China droht zu überaltern

Auch Chinas Bevölkerung wird älter. Bild: Adam Cohn, CC BY-NC-ND 2.0

Volksrepublik steht vor gleichen Problemen wie Industrieländer. Beijing muss auch Pensionäre an Wohlstand beteiligen. Ende der Ein-Kind-Politik ohne erhoffte Effekte.

Chinas Bevölkerung ist im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit sechs Jahrzehnten zurückgegangen, wie die in Hongkong erscheinende South China Morning Post schreibt und Telepolis bereits Anfang des Jahres berichtet hat. Der Rückgang fiel mit rund 800.000 Menschen auf nunmehr 1,4118 Milliarden Einwohner zwar sehr moderat aus, aber anders als 1961 kündigt er einen langfristigen Trend an, der nur schwer umzukehren sein wird.

Tatsächlich zeichnet sich diese Entwicklung seit vielen Jahren ab. Bereits seit Anfang der 1990er-Jahre werden weniger als zwei Kinder pro Frau geboren, was unter dem Niveau liegt, mit dem sich eine Gesellschaft langfristig reproduzieren kann. Da die chinesische Bevölkerung vor 30 Jahren aber noch ein vergleichsweise niedriges Durchschnittsalter hatte, schlägt sich der Geburtenmangel erst jetzt in einem Bevölkerungsrückgang nieder.

Inzwischen gibt es in vielen Provinzen Anreize für Familien, mehr Kinder großzuziehen, aber ein durchschlagender Erfolg ist noch nicht zu erkennen. Die chinesische Geburtenrate lag 2022 bei 1,18 und damit noch unter dieser Messzahl in Japan (1,3).

Bemerkenswert ist, dass die Abkehr von der Ein-Kind-Politik im Jahr 2011 und von den letzten Beschränkungen der Familiengröße im Jahr 2015 keinen positiven Einfluss auf die Geburtenrate hatte. Das Gegenteil ist der Fall. Zwischen 1997 und 2017 gab es sogar einen leicht positiven Trend. Seitdem ist sie aber wieder drastisch gesunken, von 1,81 auf jetzt 1,18. Mit der Pandemie hat das, wenn überhaupt, nur zum Teil zu tun, denn der Rückgang hatte schon vorher eingesetzt.

Mit einem Durchschnittsalter von 38,4 Jahren nähern sich die demografischen Verhältnisse Chinas rasch denen der alten Industrieländer an – in Deutschland liegt das Durchschnittsalter inzwischen bei 44 Jahren. Damit ist der Staat auch mit neuen Problemen konfrontiert.

Die Gesellschaft droht zu überaltern, und die Zahl der Erwerbstätigen, die sich - wie übrigens auch bei uns - noch nahe am historischen Höchststand bewegt, wird bald zu sinken beginnen.

Wie bei uns wird sich daher auch in China die Frage stellen, wie der wachsende gesellschaftliche Reichtum so umverteilt werden kann, dass die alternde Bevölkerung menschenwürdig versorgt werden kann.

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