China nimmt ersten Drohnen-Flugzeugträger der Welt in Betrieb

Chinas erster Flugzeugträger Liaoning, Stapellauf 1985, im Verbund. Bild: Tik Tok, Shutterstock.com

Satellitenbild soll Schiff in der Werft am Jangtse-Fluss zeigen. Plant Chinas eine neue militärische Strategie auf See? Hier die Details.

Die Entwicklung chinesischer Drohnenträger könnte die Marinestrategie im Pazifik nachhaltig verändern und ein kostengünstiges Gegengewicht zur Flugzeugträgerflotte der USA schaffen. Das berichtet die in Hongkong erscheinende Asia Times unter Berufung auf militärische Fachportale. Hier die wichtigsten Fakten.

Chinas erster "echter" Drohnenträger

China hat auf der Werft Jiangsu Dayang Marine den weltweit ersten Drohnenträger gebaut, der von Anfang an für diesen Zweck konzipiert wurde, berichtete unlängst das Portal Naval News. Das Schiff ist kleiner als herkömmliche Flugzeugträger und hat ein ungewöhnliches Design mit einem breiten Katamaran-Rumpf und einem niedrigen Flugdeck. Bei Naval News, der Zeitschrift der britischen Royal Navy, heißt es:

Bekannt sind die ersten drei Flugzeugträger Chinas. Der größte und leistungsfähigste, der Typ-003 Fujian, befindet sich derzeit in der Probephase. Dieser neue Träger ist ganz anders. Seine Stärke wird nicht darin liegen, dass er größer ist. Wir sind vielmehr davon überzeugt, dass es sich bei diesem Schiff um den weltweit ersten reinen Träger für Drohnen mit festem Flügel handelt.

Der Entwurf ist kleiner als die üblichen Flugzeugträger, mit einem Flugdeck, das etwa ein Drittel so lang und halb so breit ist wie das eines Superträgers der US Navy oder der chinesischen Marine. Zum Vergleich: Er ist etwas kürzer, aber breiter als ein Geleitträger aus dem Zweiten Weltkrieg. Es wäre möglich, Starrflügler von ihm aus zu betreiben, aber seine gerade Decksanordnung wäre unzeitgemäß, da die Flugzeuge nicht gleichzeitig starten und landen könnten. Außerdem scheint es keinen Platz für einen typischen Flugzeughangar zu geben, sodass die Zahl der Flugzeuge stark begrenzt wäre. Als Drohnentransporter macht er jedoch Sinn.

Drohnen sind ein zunehmender Bestandteil der Seekriegsführung. Führende Seestreitkräfte erproben sie bereits von regulären Flugzeugträgern aus. Und einige Seestreitkräfte, vor allem der Iran und die Türkei, arbeiten an Plänen für Drohnenträger". Aber dieser Bereich steckt noch in den Kinderschuhen.

Fachmedien vergleichen den Aufbau nun mit ähnlichen Drohnenträgern wie die iranische Shahid Mahdavi und die türkische TCG Anadolu – beides umgebaute Fracht- bzw. Landungsschiffe.

Billige Alternative zu konventionellen Flugzeugträgern?

Nach einem Bericht von Alexander Gates im britischen Defence Journal bieten Drohnenträger ähnliche Möglichkeiten zur Machtprojektion wie konventionelle Flugzeugträger – und das zu einem Bruchteil der Kosten. Sie ermöglichen es Staaten, unbemannte Luftoperationen in größerer Entfernung vom eigenen Territorium durchzuführen.

Gates sieht Drohnen als sicherere und kostengünstigere Alternative zu bemannten Flugzeugen für gefährliche Aufgaben wie Aufklärung, Überwachung und leichte Angriffe. Für Staaten mit mittlerem Einkommen seien Drohnen eine praktikable Option, um ihre Luftmacht zu erweitern, ohne auf Landstützpunkte angewiesen zu sein.

