Corona-Impfstoffe reduzieren auch das allgemeine Mortalitätsrisiko?
Eine US-Studie kommt zum passenden Zeitpunkt: Sie hält der Impfmüdigkeit entgegen, dass die Corona-Impfung auch vor anderen tödlichen Erkrankungen schützt
Eine von der US-Gesundheitsbehörde CDC veröffentlichte und in Auftrag gegebene Studie amerikanischer Wissenschaftler vom Kaiser Permanente Southern California kommt zu dem Schluss, dass die in den USA verabreichten Impfstoffe von Pfizer/Biontech, Moderna und Johnson & Johnson nicht nur vor Covid-19 schützen, sondern auch vor anderen tödlichen Erkrankungen.
Das ist auch deswegen erstaunlich, weil es sich um verschiedene Impfstoffe handelt. Pfizer/Biontech und Moderne sind mRNA-Impfstoffe, die in Zellen Bauanleitungen für das Spike-Protein in Form von mRNA einbringen, Johnson & Johnson ist ein Impfstoff, bei dem ein Adenovirus als Vektor ein Spike-Protein einschleust.
Dass die Studie gerade jetzt erscheint, kann Zufall sein, aber der Verdacht kann schon entstehen, dass mit den Ergebnissen der stagnierenden Impfbereitschaft der Amerikaner etwas auf die Beine geholfen werden soll.
"Unbekannte Langzeitwirkungen" - äußerst seltene schwere Fälle
Bei den Impfverweigerern herrscht oft die Vorstellung vor, dass es unbekannte Langzeitwirkungen oder sonstige Gefahren für die Gesundheit geben könne, auch wenn bereits fast drei Milliarden Menschen eine vollständige Impfung erhalten haben und es nur äußerst selten schwere oder tödliche Fälle gab. Einige der Wissenschaftler haben auch etwa für Pfizer, Sanofi Pasteur, Merck und/oder GlaxoSmithKline gearbeitet.
Die Studie
Die Autoren selbst weisen auf die Impfmüdigkeit hin, um daraufhin eine Studie zu zitieren, nach der Pflegeheimbewohner, die mit mRNA-Vakzinen geimpft wurden, eine geringere allgemeine Mortalität hatten als ungeimpfte. Die Wissenschaftler wollten wissen, ob dies auch auf die allgemeine Bevölkerung zutrifft - und dies auch dann, wenn man mit Covid-19 verbundene Todesfälle ausschließt.
Dazu werteten sie Daten einer von Dezember 2020 bis Juli 2021 durchgeführten Kohortenstudie mit elf Millionen Teilnehmern mit einem Alter von mehr als zwölf Jahren aus. Davon waren 6,4 Millionen geimpft und 4,6 Millionen ungeimpft. Als nicht mit Covid-19 zusammenhängende Todesfälle wurden solche definiert, die erst nach 30 Tagen einer Covid-10-Infektion oder eines positiven Tests eintraten.
Das Ergebnis: Das relative Risiko (RR) für eine nicht mit Covid-19 zusammenhängende Mortalität betrug bei dem einmaligen Impfstoff von Johnson & Johnson gegenüber Ungeimpften 0,54, Geschlecht und Alter wurden berücksichtigt. Bei Pfizer/Johnson sank das relative Risiko nach der ersten Impfung von 0,41 auf 0,34 nach der zweiten Impfung, bei Moderna von 0,34 auf 0,31.
Anders und plastischer ausgerückt: Bei Pfizer/Biontech betrug die jährliche Todesrate bei zweimal Geimpften 3,5 Todesfälle pro 1000 geimpfte Personen, bei Moderna 3,4 und bei Johnson & Johnson 8,4. Bei den Ungeimpften lag die Mortalitätsrate hingegen bei 11,1 pro 1000 Personen pro Jahr. Die mRNA-Impfstoffe schneiden deutlich besser ab als der von Johnson & Johnson.
Die Wissenschaftler betonen, dass damit auch gezeigt wird, dass bei Geimpften das Mortalitätsrisiko nicht höher ist, wie manche Impfgegner behaupten, also dass die in den USA zugelassenen Impfstoffe sicher seien. Das relative Risiko ist bei Frauen und Männern sowie bei den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen vergleichbar. Bei den 12-17-Jährigen wurden keine Unterschiede festgestellt, auch aufgrund der geringen Todeszahlen, insgesamt starben nur zwölf Jugendliche im beobachteten Zeitrahmen.
Kein kausaler Schluss möglich
Nun lässt sich aus den Ergebnissen kein kausaler Schluss ziehen, dass die Impfstoffe irgendwie die nicht mit Covid-19 verbundene Mortalität senken. Es könnte auch damit zusammenhängen, dass die Menschen, die sich impfen lassen, gesünder sind oder mehr auf ihre Gesundheit achten. Sie könnten in der Pandemie-Zeit auch vermehrt andere Risiken als eine Corona-Infektion vermieden haben.
Allerdings wurden in der ausgewerteten Erhebung keine Todesursachen ausgewiesen. Möglicherweise starben Menschen auch erst nach 30 Tagen nach einer Infektion oder einem positiven Test, vermutlich gab es auch Todesfälle, die mit Covid-19 verbunden waren, nur dass kein Test durchgeführt wurde oder die Infektion nicht erkannt wurde.
Dieser Text erschien zuerst bei Krass und Konkret.