Chinas Corona-Impfstoffe in vielen Ländern entscheidend - aber schwindet jetzt die Immunität?

Seite 3: "Mix and Match"-Ansätze

Einige Forscher sagen, dass eine Alternative zu einem Drei-Dosen-Schema in einer "Mix and Match"-Strategie bestehen könnte, bei der nur zwei Dosen unterschiedlicher Impfstoffe miteinander kombiniert werden.

Sompong Vongpunsawad, Virologe an der Chulalongkorn Universität in Bangkok, leitete ein Team, das Antikörperspiegel bei 54 Personen untersuchte, die eine Dosis Coronavac und als zweite Impfung eine Dosis des Astrazeneca-Vakzins (Vaxzevria) erhielten. Die Ergebnisse in einer Preprint-Veröffentlichung deuteten darauf hin, dass die Immunantwort höher als bei zwei Dosen von Astrazeneca oder zwei Dosen von CoronaVac war.

Vongpunsawad sagt, dass dieser Befund für Orte und Länder nützlich sein könne, in denen einige Impfstoffe knapp geworden sind und nicht mehr für eine zweite Impfung in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.

"Es war wie Bingo - wir können die Krise der Impfstoffbegrenzung tatsächlich lösen", sagt er. Das Ergebnis habe die thailändische Regierung dazu veranlasst, "Mix-and-Match"-Schemata zu empfehlen, sagt er.

Eine Studie in China ergab auch, dass die Verwendung eines Adenovirus-Vektor-Impfstoffs, der von der chinesischen Firma CanSino Biologics hergestellt wird, zusätzlich zu einer oder zwei Dosen Coronavac höhere neutralisierende Antikörperspiegel induzierte, verglichen mit zwei Dosen von Coronavac allein.

Es ist noch nicht klar, wie lange der Schutz nach einer Mischimpfung andauern wird und wie sich die induzierten Antikörperspiegel in den tatsächlichen Schutz vor Erkrankungen übersetzen, aber Forscher sagen, dass eine solche Mischimpfung positiv zu bewerten sei.

"Für alle Impfstoffe besteht eine Situation, die sich ständig weiterentwickelt", sagt Kang. "Traditionelle inaktivierte Impfstoffe sind ein großer Teil unseres Portfolios. Also müssen wir wirklich herausfinden, wie wir sie verwenden können."

Zusammenfassung und Anmerkungen:

1. Der Nature-Artikel zeigt auf, dass auf zwei traditionelle Corona-Impfstoffe aus China, Coronavac und Sinopharm, fast die Hälfte der weltweiten Impfdosen entfallen. Deshalb haben diese Vakzine in vielen Ländern Asiens und Lateinamerikas eine große Bedeutung.

2. Über die Dauer und den zeitlichen Verlauf der Immunität nach der Impfung mit diesen Vakzinen im Vergleich mit den genetischen mRNA- und Vektor-Impfstoffen liegen derzeit nur unsichere und teilweise widersprüchliche Daten aus Preprint-Veröffentlichungen vor.

3. Man kann aber davon ausgehen, dass die Antikörperspiegel im Laufe von einigen Monaten nach einer vollständigen Impfung bei allen Vakzinen wieder abfallen.

4. Inwieweit jedoch damit auch eine Abnahme des Impfschutzes verbunden ist und ob hierbei die traditionellen Impfstoffe schlechter abschneiden als die genetischen, ist unklar.

5. Die Online-Plattform "German-Foreign-Policy.com" hat in einem Beitrag am 15.10.2021 geschrieben, dass die weltweite Zahl der Hungernden wieder auf über 800 Millionen Menschen angestiegen sei. Die westlichen Staaten, auch Deutschland, würden eine Mitschuld daran tragen und die Corona-Pandemie sei einer der wesentlichen ursächlichen Faktoren dafür.2

6. Während die reichen westlichen Staaten ihre Bevölkerung inzwischen weitestgehend geimpft haben und zu einer fragwürdigen Immunisierung von gesunden Kindern und Jugendlichen3 sowie zu Auffrischungsimpfungen4 übergegangen sind, herrscht in der Mehrzahl der Länder Asiens sowie Lateinamerikas und in fast allen Ländern Afrikas immer noch krasser Mangel an Vakzinen.

7. Hinzu kommt, dass die westeuropäischen Staaten, insbesondere die Bundesrepublik, eine zeitweilige Freigabe von Impfstoffpatenten zwecks rascher Ausweitung der globalen Produktion verweigern - gegen heftige Proteste vor allem aus der ärmeren Welt.

8. Erst kürzlich hat der Generaldirektor der WHO das Horten von Impfstoffen durch die westlichen Staaten scharf kritisiert: Die Welt stehe "am Abgrund des Scheiterns, wenn Impfstoffe nicht sofort weithin verfügbar werden", zitiert "German-Foreign-Policy" den WHO-Generaldirektor.5

9. Geändert hat sich seither nichts, heißt es in diesem Artikel. Der einzige Staat, der die Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas mit großen Mengen an Impfstoffen versorge und damit Chancen auf ein Ende der hungerfördernden Pandemie öffne, sei China: Es habe inzwischen fast eine Milliarde Impfdosen dorthin exportiert.

Klaus-Dieter Kolenda, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin - Gastroenterologie, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin/Sozialmedizin, war von 1985 bis 2006 Chefarzt einer Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege, des Stoffwechsels und der Bewegungsorgane. Seit 1978 ist er als medizinischer Sachverständiger bei der Sozialgerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein tätig. Zudem arbeitet er in der Kieler Gruppe der IPPNW e.V. (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhinderung des Atomkriegs und für soziale Verantwortung) mit. E-Mail: klaus-dieter.kolenda@gmx.de

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.