Chinas Abhörstationen in Kuba: Amerika den Chinesen!
Experten sehen das Vorgehen Beijings strategisch motiviert. Kontakte in ganz Lateinamerika massiv ausgebaut. Ist die Monroe-Doktrin Geschichte?
Der Ausbau von chinesischen Abhörstationen in Kuba hängt offenbar mit weiterreichenden geopolitischen Erwägungen zusammen. Telepolis hatte unlängst über eine Osint-Analyse des US-Thinktanks CSIS berichtet.
Demnach betreibt China wahrscheinlich mehrere Spionageeinrichtungen auf Kuba, die strategisch positioniert sind, um sensible Kommunikation und Aktivitäten an der südöstlichen Küste der USA zu überwachen. Dort befinden sich zahlreiche Militärstützpunkte und Raumfahrtzentren.
Die vier aktiven Standorte Bejucal, El Salao, Wajay und Calabazar sind strategisch positioniert, um sensible Kommunikation und Aktivitäten im südöstlichen Seegebiet der Vereinigten Staaten zu überwachen, wo sich zahlreiche Militärstützpunkte und Weltraumbahnhöfe befinden.
Die größte Anlage befindet sich in der Nähe von Bejucal, einem Ort mit einer Geschichte des Kalten Krieges. Der Bereich um El Salao in der Nähe von Santiago de Cuba ist dem Bericht zufolge noch im Bau und wird wahrscheinlich eine große kreisförmige Antennenanlage (CDAA) beherbergen, die die Luft- und Seeraumüberwachung verbessern soll.
Lesen Sie auch
Pläne für Cyber-Abwehrzentrum der EU: Millionengrab oder Zukunftsprojekt?
Trump-Freund Elon Musk: Kontrolliert er bald US-Militärsatelliten?
Recherche: Russland spioniert systematisch Infrastruktur in der Ostsee aus
Frankreichs Geheimdienst hackte Telegram-Gründer – jetzt sitzt er in Gewahrsam
Kuba als Basis: Im Kalten Krieg waren nur die Russen auf der Insel. Jetzt ist China auch da
Die Existenz dieser Einrichtungen unterstreicht Chinas Bestreben, seine globalen nachrichtendienstlichen Kapazitäten auszubauen, vor allem auf dem amerikanischen Kontinent.
Selbst ein begrenzter Zugang zu diesen Radar-Kapazitäten würde Chinas Fähigkeit, seine Weltraumaktivitäten zu überwachen und Daten von US-Satelliten abzufangen, erheblich verbessern. Die Spionageeinrichtungen geben US-Politikern und regionalen Partnern Anlass zur Sorge, da Chinas schrittweise Expansion in Kuba langfristige strategische Implikationen für die USA haben könnte.
China erkennt die strategische Bedeutung Kubas aufgrund seiner Lage in der Karibik an, die es ihm ermöglicht, die Seewege in die USA zu kontrollieren.
Strategische Bewegungen und militärische Ambitionen
Der US-Militär Robert Ellis stellt in einem Artikel von 2023 für das peruanische Armeeinstitut für strategische Studien fest, dass China schon im Vorfeld eines offenen Konfliktes Militärpersonal nach Lateinamerika entsenden könnte, um verdeckte strategische Operationen zu unterstützen.
Dieses Personal könnte sich darauf vorbereiten, wichtige US-Einrichtungen oder Routen wie den Panamakanal zu stören oder US-Militäroperationen von der Karibik aus zu beobachten.
Diese Kräfte könnten auch wirtschaftliche oder politische Destabilisierung in Partnerländern der USA fördern, indem sie wirtschaftlich abhängige Anti-US-Partner für ihre Bemühungen nutzen. China könnte auch die Unterstützung von Anti-US-Partnern außerhalb der Hemisphäre wie Russland und Iran sowie von regionalen Partnern wie Venezuela und Nicaragua suchen.
Chinas Einfluss in Lateinamerika
In einem Kommentar der Brookings Institution vom Juni 2023 stellt Jessica Brandt fest, dass China seine Belt and Road Initiative (BRI) genutzt hat, um sein Engagement in mehr als 20 Ländern Lateinamerikas auszubauen und damit Einfluss zu gewinnen, den es in Zukunft geopolitisch nutzen könnte.
Allerdings könnten Chinas wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen wie Boykotte und Exportquoten Abhängigkeiten in lateinamerikanischen Ländern fördern und gezielt gegen US-Interessen vorgehen. Schon jetzt präsentiere sich Beijing als Alternative zu den USA und einem in vielen Ländern der Region nicht wohl gelitten bürgerlichen Parlamentarismus.
Die Herausforderung der US-Dominanz
Experten sehen diese Entwicklung als historisch an. Seit den Zeiten der amerikanischen und Unabhängigkeitsbewegung galt die Monroe-Doktrin, die jede Einmischung fremder Mächte in die politischen Angelegenheiten Amerikas als potenziell feindlichen Akt gegen die USA definiert.
Daniel Vrablic weist in einem Artikel der Irregular Warfare Initiative vom Juni 2023 darauf hin, dass die langjährige US-Dominanz in Lateinamerika zu Ende gehen könnte. China habe seinen Handel mit der Region intensiviert, und auch Russland und der Iran versuchten, den militärischen Einfluss der USA in der Region zu verringern.
Anthony Constantini schlägt im Februar 2023 im National Interest vor, dass eine "Monroe Doctrine Plus" die Aufmerksamkeit auf die US-Interessen lenken sollte, anstatt einen ideologischen Ansatz zu verfolgen. Die USA sollten neue diplomatische und sicherheitspolitische Angebote entwickeln, um dem chinesischen Einfluss in Lateinamerika entgegenzuwirken.