Chinas schwimmende Mega-Brücken: Die neue maritime Superwaffe?

Neue chinesische Hubschute

(Bild: lfx160219 / X)

China entwickelt neuartige Hubschuten, die Anlandungen auch an schwierigen Küsten ermöglichen. Experten sehen Potenzial für Angriff auf Taiwan. Droht eine Eskalation in der Region?

Wie riesige Insekten auf Stelzen erheben sich Chinas neuartige Transportschuten über der Wasseroberfläche. Mit ihren markanten Stützbeinen und der weit ausfahrbaren Bugkonstruktion erinnern sie an mechanische Wasserwesen. Diese lange Rampe, die wie ein ausgestreckter Rüssel wirkt, ist an einem imposanten Stahlpfeiler befestigt und nach dem Prinzip einer Schrägseilbrücke abgehängt.

Chinas maritime Innovation: neue Transportschuten

Diese ungewöhnlichen maritimen Strukturen, die als eine Art Landungspier dienen, werden derzeit in chinesischen Werften produziert. Satellitenbilder und aktuelle Aufnahmen dokumentieren den Bau mehrerer dieser speziellen Schuten. Die als "Jack-up Barges" oder Hubschuten bezeichneten Fahrzeuge wurden kürzlich bei Tests an einem chinesischen Küstenabschnitt beobachtet.

Laut einer Schätzung von Bulgarian Military verfügen die Fahrzeuge über ausfahrbare Brücken mit einer Länge von über 120 Metern, die eine direkte Verbindung zwischen Transportschiffen und einem befahrbaren Teil einer Küste jenseits des Strandabschnitts herstellen können. Eine Besonderheit stellen die hydraulischen Stützbeine dar, die je nach Modell in unterschiedlicher Anzahl vorhanden sind. Mit ihrer Hilfe können sich die Schiffskörper vollständig aus dem Wasser heben.

Satellitenaufnahmen zeigen Varianten mit vier, sechs oder acht Stützpfeilern. Bei Testvorführungen wurden drei verschiedene Schuten miteinander verbunden, wodurch eine durchgehende schwimmende Seebrücke von etwa 850 Metern Länge entstand.

Am hinteren Ende jeder Hubschute befindet sich eine Heckladerampe, eine offene Plattform, die anderen Schiffen das Anlegen und Entladen ermöglicht – wie eine Anlegestelle eines Hafens.

Die Hubschuten weisen in ihrer Funktion Ähnlichkeiten mit den historischen "Mulberry Harbors" auf, die während des Zweiten Weltkriegs von den Alliierten nach der Landung in der Normandie eingesetzt wurden. Im Unterschied zu diesen historischen Vorgängern verfügen die chinesischen Konstruktionen jedoch über modernere Stabilisierungstechniken, die einen Einsatz auch bei ungünstigen Wetterbedingungen ermöglichen sollen.

Dies zeigte sich als relevanter Faktor, nachdem ein ähnliches, aber weniger stabiles System, das von den USA für humanitäre Hilfslieferungen im Gazastreifen eingesetzt wurde, durch einen Sturm beschädigt wurde, wie The War Zone berichtet.

Chinas Werftindustrie: Produktion der neuartigen Landungsschiffe

Die Produktion der Hubschuten erfolgt hauptsächlich bei Guangzhou Shipyard International (GSI) auf Longxue Island, südöstlich der Stadt Guangzhou.

Satellitenbilder dokumentieren den Bau von mindestens sechs Hubschuten in drei Größen und Konfigurationen. Laut Marineexperten H. I. Sutton ist der erste Typ 128 Meter lang, hat sechs Stelzen und eine 120 Meter lange Landungsbrücke, der zweite Typ ist 108 Meter lang, hat vier Stelzen und eine 133 Meter lange Landungsbrücke, und der dritte, größte Typ ist 185 Meter lang, hat acht Stelzen und eine 150 Meter lange Brücke.

Nach Angaben von Tom Shugart, einem Experten des Center for a New American Security (CNAS), haben drei dieser Schuten – mit vier, sechs und acht Stützbeinen – die Werft bereits verlassen, während jeweils eine weitere Schute pro Typ noch im Bau ist.

Obwohl es laut Bulgarian Military bereits seit etwa 2022 Prototypen solcher Plattformen gab, scheint die großmaßstäbliche Produktion erst kürzlich begonnen zu haben. Die schnelle Bauweise und die Tatsache, dass mehrere Einheiten gleichzeitig produziert werden, deuten auf eine systematische Erweiterung dieser Flotte hin.

