China: Neue Waffensysteme sorgen für Aufregung
Beim Rüstungswettlauf mischt China auch technologisch mittlerweile ganz vorne mit. Peking macht nicht nur Tempo sondern überrascht auch mit neuartigen Konzepten.
"Chinas geheimnisvolle Kampfflugzeuge: Fälschung oder ein weiterer Sputnik-Moment?", fragt die Asia Times spürbar besorgt angesichts der Tatsache, dass Peking in den letzten Wochen gleich zwei schwere Nurflügler Kampfflugzeuge mit Tarneigenschaften öffentlich hat in den Himmel steigen lassen.
Beide Flugzeuge kommen ohne Leitwerk am Heck aus, wodurch sie von Radar schwer auszumachen sind, insbesondere, wenn sie noch mit einer strahlungsabsobierenden Schicht ausgestattet werden sollten.
Besonderes Aufsehen hat der größere der beiden Kampfflieger verursacht, dessen Flugbild von unten wie das Blatt eines Ginkobaumes aussieht. The Warzone spekuliert, dass es von der Chengdu Aircraft Corporation gebaut wird. Statt eines Leitwerks verfügt es über jeweils fünf Klappen am Ende beider Flügel, die die Manövrierbarkeit gewährleisten sollen.
Das Ginkgo-Blatt
Weitere ungewöhnliche Merkmale sind seine drei Triebwerke, die durch drei Ansaugöffnungen versorgt werden. Davon ist eine oben, hinter dem Cockpit angebracht und zwei eng am Rumpf unter den Flügeln. Das Flugzeug ist wohl knapp über 23 Meter lang, was bei der kompakten Bauweise auf sehr viel Raum für Kerosin und "Nutz"last im Inneren hindeutet.
Es gilt als selbstverständlich, dass das Kampfflugzeug dieser Bauart schneller als der Schall ist – Details sind allerdings nicht bekannt. Aufgrund der Größe und der bekannt problematischen Aerodynamik von Nurflüglern wird spekuliert, ob es sich um einen Kampfbomber mit großer Reichweite handeln könnte. Deshalb sind wohl auch drei Triebwerke erforderlich, um die Leistungsziele zu erreichen, insbesondere bei langen Hochgeschwindigkeitsflügen und in großen Höhen.
Allgemein wird dieses Flugzeug als Kampfjet der sechsten Generation beschrieben. Ob die Maschine die mit dieser Bezeichnung verbundenen Anforderungen erfüllt, muss sich allerdings erst noch erweisen. Denn dazu werden nicht nur verbesserte Tarnkappen-, Waffen-, Avionik- und Überschallfähigkeiten gezählt, sondern auch die Integration von künstlicher Intelligenz und Quantencomputern sowie die Zusammenarbeit mit Drohnen.
Kampfjets der sechsten Generation?
Die South China Morning Post weist darauf hin, dass der Jungfernflug an Maos Geburtstag stattfand.
Noch weniger ist über das zweite, kleinere Nurflügel-Kampfflugzeug bekannt, das wahrscheinlich von der Shenyang Aircraft Corporation gebaut wird. The Warzone weist darauf hin, dass aus den zur Verfügung stehenden Bildern nicht einmal eindeutig hervorgeht, ob es ein Cockpit hat, also bemannt werden wird.
Das Design dieses Kampfjets ist konventioneller als das des "Ginko-Blattes". Sein auffälligstes Merkmal sind die fast rechtwinklig nach unten weisenden Flügelenden. Das maximale Startgewicht wird auf 40 Tonnen geschätzt, eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 2 und ein Kampfradius von 2.200 Kilometern vermutet.
Der Typ 076
Die Volksbefreiungsarmee hat darüber hinaus das erste Schiff einer neuen Generation von amphibischen Angriffsschiffen vom Stapel laufen lassen. Wiederholt wurde das als den Typ 076 bezeichnete Schiff als der erste "Drohnenträger" der Welt bezeichnet. Wahrscheinlicher ist aber, dass es eine ganze Reihe verschiedener Aufgaben erfüllen kann und soll.
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Das Sichuan getaufte Schlachtschiff sieht einem Flugzeugträger recht ähnlich, verfügt aber mit etwa 40.000 Bruttoregistertonnen nur über 40 Prozent der Verdrängung eines US-Trägers der Nimitz-Klasse. Es wurde von der Hudong-Zhonghua-Werft in Shanghai gebaut.
Das Design von Typ 076 sticht durch seine zwei "Insel" genannten Aufbauten über dem Flugdeck hervor. Das elektromagnetische Katapult lässt vermuten, dass die Sichuan nicht nur Hubschrauber und Drohnen wie etwa die riesige UR6000 mit Kipprotoren transportieren und starten kann, sondern auch Kampfjets.
Amphibische Landungsmissionen als Ziel?
Zudem soll die Ausstattung des Schlachtschiffes amphibische Landungsboote umfassen, die mit bis zu 1.000 Marineinfanteristen bemannt werden können. Solche im militärischen Jargon "Fähigkeiten" genannten Eigenschaften des Typs 076 erhöhen selbstverständlich die Geschwindigkeit von amphibischen Landungsmissionen und die mögliche Intensität der Angriffe.
In diesem Zusammenhang weist das Pentagon darauf hin, dass das Marinekorps der Volksbefreiungsarmee mittlerweile elf Brigaden umfasst – also zwischen 30.000 und 60.000 Soldaten. Jedoch fehlten Peking derzeit noch viele mittelgroße Schiffe, um ausreichend Truppen und Ausrüstung für eine Landeoperation zu bewegen, wie sie die Einnahme Taiwans erfordere.
Zum Vergleich: Das Marinekorps der USA, das dieses Jahr übrigens 250 Jahre alt wird, zählte 2020 fast 181.000 Soldaten.
Die Asia Times beklagt allerdings, dass die US-Flotte für amphibische Kriegsführung aufgrund alternder Schiffe, unzureichender Instandhaltung und Kapazitätsengpässen schrumpft. Die Hälfte der 32 Amphibienschiffe der US-Marine sei in schlechtem Zustand.