Chinas Wirtschaft trotzt Zöllen der USA – noch
Bild: Creativa Images/ Shutterstock.com
Wirtschaft wächst stärker als erwartet: BIP-Plus von 5,4 Prozent. Doch die harten US-Strafzölle wirken erst jetzt. Ein Überblick.
Laut Daten des chinesischen Statistikamtes legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes in den ersten drei Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,4 Prozent zu. Ökonomen hatten im Schnitt nur mit einem Plus von 5,2 Prozent gerechnet.
Auch andere Konjunkturdaten fielen besser aus als erwartet: Die Einzelhandelsumsätze stiegen im März um 5,9 Prozent zum Vorjahr – der stärkste Zuwachs seit Dezember 2023. Die Industrieproduktion legte um 7,7 Prozent zu.
Allerdings erfassen die Daten noch nicht die Auswirkungen der drastischen US-Zollerhöhungen von Donald Trump, die im April in Kraft traten. Die vond er US-Regierung verfügten Abgaben auf die meisten chinesischen Waren wurden auf mindestens 145 Prozent angehoben.
Experten erwarten, dass dies Chinas Exporte in diesem Jahr schrumpfen lassen und das Wachstum deutlich bremsen wird – was der US-Präsident so offen anstrebt.
Rating negativer
Mehrere internationale Banken wie UBS, Goldman Sachs und Citigroup haben ihre Prognosen für Chinas Wachstum 2025 zuletzt auf rund vier Prozent oder niedriger gesenkt. Ohne weitere Konjunkturmaßnahmen dürfte es für Beijing schwierig werden, das offizielle Wachstumsziel von rund fünf Prozent zu erreichen.
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Mit Blick auf den Inhalt der kommenden Weisungen wird erwartet, dass die chinesische Zentralbank die Zinsen senkt oder die Mindestreserven der Banken lockert. Auch zusätzliche staatliche Ausgaben in Billionenhöhe werden prognostiziert, um die Binnennachfrage anzukurbeln und den Exportrückgang auszugleichen.
Börsen belastet
Während im Weißen Haus die Lust an der Zuspitzung spürbar ist, belastet die Sorge vor einer Eskalation des Handelskriegs auch die Börsen. Der Hang Seng China Enterprises Index in Hongkong brach am Mittwoch um bis zu 3,2 Prozent ein. Technologiewerte wie Meituan, Kuaishou und JD.com führten die Verluste an. Auch der CSI-300-Index auf dem Festland gab bis zu 0,9 Prozent nach.
Vom Zoll- zum Halbleiterkrieg?
Auslöser waren neue US-Exportbeschränkungen durch die Vereinigten Staaten für Hochleistungschips von Nvidia nach China. Dies schürt Befürchtungen, dass sich der Handelskonflikt über Zölle hinaus verschärfen und Chinas Ambitionen bei Künstlicher Intelligenz bremsen könnte.
Vor dem Hintergrund der drohenden Zollerhöhungen gab es aber auch eine andere Tendenzen: Der Rückgang der Immobilienpreise in China hat sich im März weiter verlangsamt.
Immobilienpreise ändern sich
In 70 Städten fielen die Preise für Neubauten um 0,08 Prozent zum Vormonat, nach einem Minus von 0,14 Prozent im Februar. Bei Gebrauchtimmobilien betrug der Rückgang 0,23 Prozent – der geringste seit fast zwei Jahren.
Dies ist ein positives Signal für die Bemühungen Beijings, die seit Jahren anhaltende Immobilienflaute zu beenden, die die Wirtschaft belastet. Allerdings drohen durch die US-Zölle neue Risiken. Goldman Sachs schätzt, dass bis zu 20 Millionen Beschäftigte – drei Prozent der Erwerbstätigen – von den US-Exporten betroffen sein könnten.
Auswirkungen auf Deutschland
Die Entwicklungen in China haben auch Auswirkungen auf Deutschland und die Europäische Union. China ist, das haben Experten immer wieder erklärt, Deutschlands wichtigster Handelspartner.
Eine Abkühlung der chinesischen Wirtschaft könnte die Nachfrage nach deutschen Exporten dämpfen, insbesondere nach Autos, Maschinen und Anlagen. Das eine oder andere Treffen dürfte derzeit dem Krisenmanagement dienen. Denn das Risiko ist hoch, dass der Krieg in der Zollpolitik Deutschland und die Europäische Union in den Abgrund reißt.
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Umgekehrt könnten chinesische Unternehmen versuchen, Exporteinbußen in den USA durch verstärkte Lieferungen nach Europa auszugleichen. Dies würde den Wettbewerbsdruck auf europäische Firmen erhöhen.
Auf politischer Ebene dürfte sich die EU im Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt positionieren müssen. Einerseits teilt Europa viele Kritikpunkte der USA an Chinas Handelspraktiken. Andererseits lehnt die EU einseitige Zollerhöhungen wie die von Trump ab und setzt auf Verhandlungslösungen.
Klar ist: Die weitere Entwicklung des Handelskonflikts zwischen den USA und China birgt auch für Europa erhebliche ökonomische Risiken. Umso wichtiger wäre eine Deeskalation – doch danach sieht es derzeit nicht aus. Dieses Thema ist US-Wahl für Europäische Union zentral, ebenso wie der Ukraine-Krieg und die Annäherung zwischen Washington und Putin.