Das tägliche Blutbad in Sri Lanka

Seite 6: Die Eroberung des Nordostens bedeutet kein Ende des Krieges

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Viele Beobachter behaupten, mit der baldigen Vernichtung der LTTE werde der Bürgerkrieg enden. Diese Hoffnungen sind völlig unrealistisch. Blutig erobertes Territorium sollte nicht mit einer politischen Lösung verwechselt werden.

Der ethnische Konflikt kann nicht durch die Brille eines "war on terror", sondern nur im Hinblick auf die Geschichte des Landes verstanden werden. Um einen dauerhaften Frieden zu erreichen, müsste die Regierung sehr bald Vorschläge präsentieren, wie eine gleichberechtigte Partizipation der verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen am Staat in Zukunft gewährleistet werden soll. Derzeit gibt es allerdings keinerlei Anzeichen für eine solche Entwicklung. Im Gegenteil: Der singhalesische Nationalismus ist auf dem Höhepunkt seiner Macht, die singhalesisch-buddhistische Hegemonie war lange nicht mehr so unangefochten.

Diesen Triumphalismus spüren nicht nur Tamilen und Moslems, sondern sogar singhalesische Christen. Jeder, der eine andere Meinung hat und nicht in das nationalistische Fahnenmeer passt, das derzeit den Süden des Landes überschwemmt, muss um sein Leben fürchten. Es gibt erste Hinweise, dass die Mörder des oben erwähnten Sunday Leader-Herausgebers Wickrematunge aus dem Umfeld des Militärgeheimdienstes kommen.

Die Asian Human Rights Commission (AHRC) warnte denn auch davor, die Entwicklung weise in Richtung einer mit Hilfe bestimmter Sektionen des Militärs errichteten Diktatur. In jedem Fall ist zu befürchten, dass der enorm aufgeblähte Militärapparat nun seinen politischen Tribut fordern wird. Schon kündigte der Präsident an, in jedem Wahlkreis Mitglieder der Streitkräfte auf die Wahllisten zu setzen.