COP28 endet ohne klares Aus für Kohle, Öl und Gas

(Bild: FinnishGovernment, CC BY 2.0, Wikimedia Commons)

Die UN-Klimakonferenz in Dubai ist mit einem Kompromiss zu Ende gegangen. Ein unverbindlicher Aufruf zum Umbau der Energieinfrastruktur blieb das Hauptergebnis.

Nach zähen Verhandlungen ist am Mittwochmorgen in Dubai, in den Vereinten Arabischen Emiraten, die diesjährige UN-Klimakonferenz zu Ende gegangen. Lange war gerungen worden, ob nun von vom "Auslaufen" oder "Herunterfahren" ("phasedown" or "phaseout") der Nutzung fossiler Energieträger gesprochen werden soll.

Vor allem einige schon heute besonders hart vom Klimawandel betroffene Staaten und kleine Inselnationen hatten auf eindeutige Sprache und vor allem mehr Engagement in Sachen Klimawandel gedrängt.

COP28: Ein Kompromiss ohne klare Signale

Herausgekommen ist abermals ein Kompromiss, wie es Simon Stiell, UN-Sekretär für Fragen des Klimawandels, in seiner abschließenden Rede beklagt. Es habe kein klares Signal für das Ende der Nutzung fossiler Energieträger gegeben, zumindest sei aber der Anfang ihres Endes in Sicht gekommen. Als Diplomat muss man halt immer ein wenig Rest-Optimismus zeigen.

Vor allem Erdölförderländer der OPEC hatten gegen klare Festlegungen und raschen Klimaschutz Front gemacht, aber die reichen Industriestaaten waren auch nicht gerade mit gutem Beispiel vorangegangen.

Die Rolle von Fracking und Infrastruktur im Klimawandel

Der Fracking-Boom in den USA und die neue Infrastruktur in Deutschland sorgen nicht nur für reichlich Treibhausgase in der Form des besonders wirksamen Methans, das bei der Förderung entweicht, sondern auch dafür, dass für mindestens zwei Jahrzehnte ökonomische Sachzwänge geschaffen werden, die den weiteren Verbrauch von Erdgas im großen Maßstab festschreiben.

So ist es denn bei einem unverbindlichen Aufruf geblieben, den die Energieinfrastruktur zügig und geordnet umzubauen und von den fossilen Brennstoffen wegzukommen. Das ganze soll eher eine globale Anstrengung sein und die Länder einander dabei helfen.

Geopolitische Spannungen und ihre Auswirkungen auf den Klimaschutz

Angesichts der wachsenden Konfrontation der NATO-Staaten mit Russland und den Bemühungen der USA, Bündnisse mit Chinas Nachbarn zu schließen, bleibt das aber wohl ein frommer Wunsch.

UN-Generalsekretär António Guterres wies derweil in darauf hin, dass vielen besonders gefährdeten Staaten das Wasser sozusagen schon bis zum Hals steht.

Sie würden in Schulden ertrinken und müssten befürchten, in den steigenden Ozeanen unterzugehen. Es sei Zeit, dass mehr Finanzen für die Anpassung und für das Beheben von Verlusten und Zerstörungen (Loss and Damage) zur Verfügung gestellt wird.

Ein neuer Fonds für Klimaschäden und die Herausforderungen der Finanzierung

Was Letzteres angeht, so ist in Dubai gleich zu Beginn der Konferenz endlich ein Fonds aufgelegt worden, über den betroffenen Ländern Mittel zur Verfügung gestellt werden sollen. Allerdings wird der Bedarf nicht im Entferntesten gedeckt.

Während die Schätzungen über die durch den Klimawandel jährlich in den Entwicklungsländern entstehenden Schäden von 100 bis 500 Milliarden US-Dollar reichen, wurden in Dubai erst knapp 700 Millionen US-Dollar zugesagt.

Die USA versprachen 17,6 Millionen zugesagt, Deutschland 100 Millionen. Man vergleiche dies mit den 2,6 Milliarden Euro, die der Energiekonzern für die Stilllegung seiner ohnehin überwiegend abgeschriebenen Kohlekraftwerke bekommen soll.

