spielen erneuerbare Energien bisher nur eine sehr geringe Rolle. Der Anteil der Heizungen, der erneuerbare Energien nutzt, das sind Biomasse, Wärmepumpe und Solarthermie, lag im Jahr 2022 bei zehn Prozent.
Der Austausch von fossilen Energieträgern geht hier nur langsam voran. Problematisch für den Erfolg der Wärmewende ist, dass sich bei Sanierungen im vergangenen Jahr wieder mehr Eigentümer für eine Gas- oder Ölheizung entschieden. So stieg der Absatz von Gas- um 19 und von Ölheizungen um 94 Prozent.
Besser sieht die Lage im Bereich Neubau aus. Hier wurden 2023 rund 65 Prozent der Wohngebäude mit Wärmepumpen ausgestattet. 2023 war ein Rekordjahr für den Absatz von nicht-fossilen Wärmeerzeugern. Danach sorgte die Lobby der Fossilen allerdings dafür, dass diese Absatzzahlen im Jahr 2024 wohl nicht erreicht wurden. So ging der Verkauf von Biomasse-Anlagen im ersten Halbjahr um 74 Prozent zurück und auch Wärmepumpen verzeichneten einen Rückgang von 54 Prozent.
Gebäudesanierung mit fossilen Heizanlagen mindert den Wert der Immobilie
Auch wenn Trump jetzt die Förderung fossiler Brennstoffe beschleunigen will, können die USA auf absehbare Zeit nicht so viel liefern, wie der Weltmarkt benötigt, wenn die Energiewende zu den Erneuerbaren weiter torpediert wird.
Damit werden die Brennstoffpreise auch ohne CO2-Bepreisung steigen und damit die Nebenkosten der Immobilien. Da die Bevölkerung sich ohne Zuwanderung altersbedingt und aufgrund kostenbedingt künftig schlechterer medizinischer Versorgung signifikant reduzieren wird, können sich Käufer künftig die Immobilien mit den niedrigsten Nebenkosten heraussuchen. Wer da auf Heizung und Warmwasserbereitung mit fossilen Brennstoffen gesetzt hat, hat schlechte Karten.
Wie sich die Versorgung mit fossilen Brennstoffen in Deutschland entwickelt, lässt sich derzeit kaum seriös vorhersagen. Als einziger Gasnetzbetreiber in Deutschland hat die MVV Energie in Mannheim erklärt, dass sie bis 2035 ihr Gasnetz in der Stadt geplant stilllegen wird.
Kein anderer Gasnetzbetreiber hat seine Planung für die Zukunft seines Gasnetzes bislang offengelegt, und es ist zu befürchten, dass auch keiner dieser Netzbetreiber eine entsprechende Planung erstellt hat.
Wenn sich die Fixkosten der netzgebundenen öffentlichen Energieversorgung verbrauchsunabhängig erhöhen, ist damit zu rechnen, dass alle Energieverbraucher, die es sich finanziell leisten können, ihren Wärmebedarf durch Dämmung der Gebäudehülle reduzieren und dann elektrifizieren.
In der Folge werden sie ihre PV-Anlagen sowie ihre Stromspeicher so weit ausbauen, dass sie nicht mehr auf das öffentliche Netz angewiesen sind. Dort verleiben dann nur noch die Kunden, die sich nicht abkoppeln können.
Die verbliebenen Kunden der öffentlichen Versorgung müssen dann mit weiter steigenden Preisen kämpfen. Darauf zu hoffen , dass ihnen in ihrer misslichen Lage politisch geholfen wird, ihre Heizkosten zu finanzieren, erscheint bei der zunehmenden Marktradikalisierung ziemlich trügerisch.