Corona und das drangsalierte Kind

Seite 2: Die Enkel als Gefahr für Oma und Opa?

Im März 2020 empfahl Christian Drosten in einer Art Schnellschuss, Kinder "bis September" nicht mehr zu den Großeltern zu bringen. Kindern einzureden, sie seien eine Gefahr für Oma und Opa, sei aber nicht nur schlimm, sondern auch falsch, konterten Kritiker.

Dazu ein Beispiel: In indischen Haushalten leben Menschen wesentlich enger zusammen als in Deutschland. Eine Studie im Science Magazine Ende September 2020 ("Epidemiology and transmission dynamics of COVID-19 in two Indian states") zeigte: Selbst dort finden kaum Übertragungen von Kindern auf Erwachsene statt.

Die Critical Ma's nennen die Angst vor dem Kind als Überträger "irrational":

Kinder haben ein geringeres Lungenvolumen, sind auch oft nicht auf einer Ebene mit Erwachsenen beim Sprechen. Die übermäßige Angst davor, dass Kinder das Virus unerkannt – weil sie symptomlos sind – übertragen, war irrational und für die Kinder extrem schädlich.

Kinder = Virenschleudern?

Die Initiative wendet sich aktiv an die Presse. In einer Pressemitteilung vom 15. September 2021 macht das Mütter-Netzwerk auf die Stigmatisierung der Kinder aufmerksam:

Seit nunmehr 1 ½ Jahren werden unsere Kinder zu Unrecht als Virenschleudern und Gefahr für die Allgemeinheit dargestellt, wurden und werden weggesperrt, von ihren Freunden ferngehalten, müssen länger am Tag mit Maske herumlaufen und als jeder Erwachsene und unter wenig kindgerechten Bedingungen lernen.;;Infobroschüre

Über 3.000 Unterschriften wurden für einen offenen Brief an die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci gesammelt, "zur Evidenzbasierung der Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche sowie den Hygienemaßnahmen", wie es heißt. Die zuständige Senatsverwaltung sandte offenbar nicht einmal eine Eingangsbestätigung. Nachzulesen ist der offene Brief hier.

Kids und mögliche Spätfolgen

Es ist noch unklar, welche mittelfristigen und späteren Folgen eine Corona-Infektion für Kinder haben kann, berichtete der WDR. Virologe Drosten sagte dem Schweizer Online-Magazin Republik im Juni, dass etwa 4,5 Prozent der mit Corona infizierten Kinder selbst bei einem milden Verlauf nach einem Monat noch Symptome wie Geschmacksverlust, Geruchsverlust oder dauerhafte Müdigkeit hätten.

Als weitere Gefahr nannte Drosten das Multisystemische Entzündungssyndrom (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome, Pims), das allerdings äußerst selten auftrete.

In Deutschland sind bis zum 5. Dezember 2021 477 Pims-Fälle aufgetreten, wie aus einem Register der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie hervorgeht. Das sei eine schwere Erkrankung, die bis zu sechs Monate dauern könne – mit meist hohem Fieber und Entzündungsreaktionen in vielen Organen, die Wochen nach der akuten Corona-Infektion auftreten.

"Aus Elternperspektive wäre mein Kind geimpft. Klarer Fall. Dieses Risiko möchte ich nicht", so Drosten.

In den USA sind mehr als 700 Kinder an Covid-19 gestorben, berichtet derweil das Redaktionsnetzwerk Deutschland. Damit gehöre die Infektion dort zu den zehn häufigsten Todesursachen.

Es muss hinzugefügt werden, dass US-amerikanische Kinder eine schlechtere Gesundheitsversorgung haben, außerdem sind in den USA viele Kinder übergewichtig.

Das RKI berichtete in seinem Wochenbericht vom 23. Dezember 2021 von insgesamt 37 Todesfällen bei unter 20-jährigen. Diese Kinder und Jugendlichen waren zwischen null und 19 Jahre alt. Diese hatten zum Teil erhebliche Vorerkrankungen. In 27 Fällen lagen Angaben zu bekannten Vorerkrankungen vor.

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