Bestätigung der Pariser Klimaziele in der Abschlusserklärung von COP28

Immerhin wird in der Abschlusserklärung die in der Pariser Klimaübereinkunft getroffene Verabredung bestätigt.

Der Anstieg der globalen Temperatur soll auf "deutlich unter zwei Grad Celsius unter dem vorindustriellen Niveau beschränkt und Anstrengungen unternommen werden, den Anstieg der Temperatur auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu beschränken, in der Anerkennung der Tatsache, dass dies die Risiken und Auswirkungen des Klimawandels signifikant reduzieren würde."

Die Notwendigkeit, CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen

Letzteres erscheint aber inzwischen fast nur noch möglich, so die Ansicht, wenn der Atmosphäre im großen Maßstab das Treibhausgas CO2 wieder entzogen wird.

Davon war auch in Dubai viel die Rede, weniger hingegen davon, dass Techniken hierfür erst noch entwickelt werden müssen und auf jeden Fall kostspielig sein werden. Mal davon abgesehen, dass auch die langfristige Sicherheit einer Abspeicherung von CO2 zum Beispiel im Untergrund oder in zusätzlichen Wäldern alles andere als geklärt ist.

Auf dem Weg zu 2,4 Grad Erderwärmung

Zurzeit sieht es jedenfalls eher danach aus, dass wir in den Weg in eine um 2,4 Grad Celsius wärmere Welt sind. So das Ergebnis des neuesten World Energy Outlook der Internationalen Energie Agentur (IEA).

Vorausgesetzt, ihre Prognosen für den weiteren Verlauf des Bedarfs an fossilen Brennstoffen treffen ein. Demnach würde der Höhepunkt der weltweiten Kohlenutzung bereits in den nächsten Jahren erreicht, was realistisch erscheint. China hat versprochen, ab 2025 den Verbrauch von Kohle schrittweise zu reduzieren.

Für Öl und Gas könnte demnach der Höhepunkt, das heißt, der Peak, bis 2030 erreicht werden, für ersteres sogar schon etwas früher.

Doch dieser Rückgang käme zu spät, würde uns immer noch, wie zuvor erwähnt, eher in eine um 2,4-Grad Celsius wärmere Welt führen. Das verbliebene CO2-Budget der Menschheit reicht noch, wie berichtet, für sieben Jahre.

Nächsten 7 Jahre entscheidend für Klimawandel

Das heißt, wenn wir die nächsten sieben Jahre weiter so viele Treibhausgase emittieren, wie bisher, ohne im Anschluss von einem Tag auf den anderen aufzuhören, haben wir nicht einmal mehr eine Fifty-Fifty-Chance, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu beschränken.

Wenn wir diese Chance also nicht ganz verlieren wollen, müsste ab sofort ein starker Rückgang der Emissionen einsetzen. Zum Beispiel könnte als Ziel ausgegeben werden, sie in den nächsten sieben Jahren zu halbieren. Dafür müssten sie jedes Jahr um sieben Prozent sinken. Ginge es in den darauffolgenden Jahren im gleichen Tempo weiter, wären wir in 14 Jahren bei null angekommen.

Entscheidend ist aber nicht, wann dieser Nullpunkt erreicht wird, sondern wie steil die Kurve dahin abfällt. Würde man noch ein paar Jahre im gegenwärtigen Nach-uns-die-Sintflut-Modus weitermachen und erst in zehn Jahren beginnen, die Emissionen drastisch binnen der verbleibenden Jahre herunterzufahren, dann wäre zwar die zeitliche Zielmarke eingehalten, aber immer noch viel zu viele Treibhausgase in die Luft geblasen, um die Erwärmung noch auf die angestrebten 1,5 Grad Celsius begrenzen zu können.

Insofern sind also aller Ankündigungen, bis wann die Emissionen auf null reduziert werden sollen, nichts wert, wenn nicht auch der Weg dahin beschrieben wird und sich durch einen steilen jährlichen Abfall der Emissionen auszeichnet.

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