Das fossile Energiesystem schädigt die Gesundheit

Seite 2: "Lancet Countdown": düsteres Bild der globalen Gesundheit

Hitzebedingte Todesfälle nahmen im Zeitraum von 2017 bis 2021 um 68 Prozent gegenüber dem Zeitraum 2000 bis 2004 zu. Der Klimawandel begünstigt außerdem die Ausbreitung von Infektionskrankheiten, hier werden etwa Vibrionen in Küstengewässern, Malaria und Dengue genannt. Klimaerwärmung und Extremwetter führten außerdem zu geringeren Ernteerträgen und Ausfall von Ernten, sodass immer mehr Menschen unter Ernährungsunsicherheit und Hunger leiden.

Die Ernährungskrise wurde verschärft durch die Covid-19-Pandemie und durch die jüngste Energiekrise und steigende Lebenshaltungskosten im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Und obwohl die Gesundheitssysteme im Angesicht der vielen Negativfaktoren eigentlich gestärkt werden müssten, finden sich diese vielfach in einem durch die Pandemie und die Preisanstiege geschwächten Zustand.

Auch Städte reagieren bislang zu wenig auf die globale Erwärmung und das Risiko von Hitzewellen. Nur 27 Prozent der urbanen Zentren waren 2021 mäßig begrünt. Aber nicht nur bei der Anpassung an den Klimawandel mangelt es, in erster Linie geschieht dem Bericht zufolge viel zu wenig, um die globale Erwärmung überhaupt einzudämmen.

In dem 30-jährigen Bestehen des UN-Rahmenübereinkommens über Klimaänderungen ist die Kohlenstoffintensität des globalen Energiesystems um weniger als ein Prozent gesunken, die weltweite Stromerzeugung wird immer noch von fossilen Brennstoffen dominiert, und erneuerbare Energien tragen nur mit 8,2 Prozent zur globalen Energieerzeugung bei.

Mangelnder Zugang zu sauberer Energie führt dazu, dass viele Haushalte noch immer auf traditionelle Weise mit Biomasse heizen oder kochen und sich damit sehr hohen Feinstaubbelastungen aussetzen. Rekordgewinne der fossilen Konzerne werden noch verstärkt durch anhaltende Subventionen.

69 (80 Prozent) von 86 untersuchten Länder hatten netto-negative Kohlenstoffpreise (d.h. Nettosubventionen für fossile Brennstoffe) in Höhe von insgesamt 400 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019, wobei die Beträge oft vergleichbar mit ihren gesamten Gesundheitsbudgets waren oder diese sogar überstiegen.

Neben dem Umbau des Energiesektors wäre die Umstellung von Ernährungsweisen ein Ansatzpunkt, der die Klimaerwärmung verlangsamen und zur allgemeinen Gesundheit beitragen könnte, vor allem eine Reduktion des Fleisch- und Milchkonsums. Hierdurch könnte gleichzeitig das Risiko für Zoonosen (von Tieren auf Menschen übertragener Krankheiten) gesenkt werden.

Die nunmehr siebte Ausgabe des "Lancet Countdown", der erstmals 2012 veröffentlicht wurde, zeichnet das düsterste Bild seit Erscheinen. Die Autor:innen kommen zu dem Urteil, dass das isolierte Betrachten einzelner Krisen – wie es von den Regierenden der meisten Länder betrieben wird – nicht zielführend ist. Stattdessen müsse die menschliche Gesundheit bei der Antwort auf die verschiedenen Krisen in den Mittelpunkt gestellt werden.

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