Das Reich der Mitte im Brennpunkt zwischen Krieg und Frieden

Seite 2: " Ökonomische Nato": Der Kampf der Systemrivalen spitzt sich zu

Für eine solche Kampfansage spricht auch, dass China sich bei seinem Konzeptpapier weder auf Nato, noch auf die EU als mögliche Vermittler beruft, wie ein Kritiker gegenüber dem Guardian bemängelt.

Das kommt mit Blick auf Forderungen wie die der britischen Ex-Premierministerin Liz Truss nicht überraschend, die einer "ökonomische Nato" als Bündnis gegen China das Wort redet.

Ein anderer impliziter Streitpunkt im Konzeptpapier ist das unter Federführung der USA offen gegen China gerichtete Indo-Pacific Economic Framework.

Die Stimmung zwischen den Vereinigten Staaten und ihrem erklärten Systemrivalen hatte sich – nach dem von China als Provokation angesehenen Austausch mit dem Inselstaat Taiwan – zuletzt durch (vermeintliche) Spionage-Ballons angeheizt, die US-Präsident Joseph Biden teilweise teuer vom Firmament entfernen ließ.

Wie von Telepolis ebenfalls berichtet, kurbelte US-Außenminister Antony Blinken die Eskalationsspirale auf der MSC erneut an, als er China warnte, Russland Waffen zu liefern.

Dem US-Sender NBC News zufolge hatten "vier US-Beamte" zuvor entsprechende Behauptungen aufgestellt. Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj äußerte kurz darauf (erstmals) seine Sorge vor einem dritten Weltkrieg.

China wies die Anschuldigungen entschieden zurück. Die Staatszeitung Global Times zitiert einen Sprecher des Außenministeriums mit den Worten,

(…) dass es die USA waren, nicht China, die Waffen auf das Schlachtfeld gebracht haben. Die USA sind nicht in der Rolle, China zu sagen, was es zu tun hat. Wir würden es niemals dulden, dass die USA in Bezug auf unsere Beziehungen zu Russland mit dem Finger auf uns zeigen oder gar Zwang und Druck ausüben.

Wang Wengin

Wie von Telepolis bereits erwähnt, ist auch der Ukraine nicht an einem Konflikt mit China gelegen. Das hatte auch Selenskyj bei einer Ansprache Ende Dezember deutlich gemacht:

Globales Wachstum und internationale Stabilität sind in diesem Jahrhundert ohne die Beziehungen zu Afrika und anderen Teilen des globalen Südens nicht vorstellbar: Lateinamerika, Indien, andere asiatische Länder, einschließlich China und Südostasien, die gesamte Inselregion des Indischen und Pazifischen Ozeans.

Wolodmyr Selenskyijs

Zwar beschreibt ein im Februar 2022 erschienener Artikel des auf die Indo-Pazifik-Region spezialisierten US-Magazins The Diplomat die ökonomische Bindung zwischen China und der Ukraine als "bescheiden", an anderer Stelle verweist das Magazin allerdings auf die "profunde" Erschütterung hin, die der Kriegsausbruch für Chinas Handelswege bedeute.

Dabei rückte die sogenannte Neue Eurasische Landbrücke in den Fokus, die Russland, Ukraine, Polen und Weißrussland verbinden sollte. Wie das US-Politikmagazin Foreign Policy im März berichtete, ist der (vorläufige) Verzicht auf die "eiserne neue Seidenstraße" zugleich ein schwerer Schlag für das chinesische "Jahrhundertprojekt".