Das galaktische Endspiel
"Star Trek Voyager" läuft in Amerika gerade aus, während die Dreharbeiten zu einer neuen Enterprise-Staffel beginnen und ein 10. Kinofilm kommt auch noch
Der Weltraum. Unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer des Raumschiff Enterprise.... Genau so begann vor 1966 eine Fernsehserie, mit deren Titel ihr Erfinder Gene Roddenberry an alte Siedlerzüge erinnern wollte: "Star Trek", dessen erste 79 Episoden in Deutschland mangels einer guten Übersetzungsmöglichkeit schlicht "Enterprise" hießen, wurde nach anfänglichen Sendeplatzproblemen mit seinen vier verschiedenen Serien und insgesamt neun Kinofilmen in mehr als 100 Ländern zu einem weltweiten Phänomen. Dabei brechen nun für viele Fans von Captain Kirk, Picard, Sisko oder Janeway neue Zeiten an, denn gleich zwei Ereignisse ließen die letzten zwei Wochen zum besonderen Monat im Fankalender werden. Mit dem bezeichnenden Titel "Endgame" lief am Mittwoch letzter Woche im US-Fernsehen die letzte zweiteilige Folge von "Star Trek Voyager", worin seit sieben Staffeln die Geschichte vom weiblichen Captain und ihrer Crew erzählt wird. Und als ob die Mutterfirma UPN im Vorfeld ein Trostpflaster verteilen wollte, verkündete der Präsident von United Paramount Network Tom Nunan in New York vor knapp zwei Wochen den Beginn der Dreharbeiten zu einer neuen Star-Trek-Serie, die nun auch in Amerika schlichtweg nur "Enterprise" heißen wird.
Dabei ist sich UPN der enormen Bedeutung dieser Serie mehr als bewusst, denn trotz leicht fallender Einschaltquoten und enormer Konkurrenz durch erfolgreiche Fantasyserien wie "Buffy" oder "Akte-X" ist das gesamte Star-Trek-Franchise immer noch so etwas wie die Lizenz zum Gelddrucken. Beim Budget für den zweistündigen Pilotfilm griff Paramount mit fast 15 Millionen Dollar dann auch überdurchschnittlich tief in die Tasche. Produzent Rick Berman, seit schon seit der zweiten Serie "Star Trek - The Next Generation" mit an Bord ist und deren 178 Episoden seit dem 14. Mai wieder täglich um 16 Uhr auf Sat 1 wiederholt werden, umschrieb auf der Enterprise-Pressekonferenz die Tragweite des Weltraumepos:
"Star Trek hat seit 35 Jahren einen festen Platz im Gedächtnis der Fernsehzuschauer und fast jeder wird wissen, was ein Photonentorpedo, ein Klingone, das Beamen oder der Warpantrieb ist. Diese Begriffe sind Teil unserer Kultur geworden und genau auf diese Vertrautheit wird man bei der neuen Serie bauen können."
Die fünfte aller Star-Trek-Serien ist im 22.Jahrhundert angesiedelt, etwa 150 Jahre bevor James T. Kirk, Sulu oder Scottie ihre Abenteuer begannen. In fast greifbarer Nähe liegt die Handlung 100 Jahre in der Zukunft von der heutigen Zeit an und somit bleiben den Produzenten einige Möglichkeiten, die Vorgeschichten und Anfänge vieler bekannter Personen und Handlungssträngen zu erzählen. Bei der Hauptrolle des Captain Jonathan Archer entschied man sich für den Schauspieler Scott Bakula, der deutschen Zuschauern aus der Serie "Quantum Leap - Zurück in die Vergangenheit" bekannt sein dürfte und dafür in den USA auch eine Golden-Globe-Auszeichnung gewann.
Der Rest der Crew setzt sich aus der vulkanischen Kommandeurin T'Pau (Jolene Blalock), dem außerirdische Arzt Doctor Phlox (John Billingsley), dem Steuermann Joe Mayweather (Anthony Montgomery) sowie Cheftechniker Charlie "Spike" Tucker (Dominic Keating) und Waffenoffizier Malcolm Reed (Connor Trinneer) sowie der Asiatin Hoshi Sato (Linda Park) zusammen.
