China: Rekorddürre gefährdet Stromversorgung

Dürre und Hitze bedrohen Chinas Versorgung mit Nahrungsmitteln und Strom. Bild: Rawpixel / Public Domain

Ausbleibende Monsunniederschläge führen zu Wasser- und Strommangel in China. Der Wasserstand im Jangtse ist viel zu niedrig. Jetzt gibt es Notfall-Stromkontigente auch für Toyota und Tesla.

Am Unter- und Mittellauf von Chinas großem Strom, dem Jangtse, im Land der Mitte Chángjiang (长江, Langer Fluss) genannt, sollte jetzt eigentlich der Monsun regieren. Starke Niederschläge sollten den Strom und seine Zubringer bis fast an die Oberkante der Dämme füllen und manchmal auch darüber hinaus. Schwere Überschwemmungen sind an den Ufern des mächtigen Flusses, der vom tibetischen Hochland kommt, durch die Mitte des Landes fließt und sich bei Schanghai ins Meer ergießt, keine Seltenheit. Zuletzt hatten seine Anwohner 2020 mit ihnen zu kämpfen.

In diesem Jahr kann davon allerdings keine Rede sein. Wie die britische Zeitung Guardian berichtet, werden weite Teile des Landes, darunter auch das riesige Einzugsgebiet des Jangtse von einer Rekord-Dürre geplagt. Bei Al Jazeeras kann man sich ansehen, wie das aussieht. Bilder, wie sie auch in Europa derzeit an vielen größeren Strömen zu sehen sind.

In China sorgen die niedrigen Wasserstände in den Flüssen unter anderem auch für erhebliche Probleme bei der Stromversorgung. Die Provinz Sichuan im Südwesten des Landes, durch die der Jangtse sich schlängelt, ist zum Beispiel zu 80 Prozent vom Strom aus ihren Stauseen abhängig. Der Durchfluss durch die dortigen Turbinen ist allerdings nach Angaben des britischen Blatts nur die Hälfte dessen, was er sein sollte.

Entsprechend habe die Provinz letzte Woche auch die Zuteilung elektrischer Energie für die Industrie rationieren müssen. Betroffen seien unter anderem, Fabriken von Tesla und Toyota. Auch große, flussabwärts von Sichuan gelegene Metropolen wie Chongqing und Hubei haben Probleme mit der Stromversorgung. Zudem beziehen 400 Millionen Menschen ihr Trinkwasser aus dem Jangtse.

Die in Hongkong erscheinende South China Morning Post schreibt, dass die Anfang der Woche veranlassten Betriebsschließungen anders als ursprünglich geplant über das kommende Wochenende hinaus fortgesetzt werden.

Vermutlich wird die Provinz demnächst „Notfall-Stromkontingente“ von der Regierung in Beijing (Peking) zugeteilt bekommen. Die Notlage macht aber auch das Problem mangelhafter Vernetzung der Stromversorgung über Provinzgrenzen hinweg deutlich. Ein Problem, das über Staatsgrenzen hinweg vernetzten Europäern unbekannt ist, das China aber durchaus mit anderen großen Staaten wie den USA teilt.

Seit zehn Tagen werde in Teilen des Landes die höchste Hitze-Warnstufe ausgegeben und in Chongqing und einigen Regionen des angrenzenden Sichuan sind die Thermometer über 40 Grad geklettert. Der Jangtse habe den niedrigsten Stand seit 150 Jahren.

Anfang August hatte der jährliche Klimabericht des chinesischen Wetterdienstes darauf hingewiesen, dass die Temperaturen in der Volksrepublik in den letzten 70 Jahren deutlich schneller gestiegen sind, als der globale Durchschnitt. Das geht aus einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters hervor. Demnach liegt der globale Mittelwert bei 0,15 Grad Celsius Zunahme pro Jahrzehnt, während es in China 0,26 Grad Celsius pro Dekade waren.

Das ist übrigens auf allen Kontinenten – außer der Antarktis – ähnlich, denn das Land erwärmt sich schneller als die Ozeane.