Militärische und zivile Nutzung

Die chinesischen Hubschuten dienen als schwimmende Seebrücken zwischen Schiffen und der Küste. Ihr scheinbarer Hauptzweck: Ro-Ro-Fähren, also Autofähren, das Entladen von Fahrzeugen an Stränden ohne Hafeninfrastruktur ermöglichen. Dabei ist Chinas RoRo-Flotte auch für militärische Güter geeignet, wie H. I. Sutton in der Naval News beschreibt:

China baut eine riesige Flotte von Schiffen mit doppeltem Verwendungszweck – Handelsschiffe, die bei Bedarf problemlos für militärische Zwecke eingesetzt werden können. Dazu gehören insbesondere Roll-on/Roll-off-Schiffe, die sich perfekt für den Transport von Militärfahrzeugen eignen würden – und in der Tat mit militärischen Spezifikationen im Hinterkopf gebaut wurden.

Diese Ro-Ro-Fähren sind so ausgelegt, dass sie auch schwere Hauptkampfpanzer transportieren können – laut Sutton ist das weltweit einzigartig. Auf diese Weise könnten die Ro-Ro-Fähren die Hubschuten als Hafen nutzen und große Mengen Militärfahrzeuge entladen, auch schwere Kampfpanzer, und auch an schwierigen Küstenabschnitten.

Denn besonders bemerkenswert ist die Vielseitigkeit der Schuten bei unterschiedlichen Küstentypen. Durch die langen Rampen können sie auch an Küstenabschnitten eingesetzt werden, die aufgrund felsiger oder weicher Beschaffenheit für konventionelle Anlandungen ungeeignet wären. Wie Armyrecognition berichtet, könnten diese Eigenschaften besonders relevant für den Einsatz an der 1.600 Kilometer langen Küste Taiwans sein, die nur wenige für großangelegte Anlandungen geeignete Strände aufweist.

Die Entwicklung dieser spezialisierten Hubschuten in Kombination mit den auch militärisch zu verwendenden Ro-Ro-Fähren erweitert Chinas maritime Transportkapazitäten erheblich. Tom Shugart hat in einer Analyse für seinen X-Kanal die potenzielle Transportkapazität eingeschätzt.

Strategische Bedeutung: Chinas erweiterte Landungskapazitäten

Er weist darauf hin, dass die chinesische Marine mit ihren traditionellen Landungsschiffen in einer ersten Angriffswelle Ausrüstung für etwa eine schwere Brigade, sowie etwa 21.000 Soldaten transportieren könnte. Mithilfe der eigentlich zivilen Fähren und den temporären Hubschuten-Landungsbrücken könnte diese Kapazität nach seinen Berechnungen insgesamt auf die Ausrüstung von etwa acht schweren Brigaden und 60.000 Soldaten erweitert werden – nur für die erste Welle.

Die Flexibilität bei der Auswahl von Landungszonen durch die Überwindung natürlicher Hindernisse könnte bestehende Verteidigungsstrategien Taiwans infrage stellen. Wie Naval News berichtet, könnten die traditionellen Annahmen über geeignete Landungszonen neu bewertet werden müssen, da die Hubschuten Landungen an bisher als ungeeignet betrachteten Küstenabschnitten ermöglichen.

Allerdings weist Armyrecognition darauf hin, dass die Hubschuten trotz ihrer Vorteile vulnerabel gegenüber Taiwans Küstenverteidigung sein könnten, die fortschrittliche Raketensysteme, Küstenartillerie und radargeführte Luftverteidigungssysteme umfasst. Diese Faktoren würden den erfolgreichen Einsatz der Schuten von der Fähigkeit Chinas abhängig machen, diese Verteidigungssysteme zu neutralisieren oder zu unterdrücken.

Die tatsächliche Nutzung der Schuten bleibt abzuwarten. Während sie für militärische Zwecke konzipiert zu sein scheinen, könnten sie auch bei humanitären Einsätzen, nach Naturkatastrophen oder für kommerzielle Zwecke eingesetzt werden. Durch ihre Fähigkeit, die Anlandung von Fahrzeugen und Truppen deutlich zu steigern, erweitern diese Hubschuten die amphibischen Kapazitäten der chinesischen Marine erheblich und könnten die strategischen Gleichgewichte in der Region verändern.