Gegenüber der Los Angeles Times erklärte Co-Produzent Brannon Braga die Zielrichtung der neuen Serie. "Das Grundkonzept der Idee muss weiterentwickelt werden und der Reiz an Star Trek lag immer in der Tatsache, dass die dargestellten Charaktere bessere Menschen sind. In den Serienfolgen von "Deep Space Nine" und "Voyager" wurde dies oft gegenteilig dargestellt. Kehren wir deshalb wieder zurück zum Rezept von "The Next Generation"? Bestimmt nicht und ich verspreche, dass "Enterprise" eine Mischung aus allem sein wird!"
Grundmotiv von insgesamt 172 Stunden "Star Trek Voyager" war seit der ersten Folge "Caretaker" die lange Erdenrückreise vom 70.000 Lichtjahre entfernten Deltaquadranten, in den das Raumschiff durch einen Zwischenfall verschlagen wurde. Somit bewegt in Aussicht auf die letzte Folge die Fans der Serie eine einzige quälende Frage: Wird es die Crew um Captain Janeway (Kate Mulgrew), der Ex-Borgdrohne Seven of Nine, den Koch Neelix (Ethan Philips), die Klingonin B'Elanna Torres (Roxann Biggs-Dawson), den Piloten Tom Paris (Robert Duncan McNeill), dem zweiten Commander Chakotay (Robert Beltran) und dem Vulkanier Tuvok (Tim Russ) gelingen, endlich wieder nach Hause zu kommen? Die vorletzte Samstagsausgabe der amerikanischen Fernsehbibel TV-Guide deutete mit ihrer Schlagzeile "Bon Voyager" ein gutes Ende an, aber so einfach dürfte es dann doch nicht ablaufen. Deutsche Trekkies, die diesen Begriff oft nicht gerne hören, werden wie üblich das große Finale erst ein Jahr später erleben, denn beim Fernsehsender Sat1 läuft mit der ersten von zwei Folgen namens "Unimatrix Zero" am 8.Juni die letzte Folge der sechsten Staffel, während die siebte Staffel erst im August und wieder am Freitag-Abend angegangen wird.
Wer vielleicht trotzdem schon einmal die Auflösung wissen will, dem darf in den folgenden Zeilen gerne der Inhalt verraten werden, alle anderen sollten bitte einen Absatz überspringen: Die letzte Folge beginnt zeitlich 10 Jahre nach der Rückkehr der USS Voyager zur Erde. Harry Kim (Garrett Wang) sieht man als Captain eines Raumschiffs namens Rhode Island, während Tom Paris sein Glück mit dem Schreiben von Holo-Novellen gefunden hat. Seine Frau B'Elanna Torres hat eine Schlüsselrolle mit ihrer Verbindung zum klingonischen Imperium und auch ihre gemeinsame Tochter kommt dabei ins Spiel. Zeitreisen, der Kampf mit den Borg-Wesen sowie der Borg-Queen und ein Captain Janeway in zwei Alterstufen gehören zu den anderen Highlights dieser Schlussfolge. Daneben erfährt der Zuschauer endlich den Namen vom Holo-Doktor (Robert Picardo), der sich kurz vor seiner Hochzeit mit einer Blondine namens Lana dann noch ganz banal Joe nennt. Die Heirat zwischen Seven of Nine and Chakotay findet dagegen kein gutes Ende: Seven of Nine, gespielt von Jeri Ryan und schon seit langen der Episodenretter überhaupt, stirbt kurz vor der Heimkehr und auch Chakotay rafft es bald dahin.
Für alle Star-Trek-Fans, die sich mit der Idee einer neuen Serie oder dem Ende von "Voyager" noch nicht anfreunden können, dürfte der seit "Star Trek - The Motion Picture" (1979) nun zehnte Kinofilm als weiteres Trostpflaster dienen. Die Dreharbeiten mit Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard und Brent Spiner als Lt. Commander Data beginnen noch dieses Jahr und erste Drehbuchentwürfe lassen durchblicken, dass Regisseur Jonathan Frakes, der auch die Rolle des Commander Riker spielt, wieder einen klassischen Blockbuster-Plot bevorzugt: Captain Picard muss eine romulanische Rebellion niederschlagen, bevor diese die Erde angreifen können. Auch hier also wieder der alte Kampf von Gut gegen Böse, irgendwo im Weltraum, in den unendlichen Weiten der Kinowelt. Oder mit den neuen Abenteuern von Jonathan Archer und genau zwischen zwei Werbeblöcken. Ab Herbst und immer Mittwochs um 20 Uhr.