Covid-Impfungen: Das Problem des "Nicht-Wissen-Wollens"
- Covid-Impfungen: Das Problem des "Nicht-Wissen-Wollens"
- Vom Nicht-Wissen-Wollen zum Nicht-Äußern-Wollen
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Tabuthema Nebenwirkungen? MDR-Reportage über Todesfall nach Impfung reißt alte Fragewunden auf. Wie kann man eine potenzielle Gefahr beurteilen, wenn man sie nicht untersucht?
Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) hat am Dienstag eine zehnminütige Reportage zum Thema "Hirnschädigung nach Impfung – Wie Hinterbliebene um Aufklärung kämpfen" gesendet. Die Reportage befasst sich mit einem Todesfall, der unmittelbar nach einer Covid-Impfung aufgetreten ist. Während Vorerkrankungen als Todesursache angegeben werden, sieht der obduzierende Pathologe eine eindeutige Beteiligung der Impfung.
Der Reportage zufolge war der im Alter von 76 Jahren verstorbene Mann zehn Tage nach seiner dritten Corona-Impfung (erste AstraZeneca, zweite und dritte Biontech/Pfizer) zusammengebrochen und von einem Rettungswagen in die Berliner Charité gebracht worden, wo er wenige Tage später starb. Der 76-Jährige litt an Parkinson und hatte zudem eine Lungenentzündung mit einer Sepsis entwickelt.
Die hinterbliebene Ehefrau und deren Tochter meldeten aufgrund der zeitlichen Nähe zur Impfung Zweifel an der Todesursache an und ersuchten die Charité um eine Obduktion. Im Bericht der Charité allerdings, der dem MDR vorliegt, ist die Rede davon, dass eine Obduktion erst zu einem Zeitpunkt gewünscht wurde, als der Leichnam bereits dem Bestatter übergeben worden war. Aber: "Wir wurden dazu einfach nie befragt", halten die beiden Frauen dagegen.
Mutter und Tochter veranlassten schließlich eigenständig eine Obduktion des Verstorbenen. Sie erfolgt am Institut für Pathologie des Klinikums Dresden Friedrichstadt, unter Leitung von Professor Michael Mörz. Dessen Autopsie-Bericht förderte andere Ergebnisse zutage, als die Untersuchungen der Charité.
Brisante Berichte
Laut Mörz’ Bericht hatte nämlich eine Lungenentzündung zwar zum Tod des 76-Jährigen geführt, allerdings fanden sich auch eine Reihe von Entzündungserkrankungen – darunter des Gehirns (Enzephalitits), des Herzens (Myokarditis) sowie der Blutgefäße. In dem betroffenen Gewebe habe Mörz mittels eines Antikörper-Tests das sogenannte Spike-Protein nachweisen können, welches das Sars-CoV-2-Virus kennzeichnet.
Da laut Mörz’ Analyse Anzeichen einer akuten Covid-19-Erkrankung auszuschließen waren und mittels Antikörpertest kein Nachweis des sogenannten Nukleokapsid-Proteins von Sars-CoV-2 erbracht werden konnte, geht Mörz davon aus, dass es sich um impf-induzierte Schäden handelte. Aufgrund der besonderen Brisanz veröffentlichte der Pathologe seine Erkenntnisse in einer Studie, die im Oktober (peer-reviewt) im renommierten Journal Vaccine erschien (Ein Fallbericht: Multifokale nekrotisierende Enzephalitis und Myokarditis nach BNT162b2 mRNA-Impfung gegen Covid-19).
In der Studie heißt es:
Dies ist der erste Bericht, der das Vorhandensein des Spike-Proteins in den enzephalitischen Läsionen nachweist und es auf eine Impfung und nicht auf eine Infektion zurückführt. Diese Ergebnisse besträtigen eine ursächliche Rolle der genbasierten Covid-19-Impfstoffe, und dieser diagnostische Ansatz ist auch für potenziell impfstoffinduzierte Schäden an anderen Organen relevant.
Studie, Institut für Pathologie "Georg Schmorl"
Tatsächlich wurden Behauptungen, das Spike-Protein verbleibe auch nach der Impfung über einen längeren Zeitraum im Körper und könne dort Gewebe und Organe schädigen, bisher vielfach für wissenschaftlich unhaltbar erachtet, entsprechend äußerten sich auch Faktenchecker. Die Frage ist also, ob es sich um einen Einzelfall handelt?
