China überholt die Welt bei E-Autos und Erneuerbaren

Seite 2: Niedergang der deutschen fossilen Konzerne in China

Gleichzeitig schrumpfen die der fossilen Wirtschaft zugehörigen Marktanteile deutscher Fabrikationen auf dem chinesischen Markt dramatisch zusammen: Autos mit Verbrennungsmotoren z.B. von VW, BMW und Daimler; klimaschädliche fossile Energietechnologien wie Erdgaskraftwerke z.B. von Siemens oder schmutzige Chemie von BASF.

Vor allem der E-Mobil-Markt in China wächst explosiv an und wird zunehmend nur noch von chinesischen Firmen bedient. VW hat aufgrund der jahrelangen Versäumnisse in der eigenen E-Mobilitätsentwicklung und Missachtung der chinesischen Marktentwicklung kaum eine Chance mehr.

Man muss gar befürchten, dass VW einen großen Teil seiner 33 chinesischen Autofabriken aufgeben muss. Diese produzieren fast nur klimaschädliche und luftverschmutzende Autos mit Verbrennungsmotoren, welche in China kaum mehr jemand will und die von Chinas Regierung mit ihrer konsequenten Luftreinhaltepolitik auch zunehmend verboten werden.

Im Automarkt Chinas zeichnet sich ein schneller Absturz von VW ab

Europäische, japanische und US-Autohersteller außer Tesla, insbesondere VW und Toyota, werden in den kommenden Monaten massive Markteinbußen im chinesischen Markt erfahren. Sie sind im rasant wachsenden chinesischen E-Mobil-Sektor weit abgeschlagen, da sie die Wünsche der chinesischen Käufer nicht erfüllen können.

So wünschen sich die chinesischen Kunden z.B. ein E-Auto, dessen Bordcomputer mindestens so viel bietet wie ein Smartphone. Gibt es aus Europa kaum. Und besonders kostengünstige E-Autos können die Europäer auch nicht bieten – chinesische Hersteller aber schon.

Aber besonders gravierend ist: Europäische Firmen wie VW können nicht mehr die in China geforderten Schadstoffgrenzwerte einhalten. Sie werden in den nächsten Jahren vom chinesischen Markt verschwinden, wenn sie nicht auch die Qualität der chinesischen E-Auto-Hersteller erreichen. Das zeichnet sich aktuell nicht ab.

Ist dies das Ende von VW in China, das in China etwa 30 Prozent des gesamten Absatzes hat?

China setzt klare Luftreinhaltepolitik durch

Am 1.7.2023 wird in China die neue Schadstoffnorm VI B Gesetz werden. Die damalige Bundeskanzlerin Merkel reiste 2017 mit ihrem Wirtschaftsminister Gabriel extra nach Peking, um diese Norm zu verhindern. Doch Peking entschied sich für saubere Luft und nicht die Konzerninteressen der deutschen Autohersteller.

Nun kann fast kein Hersteller von Autos mit Verbrennungsmotoren in der EU oder Japan diese Norm einhalten. Die Norm ist kein chinesischer Sonderweg, sondern orientiert sich an den geforderten Schadstoffwerten der Weltgesundheitsorganisation WHO, um die Lungenkranken und vorzeitigen Toten durch Luftverschmutzung weitgehend zu vermeiden.

Jährlich sterben nach WHO-Angaben sieben Millionen Menschen weltweit an Luftverschmutzung, was wesentlich auch durch fossil angetriebene Autos, Lkw, Busse und Traktoren mit Verbrennungsmotoren entsteht. China, das die Verschmutzung durch deutsche VW-Dieselautos oder Kohlekraftwerke lange akzeptierte, hat das nun nicht mehr nötig.

Damit ist China der Gesundheitspolitik der EU und Deutschlands voraus. Hierzulande versucht Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der Kosten im Gesundheitswesen durch finanzielle Gesundheitsreformen Herr zu werden – anstatt auf Prävention und direkt auf einen Rückgang der durch Luftverschmutzung ausgelösten Krankheiten und 125.000 vorzeitigen Todesfälle in Deutschland zu setzen und so die dadurch verursachten hohen Kosten des Gesundheitssystems zu senken.

VW setzt immer noch auf Betrugssoftware

Statt endlich den fossilen Verbrennungsmotor einzustampfen und voll auf emissionsfreie Antriebe zu setzen, setzt VW weiter auf den fossil betriebenen Verbrennungsmotor.

Trotz chinesischer Konkurrenz und trotz seines Abgasskandals – der Konzern ging gerade gegen ein entsprechendes Gerichtsurteil in die Berufung, wonach auch seine aktuelle Software eine Betrugssoftware sei. Und das hat drastische Konsequenzen für die ganze Welt.

VW ist laut seiner eigenen Recherche 2019 mit seiner Fahrzeugproduktion für ca. zwei Prozent aller globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich – verdoppelt also die gesamten deutschen Klimagas-Emissionen direkt. Und wahrscheinlich liegen die Emissionen aus den VW-Fahrzeugen sogar noch höher. Vertrauen kann man den firmeneigenen Analysen von VW ja bekanntlich eher nicht.

Bedenkt man, dass alleine in der Fahrzeugindustrie auch Daimler, BMW, MAN u.a. erhebliche Emissionen in der Welt mit ihren Fahrzeugen verursachen, wozu dann noch die Kohle- und Erdgaskraftwerke von Siemens und Co, Chemieanlagen von BASF oder der Flugzeugbau von Airbus sowie tausende andere Unternehmen dazukommen, deren Technologien in allen Weltteilen große Emissionsmengen verursachen plus die Treibhausgase von Reisen und ausländischem Konsum der Deutschen, dann wird deutlich, dass Deutschland mit seiner Exportindustrie sicherlich für weit mehr Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Leider gibt es dazu keine exakte wissenschaftliche Untersuchung.

VW kommt nun offensichtlich als deutscher Marktführer für die Klimazerstörung im Chinageschäft massiv wirtschaftlich unter die Räder. Aktuell produzieren die VW-Fabriken in China unverkäufliche Autos auf Halde.

Der Absatz von VW-Autos ist im ersten Quartal 2023 um etwa 30 Prozent eingebrochen und da war die neue Abgasnorm noch nicht einmal in Kraft. Auch Daimler erlebt Ähnliches. Toyota verzeichnete gar einen Markteinbruch von 50 Prozent, da es seit über einem Jahrzehnt nur auf das emissionsfreie Wasserstoffauto setzt, um im Grunde sein Geschäft mit Verbrennungsmotoren zu schützen.

In China zeigt sich nun: Selbst Großkonzerne können wanken und verschwinden, wenn sie zu lange den Klimaschutz und die Luftreinhaltung missachten.

Hans-Josef Fell ist Präsident der Energy Watch Group und Mitautor des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG). Von 1998 bis 2013 war er für die Grünen im Bundestag. Er hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen für sein Engagement erhalten. Fell ist Botschafter für 100 Prozent Erneuerbare Energien und Sprecher der Bürgerinitiative Bürger Solarfabrik.

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