"Das stabilste und zuverlässigste Windows aller Zeiten"
Microsoft bastelt an Windows Whistler
Im nächsten Sommer soll es soweit sein: Microsoft kündigt das "stabilste und zuverlässigste Windows aller Zeiten" an. Solch vollmundige Ankündigungen kennt man von dieser Firma zur Genüge, die Realität sah oft anders aus - nämlich so, dass brauchbare Versionen des jeweiligen Betriebssystems erst wenige Wochen vor Auslieferung des Nachfolgers verfügbar waren.
"Whistler", so der einstweilige Projektname, soll laut Konzern die beiden Produktfamilien WinNT und Win98/ME zusammenführen. Andererseits wird es eine "Bussiness"-, eine "Personal"- und eine "Server"-Version von Whistler geben. Im Moment befindet sich Whistler im ersten Betastadium; es folgt ein Überblick über einige Neuheiten und Änderungen im Vergleich zu den im Moment gängigen Windows-Versionen.
Wie Windows 2000 ist auch Whistler für Rechner gedacht, an denen mehrere Menschen arbeiten. Im Gegensatz zu Win2000 soll die Konfiguration der Multi-User Features relativ einfach sein, allerdings weit mehr Sicherheit und Schutz vor unberechtigtem Zugriff bieten als das in dieser Hinsicht nicht gerade vorbildliche Windows98. Ohne CTRL-Alt-Entf-Affengriff wird das Einloggen in Zukunft mit einem Mausklick bewältigt, auch die Veränderungen der Einstellungen sollen wesentlich vereinfacht werden.
In der Beta1-Version bietet Whistler zwei Desktop-Varianten an: "Classic" und "Whistler". Die erste Variante erinnert natürlich stark an die seit Win95 gewohnte Oberfläche, während die Einstellung "Whistler" mit allerhand multimedialem Brimborium lockt: mehr Animation, mehr buntes Geflimmer, (vielleicht dadurch aber auch mehr Absturzgefahr?). Die Oberfläche soll allerdings bis zur endgültigen Version noch einige Veränderungen erfahren.
Das Startmenü wird in Zukunft zweispaltig sein: links finden sich die Programm-Icons, während in der rechten Spalte Zugriff auf Arbeitsplatz, Eigene Dateien-Ordner und die Systemsteuerung ermöglicht wird. Mit dem neuen Design will Microsoft das "für Neueinsteiger verwirrende" Treppensystem der älteren Betriebssysteme endgültig überwinden. Der Zugriff auf den jeweiligen Programmstartbutton soll bereits direkt nach dem Klick auf den "Start"-Knopf erfolgen.
Auch der "Arbeitsplatz", im englischen weit sinnvoller "My Computer" genannt, wird einer Generalüberholung unterzogen. Neben einer neuen, übersichtlicheren Anordnung wird ein kleiner Task-Button implimentiert, der Vorgänge wie etwa das Suchen von Dateien direkt vom Arbeitsplatz aus ermöglichen bzw. erleichtern soll.
Das Hilfesystem von Whistler baut auf dem von Windows Millenium auf. Ein IE-ähnliches Fenster, dass theoretisch die Möglichkeit zum Remote-Troubleshooting durch Microsoft-Spezialisten über das Netz bieten würde (wie "theoretisch" das ganze ist, weiß jeder, der auch nur telefonisch versucht hat, brauchbare Unterstützung von Microsoft zu erhalten). Interessant an dieser Funktion ist eher die Möglichkeit, auch dem Windows-Spezialisten aus dem privaten Umfeld Zugang über das Netz zu gewähren. Das soll allerdings erfreulich unkompliziert vonstatten gehen. Nach dem Öffnen des Hilfe-Fensters wird einfach "Remote Assistance" angeklickt. Die E-Mail-Adresse der um Hilfe ersuchten Person wird eingegeben und das Problem kurz beschrieben. Für diesen "Invitation" genannten Vorgang wird ein Passwort bestimmt, ebenso wird die Höchstdauer der Zugriffsberechtigung festgelegt. Wenn der Helfer ebenfalls mit Whistler arbeitet, kann er nicht nur selbst eingreifen, sondern dem User auch bei der Arbeit zusehen und über ein Chat-Fenster mit ihm kommunizieren.
Wann und unter welchem Namen Whistler erscheinen soll, ist noch ungewiss. Microsoft Product Manager Mark Croft betont, dass der ersten Beta-Version noch mindestens zwei weitere Testausgaben folgen sollen, vor Sommer 2001 sei auf keinen Fall mit Whistler zu rechnen. Es ist auch noch jede Menge zu tun.
Denn Microsoft hat sich vorgenommen, neben einem stabilen Betriebssystem mit Whistler (oder Windows 2002, wie es letztlich wohl heißen wird) auch die "Killer Game Platform" zu schaffen. Wirklich alle PC-Games, deren Inbetriebnahme von den letzten Windows-Versionen verweigert wurden, sollen auf Whistler laufen...