Chinas Militärshow: Vorgeschmack auf eine mögliche Taiwan-Invasion?
Volksrepublik präsentiert TV-Simulation einer Taiwan-Invasion. Detaillierte Einblicke in Militärstrategien werden gezeigt. Was steckt hinter der brisanten Darstellung?
In einer kürzlich ausgestrahlten Dokumentation des chinesischen Staatsfernsehens wurden detaillierte Einblicke in mögliche Strategien und Taktiken einer amphibischen Invasion Taiwans durch die Volksbefreiungsarmee (PLA) präsentiert.
Die Sendung, Teil der Dokumentarserie "Quenching" (auf deutsch: "Abschrecken"), zeigte am Montagnacht Übungen der Boden-, See- und Raketenstreitkräfte der PLA und gab dabei eine umfassende Darstellung eines potenziellen Angriffs, berichtet die in Hongkong ansässige South China Morning Post. Was will Beijing mit dieser Darstellung erreichen?
Luft- und Seemanöver im Fokus
Die Zuschauer sahen in dem 20-minütigen Beitrag einen großangelegten Hubschrauber-Luftangriff der Landstreitkräfte, samt elektronischer Gegenmaßnahmen einer Flugzeugträgergruppe und Deckungsübungen mit Langstreckenraketen. Besondere Aufmerksamkeit galt dem modernsten Zerstörer der chinesischen Flotte, dem Typ 055.
Dieses Kriegsschiff mit der Kennung Yanan und der Rumpfnummer 106 wurde als Teil einer Flugzeugträgergruppe bei einer Übung zur elektronischen Kampfführung vorgeführt.
Die Darstellung erklärte, wie Aufklärungs- und Angriffsdrohnen eingesetzt würden, um Hubschrauber bei der Landung von Truppen zu unterstützen. Beijing betrachtet Taiwan als Teil seines Territoriums und besteht darauf, es notfalls mit Gewalt unter Kontrolle zu bringen.
Bedrohung durch US-Luftabwehrraketen
Eine Herausforderung während der simulierten Operationen stellten die tragbaren Luftabwehrraketen (Manpads) dar, gegen die die PLA Maßnahmen wie den Einsatz von Infrarot-Täuschkörpern und Ausweichmanöver ergriff. Taiwan hat kürzlich 250 FIM-92 Stinger Manpads aus den USA erworben und plant den Kauf weiterer 1.985 Stück.
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Die Vereinigten Staaten, die Taiwan nicht als unabhängigen Staat anerkennen, lehnen jedoch eine gewaltsame Veränderung des Status quo ab und sind der größte Waffenlieferant der Insel.
China weitet Militärübungen aus
Die jüngsten Übungen sind Teil eines verstärkten Trainings der PLA für solche Manöver. Das Training fand offenbar bei Nacht statt und simulierte die Reaktion der PLA auf feindlichen Beschuss durch Bomber und Kriegsschiffe – ein wahrscheinliches Szenario bei einem amphibischen Angriff auf eine Insel.
Die Dokumentation zeigt, dass das fortgeschrittene Mehrfachraketenwerfersystem (MLRS) der PLA, das "Long Fire", mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern von Stellungen in der Küstenprovinz Fujian aus die Westküste Taiwans erreichen kann.
Internationale Reaktionen
Die Demonstration Chinas militärischer Fähigkeiten fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem die Spannungen in der Taiwanstraße zunehmen. Sie könnte als Reaktion auf internationale Militärmanöver wie die von den USA geführten RIMPAC-Übungen (Rim of the Pacific) in der Nähe von Hawaii gesehen werden.
Das japanische Militär dokumentierte den Zerstörer Yanan sowie Starts und Landungen von Kampfflugzeugen und Hubschraubern vom Flugzeugträger Shandong während einer Operation im Juli östlich von Taiwan im westlichen Pazifik.
Die Gewässer östlich von Taiwan sind für die PLA von strategischer Bedeutung, um im Falle eines Angriffs auf die Insel mögliche Interventionen der USA und ihrer Verbündeten zu verhindern.
Über das genaue Timing lässt sich wie immer trefflich spekulieren. So viel steht fest: Die Ausstrahlung der Dokumentation kann als Warnung an Taiwan und die internationale Gemeinschaft verstanden werden und zeigt Chinas Bereitschaft, seine Ansprüche notfalls auch mit militärischer Gewalt zu untermauern.