Chrupalla in Washington: Heute Trumps Fan, morgen Trumps Opfer

Wird bald nationale Interessen kennenlernen: Tino Chrupalla. Bild: photocosmos1/ Shutterstock.com
AfD-Chef in Washington. Er will deutsche Interessen vertreten. Doch Trump hat andere Pläne. Das werden auch die Grünen merken. Ein Kommentar.
Daran hat Donald Trump schon im Wahlkampf keinen Zweifel gelassen: Er wird die nationalen Interessen der USA knallhart vertreten. Schlechte Nachrichten für Transatlantiker: Im Verhältnis zu Washington ist Schluss mit lustig.
Das wirft drängende Fragen auf, die derzeit kaum jemand beantwortet. In Politik und Medien dominiert die Empörung über den vermeintlichen Irren in Washington; Häme und Arroganz über das seltsame Personal, über die Unerfahrenen in seinem Kabinett, über die erratischen Entscheidungen.
Eines kommt zu kurz: die Analyse der Interessen, die hinter der Politik stehen. Lässt man aber alle Emotionen und Befindlichkeiten beiseite, dann wird klar: Trump ist weder politisch orientierungslos, noch verwirrt.
Das werden auch seine Fans in Deutschland bald merken. Der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla zum Beispiel. Er ist zu Trumps Amtseinführung nach Washington gereist. Im Interview mit dem ZDF betonte er, dass er dort vor allem deutsche Interessen vertreten und das Gespräch mit den Republikanern suchen wolle.
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"Ich finde es richtig, dass man dem künftigen amerikanischen Präsidenten Respekt zollt", sagte Chrupalla. Er freue sich auf viele Gespräche, nicht nur mit Republikanern, sondern auch mit Vertretern der deutschen Wirtschaft. Die Reise werde sich für die AFD und ihre Bundestagsfraktion lohnen, so der Parteichef.
Böses Erwachen für die AfD
Wenn es da mal kein böses Erwachen für die AfD gibt. Denn kurz vor dem Machtwechsel in Washington wies der deutsche Botschafter in einem internen Schreiben auf ein zentrales Projekt der zweiten Trump-Regierung hin: eine die möglichst globale Energiedominanz.
Washington, so berichtete Telepolis unter Berufung auf das interne Schreiben, werde aggressiv die eigenen Wirtschaftsinteressen und den Export fossiler Energieträger vorantreiben. Gut 40 Prozent des ehemals billig aus Russland in die EU importierten Gases kommt schon jetzt aus den USA. Und die Preise sind schon jetzt höher als zu Zeiten des Energiehandels mit Russland.
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Und wenn die AfD glaubt, dass sich auf dieser Baisis gute Geschäfte mit Trump machen lassen, wird sie schnell merken, dass bei ihrem Vorbild Trump die Geschäftsbilanz mehr zählt als die Freundschaft unter Patrioten.
Wenn Chrupalla also im Wahlkreis Görlitz nicht auf ein paar Ölquellen und Gasblasen stößt, werden die rechtskonservativen Uhren bald in erhebliche Erklärungsnot seinen Wählern gegenüber geraten. Es ist davon auszugehen, dass deren Strom- und Spritrechnungen weiter steigen werden.
Lob aus dem Trump-Lager für Habecks LNG-Terminals
Schlecht sieht es ironischerweise auch für eine politisch ganz anders ausgerichtete Kraft aus: die Grünen. Vollmundig erklärte Annalena Baerbock heute, die Europäische Union sei angesichts der bevorstehenden Konflikte mit den USA gut aufgestellt, geeint und vertrete die Interessen ihrer Bürger.
Die Frage ist, auf welcher Faktenbasis diese Aussagen getroffen werden. Die Grünen haben die verheerende militärische Strategie im Ukraine-Krieg, die Abkoppelung vom russischen Energiemarkt und die Hinwendung zu den USA massiv vorangetrieben.
Robert Habeck selbst war es, der gegen alle Umweltschutzbedenken (und gegen die eigene Parteibasis) drei LNG-Terminals bauen ließ. Dafür wurde er gerade indirekt vom Trump-Hardliner und neuen US-Außenminister Marco Rubio gelobt.
Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat darauf hingewiesen, dass die Energiepreise in Deutschland gut fünfmal so hoch sind wie in den USA. Und es gibt keine Strategie, die Energiequellen zu diversifizieren.
Wer also wirklich geglaubt hat, eine Großmacht wie die USA würde die neue Energieabhängigkeit nicht als Waffe einsetzen, wie es das Putin'sche Russland getan hat, der erweist sich derart naiv, dass dies fast als Gefahr für die nationale und europäische Sicherheit bezeichnet werden muss.