China lässt Satelliten entwickeln, der das Meer durchleuchten kann

Mit dem Laser des künstlichen Himmelskörpers sollen sich unter anderem U-Boote aufspüren lassen

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Der South China Morning Post zufolge arbeiten seit diesem Frühjahr 20 chinesische Forschungsinstitute unter Führung des Labors für Meereswissenschaft und -technologie im ehemaligen deutschen Marinestützpunkt Tsingtau an einem staatsfinanzierten Projekt namens "Guanlan", was übersetzt "Beobachten der großen Wellen" bedeutet.

Die daran beteiligten Forscher sollen einen Satelliten entwickeln, der dann vom Xian-Institut für Optik und Präzisionsmechanik in Shaanxi hergestellt wird, das im Juli durch sein Lasergewehr internationale Bekanntheit erlangte (vgl. Chinesisches Lasergewehr wird als nichttödlich propagiert). Auch der Gunalan-Satellit soll einen Laser beherbergen und damit das Meer in einer Tiefe von bis zu 500 Metern durchleuchten. Das wären 300 Meter mehr, als die amerikanische Defence Advanced Research Projects Agency (DARPA) bislang mit ihren an Flugzeugen angebrachten Apparaturen erreicht. Der Laserstrahl soll sich dem Bericht nach auf einen Bereich von hundert Kilometern Durchmessern ausdehnen, aber auch auf einen Kilometer Durchmesser konzentrieren lassen.

Wetter- und U-Boot-Vorhersagen

Damit werden dann unter anderem Daten zu Thermoklinen und Meeresströmungen gesammelt, die der in Tsingtau gebaute Supercomputer "Deep Blue Brain" in "virtuellen Ozeanen" verarbeiten und auf diese Weise Wetterereignisse vorhersagen soll. Außerdem sollen auch U-Boote aufgespürt werden - und zwar besser als mit akustischen und anderen bislang dazu verwendeten Methoden. Um das zu erreichen, will man die in verschiedenen Frequenzen gesendeten Lasersignale mit einem ebenfalls im Satelliten untergebrachten Mikrowellenradar verbinden, der die Meeresoberfläche nicht durchdringt, aber Oberflächenbewegungen sehr genau registriert und dem Laser dadurch Hinweise liefert, wo sich die Unterwassersuche nach militärischen U-Booten lohnen könnte.

Solche militärischen U-Boote haben außer den Weltmächten Russland und USA auch Chinas Nachbarn Nordkorea, Südkorea, Japan, Vietnam und Malaysia. Lediglich die Philippinen und der Ölzwerg Brunei verzichten darauf. Besonders zu Vietnam ist das chinesische Verhältnis wegen des Streits um die Spratly- und Paracel-Inseln gespannt Vietnamesen zünden chinesische Fabriken an), aber auch die Beziehungen zu Taiwan (das von der Volksrepublik als abtrünnige Provinz betrachtet wird), zum ehemaligen Weltkriegsgener Japan und zum ebenfalls in Inselanspruchsstreitigkeiten verwickelten Malaysia (vgl. China: Schrille Reaktionen auf Schiedsspruch) sind nicht problemfrei. Hauptziel der chinesischen Aufklärungsbemühungen dürften aber amerikanische U-Boote sein, für die man in der Nähe der Pazifikinsel Guam bereits ein aufwendiges Feinsonarsystem installiert hat.

Nicht das einzige Satellitenprojekt, mit dem China die USA überholen will

Gunalan ist nicht das einzige Satellitenprojekt, mit dem China die USA überholen will: Ein anderes, das derzeit Aufmerksamkeit erregt, ist ein in der Provinz Sichuan entwickelter künstlicher Beleuchtungsmond, der mit Reflektoren Sonnenlicht zur Erde umleiten und damit in der Lage sein soll, nachts Gebiete mit einem Durchmesser von bis zu 80 Kilometern zu erhellen. Wo er hinleuchtet, lasst sich dem am Projekt beteiligten Wissenschaftler Wu Chunfeng zufolge mit einer Genauigkeit von "ein paar Dutzend Metern" einstellen und auf einen Durchmesser von zehn Kilometer verkleinern. Das kann seinen Worten nach unter anderem bei Stromausfällen und in Katastrophengebieten sehr hilfreich sein.

Neben einer kompletten Abschaltung ist angeblich auch die Helligkeit des Trabantenwiderscheins regulierbar. Maximal möglich ist danach das Achtfache des Mondlichts, was Wu Chunfeng nach von Menschen als Dämmerungslicht wahrgenommen wird. Ersetzt man damit auf der Erde erzeugte künstliche Beleuchtung, könnte die Sichuaner Provinzhauptstadt Chengdu seinen Berechnungen nach jährlich 1,2 Milliarden Yuan einsparen - das wären umgerechnet gut 150 Millionen Euro.

Vor so einem Einsatz steht eine Testphase, die auf einem Flecken Wüste stattfindet. Dort will man unter anderem untersuchen, ob und welche Auswirkungen die Beleuchtung auf die Fauna hat. Verläuft der Test erfolgreich, sollen 2022 drei Beleuchtungssatelliten folgen, mit denen sich ein zwischen 3.600 und 6.400 Quadratkilometer großes Areal nicht nur nachts, sondern auch tagsüber mit Zusatzlicht versorgen lässt (vgl. China testet künstlichen Beleuchtungsmond).

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