Chinas Trip.com will mit günstigeren Angeboten den Reisemarkt erobern

Reisekoffer mit China-Stickern

Chinas Reisegigant drängt auf den europäischen Markt. Mit aggressiven Preisen und KI-Innovationen will man die Konkurrenz ausstechen. Das Ende für etablierte Portale?

In Asien hat sich das Reisebuchungsportal Trip.com schon als Nummer 1 platziert und dies nicht nur bei Ferienreisen, sondern auch bei Geschäftsreisen. Jetzt will man auch in Europa aufholen und trifft hier auf einen seit der Insolvenz des drittgrößten europäischen Reiseveranstalters FTI stark verunsicherten Reisemarkt.

FTI war im Laufe der Corona-Krise mehrheitlich von Samih Sawiris übernommen worden und sollte aktuell vom US-Investor Certares übernommen werden, der diese Übernahme jedoch weder beim Bundeskartellamt noch bei der EU Merger Regulation zur Prüfung eingereicht hatte.

Bedeutung der Online-Angebote für den deutschen Reisemarkt

Alles redet von Online-Buchungen im Internet. So eindeutig ist der Trend in Deutschland jedoch nicht. 37 Prozent der 2023 unternommenen Urlaubsreisen, die länger als fünf Tage dauerten, wurden über Reisebüros gebucht. Das ist mehr im Vergleich zum Vorjahr mit damals 36,1 Prozent.

Da die Befragungen online durchgeführt und daher nur online-affine Nutzer befragt wurden, könnten die realen Zahlen noch deutlich stärker für die Buchung im Reisebüro sprechen.

Dass der Anteil der Pauschalreisen in Deutschland weiter steigt, dürfte nicht zuletzt mit der nach Pleite von Thomas Cook etablierten Deutschen Reisesicherungsfondsgesellschaft (DRSF) zusammenhängen, welche die Bucher von Pauschalreisen gegen die Insolvenz des Veranstalters absichert.

Als Beleg für den Abschluss dieser Versicherung muss bei jeder Buchung einer Pauschalreise ein Sicherungsschein ausgestellt werden. Die Echtheitsüberprüfung des Sicherungsscheins ist Sache des Reisenden.

Etwas unübersichtlich wird die Insolvenzabsicherung durch die Tatsache, dass nicht alle Reiseanbieter dazu verpflichtet sind, einen Absicherungsvertrag mit dem DRSF abzuschließen. Es besteht die Möglichkeit, anderweitig den Schutz ihrer Reisenden für den Fall einer Zahlungsunfähigkeit oder anderer gesetzlich bestimmter Fälle sicherzustellen.

Wird ein Reiseanbieter nicht auf der Internetseite des DRSF veröffentlicht, bedeutet dies somit nicht, dass er seinen gesetzlichen Pflichten zur Absicherung seiner Kunden nicht nachkommt.

Nicht versichert ist, wer einzelne Leistungen wie Flüge oder Hotels bucht. Er trägt selbst das Risiko, dass der Reisemittler in die Insolvenz rutscht und etwa das Hotel die Bezahlung beim Reisenden direkt einfordert oder die Leistung verweigert. Kein Sicherungsschein gibt es, wenn ein Verein oder die Öffentliche Hand, etwa eine Schule als Veranstalter einer Klassenreise tätig wird.

Die Insolvenzabsicherung fokussiert somit auf Ferienreisen. Für Geschäftsreisen, die meist individuell zusammengestellt werden, hängt die Zuständigkeit für die Absicherung von der Zahl der gemeinsam vermittelten Leistungen ab.

Wer steckt hinter Trip.com?

Die Trip.com Group Limited ist ein chinesisches Unternehmen, das Reisedienstleistungen wie Reservierung von Unterkünften, Transportdienstleistungen wie Flüge und Bahntickets im Angebot hat. Es bietet inzwischen jedoch auch Pauschalreisen an und drängt verstärkt in das Management von Geschäftsreisen.

Das im Jahr 1999 gegründete Unternehmen ist in den vergangenen Jahren nicht zuletzt durch die Übernahme anderer Online-Reiseanbieter gewachsen. Es besitzt und betreibt neben Trip.com die Seiten Skyscanner, Qunar und Ctrip.com.

Es gilt inzwischen als das derzeit größte Online-Reisebüro in der Volksrepublik China und einer der weltweit größten Reisedienstleister und will jetzt zum weltgrößten Reisebuchungsportal werden. 2015 hat der US-amerikanische Reiseportalanbieter Bookings sein Engagement bei Trip.com erweitert.

Künstliche Intelligenz und Social Media als Mittel zur Markteroberung

Der Firmensitz von Trip.com lässt sich online nicht einwandfrei lokalisieren. Er wird mit Kowloon, Hongkong angegeben. Das Vorgängerunternehmen Ctrip.com wurde 2003 über eine Variable Interest Entity (VIE) mit Sitz auf den Cayman Islands am NASDAQ notiert.

Genannt werden darüber hinaus auch Shanghai und Singapur als Unternehmenssitz. In Deutschland soll seit 2019 eine Trip.com International Travel Germany GmbH in Frankfurt am Main registriert sein.

Wer sich über die Arbeit und Zuverlässigkeit von Trip.com informieren will, wird sich mir Vorliebe bei den einschlägigen Bewertungsportalen informieren. Die Online-Bewertungen der Trip.com-Angebote variieren jedoch je nach Bewertungsportal signifikant.

Während die Bewertungen bei Trustpilot und ErfahrungenScout meist überdurchschnittlich ausfallen, ist die Beurteilung bei anderen Portalen eher verheerend. Die schlechten Bewertungen stammen vielfach aus der Coronazeit, wobei bei manchen Bewertungen der Eindruck besteht, dass man die Vorstellung hatte, vom CEO direkt betreut werden zu können.

Wenn Trip.com jetzt, auch mithilfe von künstlicher Intelligenz sein Angebot so schnell verbessert, wie dies andere chinesische Anbieter in jüngster Zeit umsetzen und zudem Social Media intensiv einsetzt, könnte dieser Anbieter eingeführte Portalanbieter verdrängen.