Allerdings schränkt Gates ein, dass Drohnenträger keine "Revolution" darstellen, solange Drohnen keine Luftüberlegenheit herstellen können. Ihre Einsatzfreiheit sei in Umgebungen mit leistungsfähiger Luftverteidigung und elektronischer Kriegsführung stark eingeschränkt. Flugzeugträger blieben daher kurz- und mittelfristig unverzichtbar.

Drohnenschwärme im möglichen Taiwan-Konflikt

In einem möglichen Konflikt um Taiwan aber könnte China Drohnenschwärme von Land und Schiffen aus starten, um Taiwans Luftverteidigung zu überlasten. Dies wäre die Vorbereitung für größere Luft- und Raketenangriffe als Auftakt für eine amphibische Landung, so Zachary Kallenborn in einem Artikel des Modern Warfare Institute an der US-Militärakademie West Point.

Der bisher nicht bekannte Drohnenträger (A) ist länger, aber schmaler als zwei Drohnen-Mutterschiffe (C, D), die auf derselben Werft gebaut wurden. Außerdem gibt es mehrere Hightech-Zielschiffe (B, F), darunter eines, das einem Flugzeugträger nachempfunden ist (E). Bild: X Screenshot, Naval News

Drohnenschwärme könnten für fast jede Mission eingesetzt werden, zum Beispiel für Angriffe auf Transport- und Landungsboote. Allerdings erforderten die Entwicklung und Wartung großer Drohnenschwärme, die in ein spezielles Mutterschiff integriert sind, deutlich mehr technisches Know-how, Ressourcen, Logistik, Produktions- und Wartungskapazitäten als kleine Quadcopter-Schwärme, so Kallenborn.

Chinas Flugzeugträger vor Herausforderungen

Laut Asia Times könnten die immensen Kosten für den Betrieb von Flugzeugträgern und ihre zunehmende Verwundbarkeit sie in der modernen Kriegsführung ineffektiv machen. Aus chinesischer Sicht könnten die Bemühungen der USA und ihrer Verbündeten, in der ersten Inselkette von Japan über Taiwan bis zu den Philippinen eine "Raketenbarriere" zu errichten, die chinesische Trägerflotte gefährden.

Die Raketenstellungen der USA und ihrer Verbündeten in der ersten Inselkette könnten Chinas Fähigkeit einschränken, in den offenen Pazifik vorzustoßen. Dies würde ein Flankenmanöver gegen Taiwan über die Miyako-Straße und den Bashi-Kanal verhindern. Es sei daher strategisch sinnvoll, dass China seine Flugzeugträgerkonzepte überdenke.

Eine Lösung könnte darin bestehen, Chinas Landungsschiffe vom Typ 079 zu leichten Trägern für FC-31-Tarnkappenjets umzubauen, ähnlich dem US-Konzept des "Lightning Carrier".

Dronen auf einem traditionellen chinesischen Flugzeugträger. Das neue Schiff wird ausschließlich für Drohnen bestimmt sein. Bild: Global Times

China hätte zwar die Werftkapazitäten, um eine Flotte von leichten Trägern zu bauen, diese böten aber nur einen begrenzten Mehrwert gegenüber landgestützten Flugplätzen im Südchinesischen Meer. Außerdem wären sie der Bedrohung durch U-Boote, Flugzeuge und Langstreckenraketen der USA und ihrer Verbündeten ausgesetzt.

China könnte auch Drohnenschwärme in größere Kampfschiffe wie Kreuzer vom Typ 055 und Zerstörer vom Typ 052D integrieren. Solche Drohnen würden von Vertical Launch Systems (VLS) oder aufgesetzten Kistenstartern abgefeuert. Die Nutzung eines Teils der VLS-Rohre dieser Schiffe für Schwarmdrohnen könnte die bereits umfangreiche Bewaffnung dieser Schiffe ergänzen, aber auch wertvollen Platz für leistungsfähigere Waffen wie die Hyperschall-Schiffsabwehrrakete YJ-21 freimachen.