China: Auf dem Weg zum Mond

Raumstation Tiangong; Screenshot aus deren Live-Stream.

Tiangong: Bald der einzige Außenposten der Menschheit im erdnahen Weltraum? Versorgungsrakete für chinesische Raumstation gestartet; Zustrom von Fachkräften aus den USA.

Vom chinesischen Weltraumbahnhof auf der subtropischen Insel Hainan ist am Mittwoch eine erste Versorgungsrakete zur 2022 fertiggestellten Raumstation Tiangong (Himmelspalast) gestartet.

7,4 Tonnen Treibstoff, Lebensmittel und andere Güter wurden in den Orbit gebracht, berichtete die in Hongkong erscheinende South China Morning Post im Vorfeld. Darunter seien auch 70 Kilogramm frisches Obst gewesen. Die Station hat derzeit eine dreiköpfige Mannschaft, die in den nächsten Wochen ausgewechselt werden soll.

China war Ende der 1990er-Jahre von der Benutzung der internationalen Raumstation ISS ausgeschlossen worden. Wenn diese spätestens 2030 außer Dienst genommen wird, wird Tiangong – hier ein Livestream von der Station mit Blick auf die Erde – voraussichtlich der einzige Außenposten der Menschheit im erdnahen Weltraum sein.

Forschungsstation auf dem Mond mit Atomreaktor

China denkt allerdings längst weiter. Bis 2050 soll eine voll entwickelte Forschungsstation auf dem Mond errichtet werden. Voraussichtlich wird sie auf dessen Rückseite entstehen, über einen Atomreaktor für die Energieversorgung sowie Fahrzeuge für weitreichende Erkundungen verfügen.

Gebaut wird sie aus Ziegeln, die mit einem Drei-D-Drucker aus Mondgestein und Staub hergestellt werden, heißt es in einem detaillierten Plan, der Ende April vorgestellt wurde.

Mit verschiedenen Ländern gibt es bereits lose Vereinbarungen über die Zusammenarbeit am Projekt, darunter mit Russland und Brasilien. Mit Venezuela laufen entsprechende Verhandlungen, mit, Bangladesch, dem Iran, der Mongolei, Pakistan, Peru und Thailand wurde am 25. April ein Memorandum unterschrieben. Die USA und die EU wurden zur Teilnahme eingeladen.

Missionen

Als nächsten Schritt wird im nächsten Jahr ein Relay-Satellit zum Mond geschickt, der die Kommunikation mit Missionen auf dessen Rückseite sicherstellen soll, schreibt das Magazin International Space News.

Schon im Mai 24 wird die Chang'-6-Mission folgen, die erstmalig Mondproben von der Rückseite zur Erde holen wird. 2026 folgt eine Mission, die im Mondsüden nach Wassereis suchen soll und 2028 wird schließlich mit Chang' 8 ein Drei-D-Drucker für die Herstellung von Ziegelsteinen auf den Erdtrabanten gebracht.

USA: Brain-Drain kehrt sich um

Derweil muss sich die Volksrepublik keine Sorgen über Fachkräftemangel auf diesem Gebiet machen, nachdem sich der sogenannte Brain-Drain umgekehrt hat. Eine im Auftrag der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit, OECD, durchgeführte Studie ergab, dass die USA 2021 erstmals seit Langem, mehr in Fachblättern publizierende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ans Ausland verlor, als hinzugewinnen konnte.

Arbeiten in China wird hingegen offensichtlich zunehmend attraktiver für diese Personengruppe. Mehr als 2.408 entsprechend hochkarätige Fachkräfte habe das Land 2021 demnach netto hinzugewonnen. Noch vor zehn Jahren verlor es regelmäßig mehr Forscherinnen und Forscher ans Ausland, als es anziehen konnte.

Als Erklärung verweist der Studienautor auf das in den USA seit etwa 2018 herrschende Klima der Verdächtigungen und des pauschalen Misstrauens gegen Fachkräfte chinesischer oder auch nur asiatischer Herkunft.

In der medizinischen Forschung habe es eine regelrechte, von der US-Behörde National Institute of Health indirekt initiierte Entlassungswelle gegen Fachkräfte mit chinesischer Herkunft gegeben, berichtet das Wissenschaftsmagazin Science.