China: E-Autos auf dem Vormarsch, VW abgehängt
In der Volksrepublik haben inzwischen 40 Prozent aller Neuwagen einen Elektromotor. Deutsche Konzerne haben die Entwicklung verschlafen. Bei den Akkus geht Beijing einen eigenen Weg.
In China wurden im November 940.000 Elektroautos verkauft, berichtet die in Hongkong erscheinende South China Morning Post. Das stellt einen neuen Monatsrekord dar, nach dem der letzte erst im Oktober aufgestellt worden war.
Insgesamt sind in den ersten elf Monaten 2023 rund 7,7 Millionen E-Autos im Land der Mitte verkauft worden. Damit machen Batterie betriebene Pkw inzwischen 40 Prozent aller Neuwagen aus. 2020 hatte Beijing das Ziel gesetzt, dass auf dem weltgrößten Binnenmarkt für Pkw 2025 20 Prozent aller Neuwagen einen elektrischen Antrieb haben sollten.
Das Ziel war bereits 2022 erreicht. Entsprechend wurden im Sommer 2023 die Kaufprämien für Elektrofahrzeuge abgeschafft, was allerdings keinen Einfluss auf die weiter steigenden Verkaufszahlen hatte.
Profiteure des neuen Trends sind vor allem chinesische Autokonzerne sowie der US-amerikanische Hersteller Tesla, der in Shanghai ein großes Werk errichtet hat. Der deutsche Automobilgigant VW, der lange Zeit eine herausragende Rolle auf dem chinesischen Automarkt hatte, spielt im dortigen E-Auto-Geschäft bisher keine Rolle. Offensichtlich hat man sich nicht rechtzeitig auf die neue Entwicklung eingelassen.
Dabei zeichnete sich in China ein Umstieg auf Elektroantriebe seit Langem ab. Motivation war die zeitweise legendär schlechte Luft in den Städten. Schon in den 2000er-Jahren wurden in der Volksrepublik fast nur noch Motorroller mit Elektromotoren verkauft.
Auch der Busverkehr wird zunehmend umgestellt. Den Vorreiter machte Hongkongs Nachbarstadt Shenzhen. In der 17,6-Millionen-Einwohner-Stadt fahren bereits seit 2017 nur noch elektrisch angetriebene Busse. Megametropolen wie Beijing und Shanghai werden demnächst ebenfalls vollständig umgestellt haben, andere Regionen haben sich 2025 als Deadline gesetzt.
Diese Politik hat unter anderem den Nebeneffekt, dass China auch auf diesem Sektor international die Nase vorn hat. 90 Prozent der weltweit verkauften E-Busse stammen aus China.
Nun könnte man an dieser Stelle einwenden, dass 60 Prozent des chinesischen Stroms in Kohlekraftwerken erzeugt wird. Treibhausgasemissionen fallen also trotzdem an, aber immerhin wird der Dieselruß aus den Straßen verbannt.
Aber auch die Tage der Kohlekraftwerke sind gezählt. Ihr Anteil an der Stromproduktion ist bereits (sehr) langsam am Sinken und wird in den Jahren rascher zurückgehen. Inzwischen baut China nämlich Solar- und Windenergie in einem Tempo aus, das den Rest der Welt in den Schatten stellt.
Dazu passt auch die Strategie der Regierung, verstärkt auf austauschbare Akkus zu setzen, über die die Nachrichtenagentur Reuters bereits vergangenes Jahr berichtet hat. Gemeint ist damit, dass die Pkw nicht an Ladestationen warten müssen, um ihre Akkus neu zu laden, sondern an Wechselstationen leere Akkus gegen aufgeladene austauschen können.
Das hätte unter anderem auch den Vorteil, dass über die Wechselstationen das Laden der Akkus besser verteilt werden kann, um Spitzenbelastungen des Netzes zu vermeiden und Angebotsspitzen auszunutzen. Tesla, VW, GM und andere große Namen der Automobilbranche sperren sich gegen einen solchen Ansatz, aber mal sehen, wie lange es dauert, bis chinesische Marken sie vollends vom Podest stoßen.