China wirbt auf Afrika-Gipfel um Absatzmärkte für grüne Technologien
China will auf dem Afrika-Gipfel grüne Technologien vermarkten. Doch die afrikanischen Staaten sind skeptisch. Werden sie Chinas Angebot annehmen?
China empfängt diese Woche Vertreter aus 50 afrikanischen Staaten zum neunten Forum für chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit in Beijing. Dabei will die Volksrepublik verstärkt für den Absatz ihrer Produkte in Afrika werben, insbesondere für grüne Technologien wie Elektrofahrzeuge und Solaranlagen.
Hintergrund sind drohende Exportbeschränkungen westlicher Länder in diesen Bereichen. Im Gegenzug stellt China weitere Kredite und Investitionen in Aussicht. Doch die afrikanischen Staats- und Regierungschefs dürften nicht leicht zu überzeugen sein.
"Der Preis wird an die Länder gehen, die die Veränderungen in China sorgfältig studiert haben und ihre Vorschläge mit Chinas neuen, reduzierten Prioritäten in Einklang bringen", sagte Eric Olander, Mitbegründer des China-Global South Project, laut Reuters. Dies sei eine große Herausforderung für Afrika, das im Allgemeinen über wenig China-Expertise verfüge.
Die afrikanischen Länder wollen wissen, wie China sein Versprechen vom letzten Gipfel im Jahr 2021 einlösen will, Waren im Wert von 300 Milliarden US-Dollar zu kaufen. Außerdem erwarten sie Zusagen über Fortschritte bei unvollendeten chinesischen Infrastrukturprojekten wie der ostafrikanischen Eisenbahnverbindung.
Chinas neue Prioritäten in Afrika
Chinas Strategie in Afrika hat sich geändert. Statt Großprojekte zu finanzieren, will Beijing verstärkt fortschrittliche und umweltfreundliche Technologien verkaufen. China hat bereits damit begonnen, seine Kreditbedingungen für Afrika anzupassen und mehr Mittel für Solarparks, Elektrofahrzeuge und 5G-Infrastruktur bereitzustellen.
Im vergangenen Jahr bot China acht afrikanischen Staaten und zwei regionalen Banken Kredite in Höhe von 4,2 Milliarden US-Dollar an, davon rund 500 Millionen US-Dollar für Wasserkraft- und Solarprojekte, wie aus Daten des Global Development Policy Centre der Universität Boston hervorgeht.
Bei der Eröffnung des Forums am Donnerstag wird Präsident Xi Jinping den Staats- und Regierungschefs aus Gambia, Kenia, Nigeria, Südafrika und Simbabwe Chinas aufstrebende grüne Energiewirtschaft schmackhaft machen.
Geopolitischer Wettbewerb um Einfluss in Afrika
China ist nicht der einzige Staat, der um Einfluss in Afrika wirbt. Auch die USA, Großbritannien, Italien, Russland und Südkorea haben in den vergangenen Jahren Afrika-Gipfel abgehalten. Sie erkennen das Potenzial der jungen Bevölkerung und der 54 UN-Stimmen des Kontinents.
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"Es gibt keinen anderen Entwicklungspartner, der so viel tut", sagt Hannah Ryder, Gründerin der Beratungsfirma Development Reimagined, gegenüber Reuters. "Aber sind die afrikanischen Staats- und Regierungschefs in der Lage, China dazu zu bringen, sich wirklich zu engagieren, sodass das Gleichgewicht des ‚Gewinns‘ viel mehr zugunsten der afrikanischen Seite ausfällt?".
China will den Handel und den Zugang zu Mineralien wie Kupfer, Kobalt und Lithium in Ländern wie Botswana, Namibia und Simbabwe fördern. Allerdings könnte Beijing vorsichtig mit neuen Finanzzusagen sein, nachdem Länder wie Tschad, Äthiopien, Ghana und Sambia seit dem Gipfel 2021 um Umschuldungen gebeten haben.
"Wir werden wahrscheinlich eine anhaltende Vorsicht bei der Finanzierung von Megaprojekten sehen", sagte Lina Benabdallah vom Zentrum für Afrikastudien an der Harvard University laut Reuters-Bericht. Stattdessen werde Beijing auf Technologietransfer drängen.
Chinas Engagement könnte auch durch Sicherheitsbedenken gebremst werden, wie einen Konflikt zwischen Niger und Benin, bei dem sechs nigerianische Soldaten getötet wurden, die eine von PetroChina unterstützte Pipeline bewachten, oder tödliche Proteste gegen Steuererhöhungen in Kenia.