Chinas Städte wachsen weiter
Staatliche Planung geht von weiterer Urbanisierung aus. Bevölkerung soll jährlich um zehn Millionen Menschen wachsen. Lage der Wanderarbeiter wird erleichtert.
China will sein Haushaltsregistrierungssystem, das Hukou-System, lockern. Die Maßnahme erfolgt im Rahmen eines Stimulus-Pakets für die Wirtschaft, nach dem das Land zuletzt eine der seit Langem niedrigsten Wachstumsraten gesehen hatte, schreibt die in Hongkong erscheinende South China Morning Post. Die Regierung in Beijing erhofft sich dadurch eine Belebung des privaten Konsums.
Nach dem Hukou-System sind chinesische Bürgerinnen und Bürger am Geburtsort ihrer Eltern registriert und können viele staatliche Leitungen, wie die Rente, nur dort erhalten. Wollen sie sich dauerhaft an einem anderen Ort – meist in einer Stadt – niederlassen, müssen sie dort das Niederlassungsrecht erwerben.
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Viele Städte gehen damit allerdings eher geizig um, weil mehr Bürgerinnen und Bürger für sie mehr Ausgaben bedeuten. Während der jährlichen Tagung des Nationalen Volkskongress im März war die Rede davon, dass das Hukou-System für Städte bis drei Millionen Einwohner ganz abgeschafft werden soll.
Ein wichtiger Grund für das restriktive Niederlassungsrecht war ursprünglich, dass man die Bildung von Slums vermeiden wollte, wie sie auf allen Kontinenten in ärmeren Ländern zu finden sind und wie sie auch in den Industriestaaten zu früheren Zeiten weitverbreitet waren.
Die Kehrseite ist allerdings die Benachteiligung der Menschen, die in den Dörfern auf dem Land registriert sind, aber in der Stadt arbeiten. Mit fast 300 Millionen Menschen machen diese Wanderarbeiterinnen und -arbeiter rund ein Drittel der chinesischen Arbeiterklasse aus.
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An ihrem faktischen Wohnort sind sie aufgrund des Hukou-Systems vom Zugang zu vielen Sozialleistungen in den Städten ausgeschlossen und ihre Kinder können dort nicht einmal die öffentlichen Schulen besuchen. Also wachsen sie auf dem Land bei den Großeltern auf oder sie müssen auf Privatschulen geschickt werden.
Die weitere Lockerung oder auch gänzliche Abschaffung des Hukou-Systems dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, denn Chinas Urbanisierung schreitet mit raschen Schritten voran. 1980 lebten noch rund 80 Prozent der Chinesen auf dem Land, 2010 waren es (ohne Wanderarbeiter) nur noch rund 50 Prozent, und ein Jahrzehnt später war der Anteil Landbevölkerung an den 1,412 Milliarden Chinesen bereits auf 64 Prozent geschrumpft.
Chinas staatliche Planung geht davon aus, dass die Urbanisierung weitergehen wird und die Bevölkerung der in den nächsten Jahren um jährlich zehn Millionen Menschen wächst.