Chinas Antwort auf die F-35: Beijing stellt neuen Tarnkappenjet vor

Ein Kampfjet in der Luft

Die J-35A am 8. November auf der Flugshow im chinesischen Zhuhai

(Bild: Zhongxinyashi_Photo/Shutterstock.com)

Neuer Tarnkappenjäger J-35A erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Das Flugzeug ähnelt stark dem US-Kampfjet F-35. Doch kann der Jet aus dem Reich der Mitte mithalten?

Bei der Eröffnung der Luftfahrtmesse im südostchinesischen Zhuhai hat die chinesische Volksbefreiungsarmee am Dienstag erstmals ihr neues Tarnkappenkampfflugzeug J-35A einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Dies berichtet die in Hongkong ansässige South China Morning Post.

Ähnlichkeiten und Unterschiede zur F-35

Rund fünf Minuten zog der Jet durch den Himmel und stellte dabei seine Wendigkeit unter Beweis. Das Design weist verblüffende Ähnlichkeiten zum amerikanischen Pendant F-35 auf.

Im Gegensatz zu diesem wird die J-35A jedoch von zwei selbst produzierten chinesischen Triebwerken angetrieben. Zum Einsatz kommt dabei vermutlich ein Gespann aus zwei Guizhou WS-19-Triebwerken.

Gemeinsamkeiten weisen beide Flugzeuge laut dem Portal Defence Network im Tarnkappendesign auf. Auch Leit- und Höhenleitwerke seien ähnlich V-förmig geformt. Unterschiede gibt es bei der Ausführung der Stabilisatoren, was sich im Vergleich zur F-35 auf Agilität und Radarsignatur auswirken könne.

In Sachen Größe, Form und Cockpitausführung ähnelten sich beide Flugzeuge ebenfalls stark. Insgesamt sei die J-35A jedoch mehr auf Agilität optimiert, während das Design der F-35 stärker auf Tarnkappeneigenschaften und Langstreckenstabilität setzt.

Auf die technischen Merkmale der J-35A angesprochen, erklärte Wang Yongqing, Chefexperte des Herstellers Shenyang Aircraft Corporation, dass das Kampfflugzeug sowohl für Stealth- als auch Anti-Stealth-Einsätze konzipiert sei. Seine Hauptaufgaben umfassen die Sicherung der Lufthoheit, die Ausschaltung gegnerischer Kampfjets der vierten und fünften Generation sowie von Boden- und See-Luftabwehrsystemen.

Darüber hinaus kann es feindliche Ziele wie Bomber, Jäger und Marschflugkörper abfangen. Wang betonte, dass die J-35A in der Lage sei, andere Einheiten auf dem Schlachtfeld zu koordinieren und ein integriertes Angriffssystem zu bilden.

Dabei fungiere das Flugzeug als zentraler Knotenpunkt in einem Netzwerk, das durch seine Beteiligung deutlich an Stärke gewinnt. Das chinesische Staatsfernsehen bezeichnete zudem ein "maximales Startgewicht, das sich 30 Tonnen nähert" als "Leistungsdurchbruch". Beide J-35-Varianten sind deutlich kompakter als Chinas seit 2017 genutzter Tarnkappenjäger J-20.

Mit der J-35A ist China neben den USA nun das einzige Land, das über zwei verschiedene Kampfflugzeuge mit Tarnkappentechnologie verfügt. Allerdings ist die J-35A noch nicht in Serie gegangen, obwohl seit mehr als einem Jahrzehnt daran gearbeitet wird. Experten vermuten, dass ein Prototyp in Zhuhai geflogen ist.

China entwickelt parallel auch eine Version für Flugzeugträger, die zwar am Boden ausgestellt, aber noch nicht im Flug gezeigt wurde. Sie soll künftig mit einem elektromagnetischen Katapult von einem Flugzeugträger aus starten können.

Chinas Luftwaffe noch im Rückstand

Trotz bemerkenswerter Fortschritte bleibt Chinas Luftwaffe Experten zu Folge gegenüber der US-Airforce noch im Rückstand.

"Die Kluft zwischen China und den USA im Bereich der Luftstreitkräfte ist nach wie vor erheblich", zitiert die FAZ den taiwanesischen Verteidigungsexperten Sheu Jyh-shyang. Im Gespräch mit Pressevertretern hob Sheu jedoch die kontinuierliche Verbesserung der chinesischen Fähigkeiten hervor.

Staatspräsident Xi Jinping hat das Ziel ausgegeben, die Modernisierung der Streitkräfte bis 2035 abzuschließen und bis 2049 ein mit den USA vergleichbares militärisches Niveau zu erreichen.

Sheu zufolge sei die amerikanische F-35 der chinesischen J-35 derzeit in mehreren Schlüsselbereichen voraus, insbesondere bei Tarntechnologie, Beschichtung und Triebwerksleistung. Zudem verfügt der chinesische Jet nicht über die Fähigkeit zum Senkrechtstart, ein essenzielles Merkmal der F-35B-Variante.

Taiwan will F-35 Beschaffung beschleunigen

Doch Sheu warnte, dass Taiwans derzeitige Verteidigungstechnologie gegen Tarnkappenbomber unzureichend sei. Im Falle eines Konflikts könnte die J-35A entscheidend dazu beitragen, taiwanesische Radarsysteme zu umgehen, Luftabwehrstellungen auszuschalten und präzise Erstschläge auszuführen, wodurch Chinas militärische Handlungsfähigkeit erheblich gestärkt würde.

Jedenfalls hat die Präsentation der J-35 hat in Taiwan die Absicht gefestigt, so schnell wie möglich 60 F-35 zu beschaffen.

Die alle zwei Jahre stattfindende Luftfahrtmesse in Zhuhai, die auch als China International Aviation and Aerospace Exhibition bekannt ist, dient dazu, Chinas Fortschritte in der militärischen und zivilen Luftfahrttechnologie und anderen modernen Waffen zu präsentieren.

Die diesjährige Veranstaltung ist die erste, die nicht mehr unter den 2023 aufgehobenen Covid-19-Beschränkungen in China stattfindet. Sie zog mehr als 1.000 Unternehmen aus 47 Ländern und Regionen an. Im Jahr 2022 nahmen nur 740 Unternehmen aus 43 Ländern und Regionen teil.