Chinesische Eisenbahnhersteller in Südostasien

Christoph Jehle

Skytrain der neueren Generation in Bangkok. Bild: Ilya Plekhanov / CC-BY-SA-3.0

Städte wie Bangkok sind mit Individualverkehr und Bussen nicht mehr zu erschließen. Der ÖPNV bringt Erleichterung

Der Skytrain in Bangkok wurde mit seinen zwei Linien, Silom-Linie und die Sukhumvit-Linie, am 5. Dezember 1999 zum Geburtstag des damaligen Königs eröffnet. Bahntechnik und Züge stammten von Siemens und wurden noch in Deutschland produziert. Der gesamte Streckenverlauf wurde auf Stützen überirdisch errichtet. Eine Bauweise, die man auch für den Straßenbau nutzte und die Expressway im Innenstadtbereich auf Stelzen führte.

Im Jahre 1999 begann der Bau zweier Metrolinien, die meist als U-Bahn bezeichnet werden. Die Fahrzeuge der Metro sind kompatibel mit denen des Skytrain und beziehen 750-V-Gleichstrom aus einer Stromschiene. 2004 erfolgte die Eröffnung der Bangkok Metro. Während diese Systeme erfolgreich errichtet wurden und bis heute betrieben werden, ist das Bangkok-Elevated-Road-and-Train-System oder Hopewell-Project, das aus der Innenstadt den damaligen Bangkoker Hauptflughafen Don Mueang anbinden sollte, in der Asienkrise 1998 gescheitert.

Inzwischen hat Bangkok einen neuen Hauptflughafen namens Suvarnabhumi, der über die Suvarnabhumi-Airport-Rail-Link-Strecke erschlossen wird, die 2010 eröffnet wurde. Die Züge wurden zwar ebenso von Siemens geliefert, sind jedoch mit den anderen beiden Systemen nicht kompatibel und beziehen ihren Fahrstrom aus einer Oberleitung.

Suvarnabhumi Airport Link. Bild: Chitipat Witee / CC-BY-SA-4.0

Auf der 2016 eröffneten Chalong-Ratchatham-Linie werden keine Fahrzeuge von Siemens eingesetzt, sondern von der East-Japan-Railway-Company und Toshiba. Die aktuell realisierten Bahnstrecken sind wiederum mit dem bisher in Bangkok betriebenen System nicht kompatibel, da sie als Einschienenbahnen (Monorail) geführt werden.

Diese basieren auf einem System des kanadischen Bahnkonzerns Bombardier, der inzwischen vom französischen Hersteller Alstom übernommen wurde. Produziert werden die Züge von der CRRC Puzhen Bombardier Transportation System Co., Ltd.

Im Großraum Bangkok ist jetzt auch eine 220 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsbahnverbindung zwischen den drei Flughäfen Don Mueang, Suvarnabhumi und dem alten Militärflughafen Utapao, welchen die USA im Vietnamkrieg als Basis genutzt hatten, in der Planung.

Neben Bangkok bauen auch andere Städte in Südostasien den Regionalverkehr aus

So sind alleine in thailändischen Provinzhauptstädten 81,5 Kilometer ÖPNV-Bahnstrecken in der Entwicklung, zum Beispiel in Khon Kaen, Phuket, Chiang Mai, Nakhon Ratchasima und Phitsanulok.

Das größte Projekt entsteht mit der 26 Kilometer-langen Khon Kaen Light Rail Transit (KKTS) in der Provinzhauptstadt im Isaan. In einem Land, in dem alles auf die Hauptstadt Bangkok ausgerichtet ist, ist eine solche dezentrale Initiative in einer Stadt, die praktisch keinen Tourismus kennt und in welcher es erst seit wenigen Jahren Taxis gibt und der gesamte öffentliche Personentransport bis vor Kurzem auf umgebauten Pick-ups basierte, ein beachtliches Zeichen für die beabsichtigte Dezentralisierung im Königreich.

Mit dem chinesischen CRRC-Konzern hat man ein Memorandum of understanding abgeschlossen. Auf Phuket ist ein Straßenbahnprojekt in der Planung, das bis 2028 in Betrieb gehen soll. Auch in Chiang Mai im Norden des Landes soll bis 2028 ein vergleichbares Projekt realisiert werden.

Im Gegensatz zu der ersten Bahnprojekten, bei welchen die Züge noch einen Fahrer hatten, sind die neuen Strecken für einen fahrerlosen Betrieb ausgelegt. Dies gilt auch für das LRT3 Projekt in Kuala Lumpur im Nachbarstaat Malaysia.

Überregionale Bahnstrecken werden mit moderner Technik ausgestattet

Die überregionalen Bahnstrecken werden bislang mit ziemlich alten Fahrzeugen bedient und sind zumeist nicht elektrifiziert. Der moderne Ausbau dieser Strecken wurde in der Vergangenheit immer wieder verschoben und die Investitionsentscheidung vertagt, was nicht zuletzt in der Angst vor dem übermächtigen Nachbarn China begründet war.

Inzwischen nehmen die Projekte jedoch Fahrt auf und so steht als Nächstes die 253 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsstrecke von Bangkok nach Nakhon Ratchasima an, die dann bis Nong Khai erweitert werden soll, um über eine zweite Freundschaftsbrücke über den Mekong Vientiane, die Haupstadt von Laos zu erreichen, wo man Anschluss an die schon fertiggestellte Strecke von Vientiane nach Kunming hat.

Bahnstrecke Kunming nach Guangton im Bau. Bild: Zhangmoon618 / CC-BY-SA-3.0

Kambodscha

Bei den grenzüberschreitenden Bahnstrecken will jetzt auch Kambodscha mit einer Modernisierung seines Schienenverkehrs die Anbindung an seine Nachbarländer erreichen. Die Bahnstrecke von Bangkok ins damalige Saigon war im Vietnamkrieg zerstört worden und wurde bislang noch nicht reaktiviert.

Inzwischen hat sich die Wirtschaft in Kambodscha jedoch mit Riesenschritten entwickelt, da dass man auch an die Verbesserung der Infrastruktur denkt. Kambodscha besitzt derzeit zwei Eisenbahnlinien mit einer Gesamtlänge von 612 Kilometern. Die eine Route verbindet Phnom Penh, die Hauptstadt des Landes, mit der Küstenstadt Sihanoukville. Die zweite Route verkehrt zwischen der Hauptstadt und der Stadt Poipet, welche an die thailändische Provinz Sa Kaew grenzt.

Ausgehend von der durchaus stürmischen wirtschaftlichen Entwicklung in Mainland China werden jetzt auch die Nachbarländer mitgerissen und verlagern immer mehr Transport von der Straße auf die Schiene. Dass dies zulasten der Überland-Expressbusse gehen wird, lässt sich zwar nicht vermeiden, dürfte die Unfallzahlen mit den durch das Land jagenden "Blechdosen", wie sie in Thailand offiziell genannt werden, jedoch deutlich absenken.