Corona-Pandemie: Virologen und Pädagogen müssen gleichermaßen gehört werden
Seite 2: Thesen zum Maskengebrauch in Schulen
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Die Ergebnisse meiner Recherchen möchte ich in 21 Thesen zusammenfassen:
1. Maskenpflicht in der Schule abschaffen? Bundesländer haben die Maskenpflicht gelockert, teilweise oder ganz aufgehoben. Nicht wenige Eltern und Kinderärzte begrüßen das. Andere halten das mit Virologen für unvorsichtig oder verfrüht.
2. Die Wirksamkeit von Masken wird in der populären Diskussion meist unter- oder überschätzt. Sachliche und umfassend informierte Bewertungen sind selten. Maske ist zum Fetisch eines generellen Dafür oder Dagegen geworden.
3. Es ist inzwischen durch neuere Forschungen erwiesen, dass geeignete und korrekt verwendete Mund-Nasen-Bedeckungen zusammen mit anderen Maßnahmen das Risiko einer Viren-Ansteckung oder -Verbreitung minimieren.
4. Da das Sars-CoV-2-Virus hauptsächlich durch Aerosole übertragen und verbreitet wird, ist die Ansteckungsgefahr in engen Innenräumen mit hoher Belegung und schlechter Belüftung hoch. Die trifft auf Klassenräume oft zu.
5. Es ist nachgewiesen, dass auch Kinder und Jugendliche das Virus aufnehmen und verbreiten können. U.a. belegen dies Ausbrüche in Schulen, selbst bei niedrigen Inzidenzen. Wenn Infektionen meist symptomlos oder leicht verlaufen, ist das kein Grund, Kinder von Schutz- und Verhinderungsmaßnahmen freizustellen.
6. Das Argument, dass es nur selten schwere Krankheitsfälle und Long-Covid-Auswirkungen gibt (ist das sicher?), geht am Leiden der Erkrankten und deren Eltern vorbei.
7. Es ist eine unrealistische Vorstellung vom "Kindeswohl", wenn man Kinder in einem Schonraum vor allen Belastungen und der Wirklichkeit bewahren will. Covid-19 ist eine medizinische und gesellschaftliche Realität, mit der auch Kinder konfrontiert sind.
8. Schule ist eine öffentliche Einrichtung, die an gesellschaftlich-politische Vorgaben gebunden ist. Das Infektionsschutzgesetz gilt auch für sie. Schule ist verpflichtet für den grundgesetzlich vorgegeben Gesundheitsschutz der Schüler zu sorgen. Die schließt Vorsorge gegen Infektionen in Pandemiezeiten ein, ebenso wie eine verantwortbare Reduzierung möglicher gesundheitsgefährdenden Folgen der Schutzmaßnahmen.
9. Schule ist eine fachlich-pädagogisch ausgerichtete Veranstaltung, die sich nicht von der Privatmeinung einzelner Eltern oder den Spezialauffassungen einiger Kinderärzte bestimmen lassen darf.
10. Gesunde Kinder können die meisten Belastungen und Beeinträchtigungen durch das Maskentragen kompensieren. Die Befürchtung z.B., es finde beim Normalgebrauch eine nicht kompensierbare und gesundheitsschädliche CO₂- Ansammlung unter der Maske statt, ließ sich durch Nachprüfungen widerlegen.
11. Angemessene Schutzmaßnahmen gegen Covid-19 zu treffen, hat nicht nur virologisch-epidemiologische Aspekte, sondern auch pädagogische. Wenn Kinder geeignete Masken bekommen - dafür zu sorgen, wäre staatliche Aufgabe -, Lehrkräfte kreativ-spielerisch mit dem Maskentragen umgehen, richtig anleiten, häufige Maskenpausen einräumen und alternative Unterrichtsformen ohne Maskenpflicht (Außen-Unterricht, Lerngänge) einplanen, kann Maskengebrauch – wo angebracht – zu einer Selbstverständlichkeit werden, wie das Tragen anderer schützender Bekleidungsstücke – etwa Mützen.
12. Beeinträchtigungen sind oft durch Eltern induziert. Wenn keine Vorerkrankungen nachweisbar sind, sollte ihnen in Gesprächen vermittelt werden, dass sie durch Voreinstellungen ihre Kinder instrumentalisieren und in Loyalitätskonflikte bringen.
13. Widerstrebenden älteren Schülern ist deutlich zu machen, dass es hier nicht um "Freiheit" oder verhandelbare Verhaltensweisen geht, sondern um Regeln, wie sie auch sonst in der Schule gelten.
14. In Einzelfällen sollten Kollegien flexibel reagieren und vertretbare Lösungen finden.
15. Maskentragen und AHA-Regeln können als Einübung in und Auseinandersetzung mit sozialen Regeln und Gesundheitsprophylaxe betrachtet werden.
16. Uneinheitliche Länderregelungen schaden der Plausibilität der Maßnahmen. Ebenso wirkt Nachlässigkeit und Nichtbeachtung von Erwachsenen kontraproduktiv. Der freiwillige Besuch von Gaststätten durch Erwachsene und die dortigen Maskengepflogenheiten sind nicht mit dem Maskentragen in der Pflichtveranstaltung Schule zu vergleichen.
17. Evtl. könnte Maskenpflicht durch andere Maßnahmen ersetzt werden: durchsichtige Trennwände, Luftfilter, Wechselunterricht, Abstandsbeachtung, Tests. Aber auch da gibt es Bedenken und andere Unannehmlichkeiten.
18. Vorerst - solange es unklar ist, ob (jüngere) Kinder geimpft werden sollen - sind kindgemäße und richtig eingesetzte Masken ein einfaches, wirksames und erträgliches Mittel, um in Schulen Virenschutz zu fördern. Bei höheren oder steigenden Inzidenzen ist Vorsorge gegen Covid-19 für alle wichtiger als riskantes Normalitätsbestreben.
19. In erster Linie ist das Problem der Kinder nicht die Maske; es sind Verunsicherungen und Ängste, die die Pandemie mit ihren Begleiterscheinungen auslöst. Die Isolierung in Lockdowns hat vielen zu schaffen gemacht und Folgen mit sich gebracht, die aufgearbeitet werden müssen. Es sind eher diese allgemeinen Umstände und damit verbundene Situationen als Einzelmaßnahmen, die Kinder anfällig für psychische und sich körperlich äußernde Leiden machen. Dies ist die eigentliche pädagogische Herausforderung. Sie verlangt einfühlsames Eingehen und Gegensteuern von Pädagogen. Nicht zuletzt müsste man aber auch Lehrer:innen Beratung und Unterstützung zukommen lassen, z.B. durch entsprechende Fortbildungsangebote.
20. Wann endlich orientieren sich Bildungspolitiker mehr an Aussagen von kompetenten Fachleuten (Virologen, Pädagogen, Ärzte) als an einseitigen und oft auch nur angeblichen "Stimmen des Volkes"? Das schließt nicht aus, die Stimmen von Betroffenen (Schülern, Lehrern, Eltern, vorwiegend ihrer Vertretungen) zu hören und zu gewichten.
21. Die populistische Fixierung von Bildungspolitikern auf "Normalität" in Schulen setzt Kinder und Kontaktpersonen deutlichen Gesundheitsrisiken aus – zumindest so lange die Voraussetzungen für Normalität nicht vorliegen.