Christian Lindner will E-Fuels fördern: Geschenk an deutsche Autoindustrie?
Mit E-Fuels betriebene Autos könnten bald von Kfz-Steuer befreit werden. Finanzminister Lindner will damit Autoindustrie stützen. Warum das für den Klimaschutz kontraproduktiv ist.
Die FDP hat ein Herz für die deutschen Autokonzerne – vorrangig für jene, die am Verbrennungsmotor festhalten wollen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) ist kürzlich mit einem Konzept an die Öffentlichkeit getreten, das Steuervergünstigungen für Autos vorsieht, die mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden.
Demnach sollen Autos, die mit sogenannten E-Fuels betrieben werden, komplett von der Kfz-Steuer befreit werden. Auch Dienstwagen, die ausschließlich mit E-Fuels betrieben werden können, sollen steuerlich gefördert werden.
Damit ging Lindner einen Schritt auf die Autokonzerne zu. Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, hatte zuvor die Förderung synthetischer Biokraftstoffe gefordert. Sie verteidigte ihre Forderung am Dienstag auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA), berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Müller verwies auf die vielen Benzin- und Dieselautos, die noch auf Jahre hinaus auf deutschen Straßen unterwegs sein dürften. Mit E-Fuels könnten sie sofort sauberer fahren, sagte sie.
Offen bleibt allerdings die Frage, woher die großen Mengen an E-Fuels kommen sollen und wann sie tatsächlich eine nachhaltige Alternative zu fossilem Benzin oder Diesel sein können.
Für die Synthese von E-Fuels werden Wasserstoff und Kohlendioxid benötigt. Während CO₂ in der Industrie als Abfallprodukt anfällt und relativ leicht verfügbar ist, ist grüner Wasserstoff noch auf Jahre hinaus knapp und für den Umbau der Industrie unverzichtbar. Im Luft-, Schiffs- und Lastverkehr werden E-Fuels in Zukunft aber eine große Rolle spielen können.
Die Autolobby versucht jedoch, mit E-Fuels den Verbrennungsmotor im Auto für die Zukunft zu retten. Erst im März hatten die EU-Staaten neue CO₂-Normen für Autos beschlossen. Damit wird die Neuzulassung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ab 2035 faktisch verboten. Eine Ausnahme bilden "Fahrzeuge, die ausschließlich mit CO₂-neutralen Kraftstoffen betrieben werden".
In der EU-Kommission tobt derzeit ein Streit darüber, was ein CO₂-neutraler Kraftstoff ist, berichtet das Magazin euractiv.de, das interne Dokumente der Kommission einsehen konnte. Einige plädieren demnach dafür, die Emissionen im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen komplett zu reduzieren. Andere halten eine Reduktion um 70 Prozent für ausreichend.
Der deutsche Verkehrsminister, Volker Wissing (FDP), plädiert für letzteres. Zuvor hatte er schon vor zu hohen Standards für E-Kraftstoffe gewarnt, weil sie deren Einsatz im Straßenverkehr erschweren könnten.
Umweltverbände warnen. "E-Fuels sind alles andere als effizient, ihre Herstellung braucht ein Vielfaches an Energie im Vergleich zur direkten Nutzung von Strom mittels Batterie", erklärte am Montag die Verkehrsexpertin der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Dorothee Saar, in der taz. Zum Klimaschutz im Straßenverkehr würden die Kraftstoffe nicht beitragen.
Aus Sicht des ökologischen Verkehrsclubs (VCD) verbirgt sich hinter Lindners Vorstoß eine "Lex Porsche". Der Autohersteller wolle sein Modell 911 so lange wie möglich als Verbrenner erklären, wird Michael Müller-Görnert vom VCD in der taz wiedergegeben. Außerdem sei Porsche an einer Pilotanlage in Chile beteiligt, in der E-Fuels produziert werden.
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