Das Wettrüsten im All ist voll entbrannt
Die USA und China rüsten um die Wette Spionage-Satelliten auf. Die Kontrahenten verwenden dabei verschiedene Technologien. Was macht die Weltraumspionage für einen künftigen Konflikt so bedeutend?
Wie die Asia Times berichtet, planen die US-Space Force (USSF) und das National Reconnaissance Office (NRO) den Bau mehrerer Satelliten, die in eine erdnahe Umlaufbahn (Low-Earth Orbit, LEO) geschossen werden. Dort sollen sie nachrichtendienstliche und militärische Aufgaben erfüllen.
Und das Air & Space Forces Magazine präzisiert, dass die Satelliten Moving Target Indication (MTI) liefern sollen, also bewegliche Ziele zu beobachten haben, um Truppen am Boden oder in der Luft bei der Verfolgung von Zielen zu unterstützen.
Spionagesatelliten im erdnahen Orbit könnten in einem künftigen Krieg entscheidend für die Zielerfassung werden, wobei es speziell um kleine und bewegliche Ziele geht.
Kleine und bewegliche Ziele überwachen
Die geplanten Satelliten werden Flugzeuge der US-Luftwaffe ersetzen, die nach Auffassung der US-Air Force in einer umkämpften Umgebung wohl nicht (mehr) überleben würden. Wie viele Satelliten benötigt werden und wann sie starten werden, bleibt jedoch das Geheimnis Militärs.
Im Vergleich zu Flugzeugen sind Satelliten weniger kostspielig im Betrieb, erfordern keine großen Unterstützungsmannschaften und sind weniger anfällig für Langstreckenraketen. Länder mit weltraumgestützter ISR (Intelligence, Surveillance, and Reconnaissance, Spionage, Überwachung und Aufklärung) haben ein geringeres Risiko von Invasionen und Überraschungsangriffen.
Und die US-Space Force baut bereits heute mehrere Satelliten-Konstellationen für den Datentransport sowie die Raketenwarnung und -verfolgung in erdnahen Umlaufbahnen auf. Man hofft, dass ein potenzieller Gegner nicht in der Lage sein wird, genügend Satelliten abzuschießen, um das Netz zu stören.
Mehr Satelliten betreiben als der Gegner zerstören kann
Satelliten haben jedoch auch viele Schwachstellen wie Cyberangriffe, hohe Start- und Ersatzkosten, Anti-Satellitenwaffen, und sie verursachen Weltraummüll. Auch die Verbreitung weltraumgestützter ISR-Fähigkeiten an Gegner der USA stellt eine Gefahr dar.
The Warzone meldete kürzlich, dass das Nationale Aufklärungsbüro (NRO) der USA eine Konstellation von Hunderten von ISR-Satelliten von SpaceX erworben hat, die sich auf die Verfolgung von Zielen für Bodenoperationen konzentrieren.
The Warzone ist überzeugt, dass das Projekt dem streng geheimen weltraumgestützten Radarüberwachungsprogramm der USSF ähnelt. Das Blatt erwähnt, dass SpaceX' Geschäftseinheit Starshield einen Vertrag über immerhin 1,8 Milliarden US-Dollar erhalten hat, um an den neuen Spionagesatelliten zu arbeiten.
Auch China rüstet seine Fernerkundung im Weltraum auf
SpaceX startet seit 2020 Prototypen. Die Satelliten sollen im Schwarm operieren können und in der Lage sein, von Russland und China eingesetzte, fahrbaren ballistischen Raketenwerfer zu lokalisieren. Zudem soll ein solches Netzwerk von Spionagesatelliten eine kontinuierliche Abdeckung der Erde bieten, um es Gegnern zu erschweren, ihre Aktivitäten zu verbergen.
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China lässt Satelliten entwickeln, der das Meer durchleuchten kann
Defense One berichtet, dass China im Begriff steht, das Monopol der USA auf satellitengestützte Fernzielerfassung zu brechen. Peking baut derzeit eine komplette Architektur von Fernerkundungssatelliten auf.
China hat in den letzten zwei Jahren über 400 Satelliten gestartet, von denen mehr als die Hälfte für die Erdbeobachtung und Überwachung des westlichen Pazifiks bestimmt sind. Seit der Gründung seiner militärischen Raumfahrtabteilung im Jahr 2015 ist die Zahl der im Orbit befindlichen chinesischen Erdbeobachtungssatelliten regelrecht explodiert.
Satelliten in Konflikten schnell ersetzen
Doch Satellitenbetreiber müssen nicht nur in der Lage sein, die Flugkörper zu starten. Sie müssen darüber hinaus funktionsunfähige, beschädigte oder alte Satelliten schnell ersetzen können, um ihre (kriegs)wichtigen weltraumgestützten Dienste aufrechtzuerhalten.
In den USA ist man besorgt, dass Peking in Bezug auf die Fähigkeit, beschädigte oder zerstörte Satelliten während eines Konflikts schnell zu ersetzen, Washington bereits übertreffen könnte. Dabei setzt China durchaus auch auf unkonventionelle Technologien, wie etwa Startkatapulte.
Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch, dass die USA und Chinas beim Start von Satelliten unterschiedliche Ansätze verfolgen. Der US-Raketenbau konzentriert sich auf die Nutzlastkapazität, die Zuverlässigkeit und die Effizienz, um auf diese Art so viele Satelliten wie möglich mit einem einzigen Start auszubringen.
Große gegen kleine Raketen
Das hat zur Entwicklung großer, flüssigkeitsbetriebener Raketen geführt, die komplexe Positionierungs- und Betankungsprozesse sowie fortschrittliche Bodenunterstützungseinrichtungen erfordern.
Im Gegensatz dazu hat sich China auf die Entwicklung mobiler Feststoffraketen konzentriert, die keine komplexe Startinfrastruktur benötigen. Diese kleineren Raketen können zwar nicht so viele Satelliten transportieren, aber sie können auch von abgelegenen Standorten aus gestartet werden, was sie zum idealen Werkzeug macht, um beschädigte oder zerstörte Satelliten zu ersetzen.
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