Chinas Kontrolle über kritische Mineralien und die US-Rüstungsindustrie

symbolbild mit chinesischer Flagge und dem Periodensystrrem der Elemente

Bild: Pla2na, shutterstock

Chinas Exportbeschränkungen für strategische Mineralien wird sich auf die Beschaffung bei allen Waffengattungen der US-Streitkräfte auswirken.

Am 2. Dezember 2024 hat Peking Ausfuhrbeschränkungen über die strategischen Mineralien Antimon, Gallium und Germanium verhängt. Es sind dies Rohstoffe, bei deren Raffinierung China über erhebliche Weltmarktanteile verfügt: 98 Prozent bei Gallium, 60 bei Germanium und immerhin noch 48 Prozent bei Antimon.

Diese Mineralien werden in allen möglichen Rüstungsgütern und Ersatzteilen verwendet, von Nachtsichtgeräten bis hin zu Geschossen, Kabeln, EV-Batterien und sogar in Nuklearwaffen. Eine Analyse der Firma Govini hat mehr als 20.000 Waffenteile identifiziert, die betroffen sein werden, wobei Marinesysteme am meisten gefährdet sind.

Laut der Analyse benötigen 6.335 der betroffenen Waffenteile Antimon, 11.351 benötigen Gallium, während Germanium in 12.777 verwendet wird.

Fast 12.500 verschiedene Lieferketten

Die Leute bei Govini müssen es wissen, denn das Unternehmen ist auf Software für die Beschaffung im Verteidigungsbereich spezialisiert. "Die nationale Sicherheitsbehörde und alle militärischen Abteilungen verlassen sich auf Govini, um Beschaffungsentscheidungen zu beschleunigen", wirbt die Firma auf ihrer Website.

Wie die South China Morning Post schreibt, könnte das chinesische Exportverbot für kritische Mineralien in die Vereinigten Staaten mehr als 1.000 US-Waffenproduktionssysteme stören. Die Leute von Govini haben für alle drei Minerale zusammengenommen 12.486 Lieferketten identifiziert, die die Produktion von Waffensystemen einschließen.

In 87 Prozent dieser Lieferketten (10.829) ist irgendwo ein chinesischer Lieferant eingeschaltet, wobei sich die Zahlen bei den einzelnen strategischen Mineralien nicht bedeutend unterscheiden.

US-Marine am wahrscheinlichsten betroffen

Am wahrscheinlichsten wird der Lieferstopp die US-Marine betreffen, da ihre Arleigh-Burke-Klasse Zerstörer, die amphibische Angriffsschiffe der America-Klasse und die Flugzeugträger Nimitz-Klasse sämtlich auf die Mineralien für ihre Waffensysteme angewiesen sind.

Insgesamt sind 501 Waffensysteme der Marine von mindestens einem der kritischen Mineralien abhängig, verglichen mit der Armee und Luftwaffe mit jeweils 267 und 198, sowie 113 für die Marines. Betroffen ist auch das US-Atomraketenprogramm, weil es ebenfalls auf die kritischen Rohstoffe angewiesen ist.

Die Analyse des US-Unternehmens kommt inmitten eskalierender Handelsspannungen zwischen Peking und Washington. Der designierte US-Präsident Donald Trump hatte bereits während seines Präsidentschaftswahlkampfs mit 60 Prozent Zöllen auf chinesische Importe gedroht. Einen zehnprozentigen Zoll auf Waren aus China will er sofort nach seinem Amtseintritt verhängen.

Trump droht mit exorbitanten Zöllen

Anfang Dezember hatten die USA Exportbeschränkungen gegen 140 chinesische Unternehmen in der Halbleiterindustrie verhängt.

Das Handelsverbot ist als Teil von Pekings Bemühungen zu bewerten, die Durchsetzung bestehender Beschränkungen für den Export kritischer Mineralien in die USA auszubauen, die China bereits im Juli 2023 eingeführt hatte. Seinerzeit ging es um acht gallium- und sechs germaniumbezogene Produkte, die die Exporteure dazu verpflichten, eine Genehmigung für deren Versand außerhalb Chinas zu beantragen.

Im August diesen Jahres implementierte das chinesische Handelsministerium zudem Exportlimits für Antimon, superharte Materialien und verwandte Stoffe. Interessanterweise berief sich Peking in diesem Zusammenhang auch auf seine internationale Verpflichtung zur Nichtverbreitung.

Wie geht es weiter?

In den USA macht man sich selbstverständlich Gedanken darüber, wie der Handelskrieg sich weiterentwickeln könnte. In Betracht für zusätzliche chinesische Exportbeschränkungen kommen vor allem Mineralien, bei denen Peking sowohl geologische als auch verarbeitungstechnische Vorteile hat, wie etwa Wolfram und Seltene Erden. Zudem könnte der Handelskrieg auch auf Mineralien wie Lithium und Kobalt ausgedehnt werden, bei denen das Reich der Mitte die Verarbeitung dominiert.

Die Firma Govini ist in Arlington beheimatet und wurde 2011 gegründet. Der Zeitpunkt ist kein Zufall, denn Unternehmen, die auf Lieferkettenprobleme spezialisiert sind, haben seit dem Erdbeben 2011 in Japan Konjunktur, das seinerzeit die globalen Lieferketten vor allem in der Autoindustrie gehörig durcheinandergewirbelt hatte. Damals hatte sich die Autoproduktion selbst nach fünf Monaten noch nicht wieder vollständig erholt.