Eine im Juni 2022 im International Journal of Molecular Sciences veröffentlichte Studie des Instituts für Kardiale Diagnostik und Therapie (IKDT) der Charité kommt zu dem Ergebnis, dass "Impfstoff-kodiertes Spike-Protein" das Herz zu erreichen "scheint". Eine virale Herkunft des Spike-Proteins konnte demnach mittels PCR-Test (sog. E-Gen-Assay) ausgeschlossen werden.
Die Studie, die 15 Verdachtsfälle von impfinduzierter Myokarditis im Zusammenhang mit einer Injektion des Biontech/Pfizer-Präparats untersuchte, legt "eine durch den Impfstoff ausgelöste Autoimmunreaktion" nahe.
Obwohl ein kausaler Zusammenhang zwischen der Impfung und dem Auftreten einer Myokardentzündung anhand der Befunde nicht hergestellt werden kann, sprechen der kardiale Nachweis von Spike-Protein, die CD4+ T-Zell-dominierte Entzündung und der enge zeitliche Zusammenhang für eine durch die Impfung ausgelöste Autoimmunreaktion.
Studie, Christian Baumeier, Ganna Aleshcheva et al
Derlei Erkenntnisse sind auch deshalb brisant, weil ein kausaler Zusammenhang unter Rechtsmedizinern und Pathologen als schwierig zu beurteilen gilt. Sowohl infektionsbedingte Schäden wie auch Impfschäden lassen sich erst durch ein Erkennen von Mustern genauer eingrenzen.
Ohne Untersuchung kein Ergebnis
Der MDR hat das für die Überwachung der Impfstoffsicherheit zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) mit den Ergebnissen aus Dresden konfrontiert. In seiner Stellungnahme meldet das PEI zum einen Zweifel daran an, dass der eingesetzte Antikörper-Nachweis eindeutig auf das Spike-Protein schließen lässt.
Zum anderen beteuert das Institut, dass jeder Verdachtsfall Eingang in die Analyse finde. Bei bisher 180 Millionen verabreichten Impfdosen und drei Fällen einer "Enzephalitis und gleichzeitiger Myokarditis" sei kein Risikosignal zu verzeichnen.
Daraufhin stellt der MDR die Frage: "Wie will man ein gehäuftes Auftreten von Nebenwirkungen erkennen, wenn nicht alle Verdachtsfälle erfasst werden?"
Und damit reißt der Sender alte Fragewunden auf, die schon im Sommer des vergangenen Jahres in die Öffentlichkeit getragen wurden – etwa von Peter Schirmacher, der in der Reportage auch zu Wort kommt, wenn auch sehr knapp.
Es ist unsere Pflicht, diese Dinge zu verfolgen, zu registrieren und die richtigen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.
Der Leiter des Pathologischen Instituts am Universitätsklinikum Heidelberg hatte sich bereits im August 2021 öffentlich darüber geäußert, dass aufgrund fehlender Obduktionen von einer erheblichen Untererfassung (tödlicher) Impffolgen auszugehen sei.
Der Direktor warne vor einer hohen Dunkelziffer an Impftoten und beklage: "Von den meisten Patienten, die nach und möglicherweise an einer Impfung sterben, bekämen die Pathologen gar nichts mit", zitierte ihn das Ärzteblatt und ergänzte: "Allerdings widersprechen ihm in dem Punkt andere Wissenschaftler ebenso wie die Ständige Impfkommission (STIKO) und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI)".
Schirmacher beharre allerdings auf seiner Meinung, heißt es in dem Bericht. "Die Kollegen liegen da ganz sicher falsch, weil sie diese spezifische Frage nicht kompetent beurteilen können". Laut dem Ärzteblatt- Bericht vom Sommer 2021 stellte Schirmacher auch klar: "Er wolle keine Panik verbreiten und sei keinesfalls ein Impfgegner, sagt der Professor, der sich selbst nach eigenen Angaben gegen Corona impfen ließ."
Im März dieses Jahres hat Schirmacher seine Warnung vor der Dunkelziffer in einem längeren Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) erneuert und bekräftigt. Eine näherungsweise Bestimmung, so Schirmacher, sei nur dank des vom Land Baden-Württemberg finanzierten Obduktionsprogramms möglich gewesen.
Dieses hätte ergeben, dass rund ein Drittel des an der Uni Heidelberg obduzierten Patientenkollektivs "ursächlich" an der Impfung verstorben sei – eine Aussage, die mitten in der Impfkampagne für viel Furore sorgte.